Meditation: Was, wie und wozu?
Einführung
Dies ist der vierte Vortrag, zuvor wurde schon gesprochen über:
- Was ist Yoga?
- Die 3 Wirkungsebenen des Yoga: Harmonie, Erweckung, Transzendenz
- Die 6 Yoga-Wege
- Die 3 Körper und die 5 Hüllen
Meditation spielt überall eine Rolle. Meditation gehört zu den Hauptpraktiken des Yoga. Im ganzheitlichen Yoga nach Yoga Vidya gibt es die folgenden Hauptpraktiken:
- Asanas (die Körperübungen)
- Pranayama (die Atemübungen)
- Tiefenentspannung (Shavasana)
- Meditation
- Mantra singen
Meditation gehört also zu den Hauptpraktiken des Yoga und ein spiritueller Mensch sollte täglich meditieren.
Was ist Meditation?
Was Meditation ist, ist gar nicht so einfach zu erklären. Auf der einen Seite ist Meditation ein Zustand, auf der zweiten Ebene ist Meditation eine Praxis. Als Zustand ist Meditation der Zustand der vollkommenen Gedankenleere, der Zustand der Erfahrung der Einheit. Wenn Gedanken nicht mehr da sind, bei voller Bewusstheit, ist dieser Zustand die wahre Meditation. Dort wollen wir hinkommen.
Meditation als Praxis, im engeren Sinne, heißt, du setzt dich ruhig hin, du hast den Rücken gerade und dann übst du etwas, was deinen Geist zur Ruhe bringt. Es gibt verschiedene Meditationstechniken und es gibt verschiedene Meditationsschritte, bis du schließlich im höchsten Stadium der Meditation landest, in Samadhi.
Zur Meditation gehört, dass du dich vor der Meditation in einen meditativen Zustand hinein begibst, z.B. indem du einen Altar hast, eine Kerzenflamme entzündest oder eine Öllampe, indem du vielleicht vorher andere Praktiken machst, wie Asanas oder Pranayama. Wenn du am Abend direkt meditieren willst, z.B. nach deinem Job, dann kann erst eine Tiefentspannung hilfreich sein, danach ist dein Geist klar. Manche mögen es auch vor der Meditation etwas zu lesen, Mantras zu singen oder eine Mantra-Meditations-Musik zu hören. Dann setzt du dich hin. Zum Sitzen gibt es viele Möglichkeiten: Kreuzbeinig, kniend, oder auf einem Stuhl. Im Yoga empfehlen wir besonders die kreuzbeinige Sitzhaltung. Es gibt auch Videos von Yoga Vidya, wo alle Sitzhaltungen beschrieben werden. Die bekanntesten, populärsten Sitzhaltungen sind:
- Kreuzbeinige Sitzhaltung im Schneidersitz (Sukhasana)
- Beine voreinander geben (Muktasana)
- Halber Lotus, wo ein Fuß oberhalb des Oberschenkels ist, der andere unten (Siddhasana)
Für das Sitzen ist es gut ein Kissen zu haben. Es gibt auch Menschen, die ohne Kissen gut sitzen können, die meisten setzen sich auf ein Kissen, an den Rand des Kissens, so dass der Beckenkamm leicht nach vorne kommt. So ist die Doppel-S-Kurve der Wirbelsäule vorhanden. Wenn du dich so hingesetzt hast, ist es wichtig, gerade zu sitzen und die Schultern nach hinten zu geben. Die Hände kannst du entweder falten, übereinander geben oder sie auf die Knie legen, Zeigefinger und Daumen können sich dabei berühren oder die Handflächen sind nach oben oder unten.
Wenn du so ruhig sitzt, hast du den ersten Schritt der eigentlichen Meditation: Asana. Der zweite Schritt der Meditation wäre tief zu atmen: Pranayama, dritter Schritt wäre das Hineinversetzen in einen meditativen Gemütszustand: Pratyahara, z.B. durch eine Affirmation, ein Gebet, Gedanken des Wohlwollens oder der Visualisierung von Licht. Natürlich ist es auch gut einen Meditationsschal zu haben, damit fühlst du dich geborgen und es kann dir helfen zur Ruhe zu kommen. Dann folgt der eigentliche Teil der Meditation, als Dharana bezeichnet, Konzentration. Du wählst ein bestimmtes Meditationsthema, mit dem du meditierst.
Wenn du mit der Technik meditierst und in die Tiefe der Meditation gehst, kommst du erstmal in Dhyana, das ist der eigentliche Meditationszustand, wo du anstrengungslos meditierst, eine Bewusstseinserweiterung hast, eine Freude erfährst, eine Liebe erfährst, eine Klarheit des Geistes hast, die irgendwann in Samadhi mündet, in dem überbewussten Zustand.
Diese Stufen der Meditation werden an anderer Stelle genauer besprochen, wenn es um die Ashtangas geht, die acht Stufen des Yoga. Dies hier ist eine Einführung zum Thema Meditation. Wenn du tiefer gehen willst, ist der 10-wöchige Meditationskurs für Anfänger zu empfehlen, es gibt einen mehrwöchigen Mantra-Meditationskurs und auch einen Vedanta-Meditationskurs, alles als Video-Reihe, wo du noch sehr viel mehr darüber erfahren kannst.
Die einfache Mantra-Meditation
Erklärung der Technik
- Du setzt dich gerade und bewegungslos hin.
- Du atmest tief ein und aus.
- Du machst etwas um den Geist zur Ruhe zu bringen, mit einer Affirmation oder Visualisierung.
- Du lässt den Atem fließen, wie er von selbst fließen will, du wiederholst ein Mantra, wie z.B. Om und danach beobachtest du, was auch immer geschieht.
Diese Technik gehört zu den sogenannten Achtsamkeitsmeditationen, d.h. du beobachtest, was geschieht, du bist neugierig. Bei dieser Art von Meditation gibt es keine gute oder schlechte Meditation, es gibt nur Achtsamkeit, Beobachtung, Akzeptieren und Loslassen.
Anleitung für die einfache Mantra-Meditation
Sitze ruhig und gerade,
Wirbelsäule aufgerichtet,
Schultern entspannt,
Kiefergelenke entspannt,
Augen entspannt.
Atme ein paar Mal tief ein und aus.
Dann singen wir 3x Om, um Körper, Geist und Seele zu Harmonie zu führen.
Om, Om, Om.
Richte dich noch mehr auf,
vertiefe deinen Atem,
atme 3-4 Sek. lang ein, Bauch geht hinaus,
atme 3-4 Sek. lang aus, Bauch geht hinein,
einatmen, Bauch geht hinaus,
ausatmen, Bauch geht hinein.
Beim Einatmen kannst du auch wiederholen: Ich öffne mich.
Beim Ausatmen: Ich lasse ganz los.
Ich öffne mich.
Ich lasse ganz los.
Jetzt lasse den Atem fließen, wie er von selbst fließen will.
Atme sanft ein, atme sanft aus.
Oder eben so, wie es von selbst geschieht.
Der Atem mag langsamer oder schneller werden, tiefer oder flacher.
Verbinde jetzt den Atem mit einem Mantra, wie z.B. Om.
Einatmen Om.
Ausatmen Om.
Und beobachte dann, was geschieht, während der Atem fließt und während du Om wiederholst.
Beobachte, wie der Atem ein und ausströmt, vielleicht spürst du dabei die Bewegung des Bauches.
Vielleicht spürst du auch den Temperaturunterschied in den Nasendurchgängen beim Ein- und Ausatmen, beim Einatmen werden die Nasendurchgänge kühl, beim Ausatmen warm.
Vielleicht kommen zwischendurch auch andere Gedanken in den Geist, beobachte sie.
Und lasse sie los.
So wie der Atem ein- und ausströmt, das Mantra einen Anfang hat und ein Ende, so hat auch jeder Gedanke einen Beginn und ein Ende.
Vielleicht spürst du dabei auch ein schönes Gefühl im Herzen,
vielleicht siehst du auch Licht in der Stirngegend.
Beobachte alles und sei neugierig.
Halte an nichts fest.
Atem kommt, Atem geht.
Mantra kommt, Mantra geht.
Meditiere so weiter während der nächsten 9 Minuten in der Stille.
Stille…
Om, Om, Om.
Lokah Samastah Sukhino Bhavantu.
Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren.
Om Shanti, Shanti, Shanti.
Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki Jay
Abschluss
Zusammenfassung
Das waren die einfache Mantra-Meditation und zuvor einige Informationen über Meditation: Zum Abschluss noch ein paar Worte über die Meditation. Meditation ist der Zustand der Ruhe des Geistes bei voller Bewusstheit, Transzendenz. Meditation ist eine Praxis, es gibt viele Arten von Meditation, Meditation hat eine Bedeutung in allen sechs Yoga Wegen.
Wirkung der Meditation
Mediation wirkt, wie alle Yoga-Übungen auf drei Ebenen:
- Auf der Ebene der Ruhe und der Harmonie des Geistes: Wenn du meditierst, kannst du ruhiger sein. Es gibt so viele Studien, die zeigen, dass Meditation gut gegen alle stressbedingten Probleme gut ist. Meditation ist auch gut für die Psyche: Meditation hilft dir, immer wieder zur Ruhe zu kommen. Eine einfache Weise, dir etwas Gutes zu tun ist, jeden Tag zu meditieren.
- Meditation ist aber nicht nur da für mehr Entspannung, Harmonie und Ruhe, Meditation hilft auch, dass sich von innen heraus Fähigkeiten und Kräfte aktivieren. Wenn der Geist zur Ruhe kommt, kommt das zum Vorschein, was tiefer in dir ist. Wer regelmäßig meditiert, erfährt mehr seine Talente und Fähigkeiten, erfährt mehr den Ruf der Seele und hat mehr Kraft viel zu bewirken. Es gibt sogar spezielle Meditationstechniken, die dir helfen die höheren Kräfte des Geistes zu aktivieren. Auch darüber wird im Laufe dieses Kurses noch gesprochen.
- Schließlich ist Meditation eine Praxis um in die Transzendenz zu kommen. Schon die Achtsamkeitsmeditation hilft dir dabei. Du beobachtest den Körper und weißt: Ich bin nicht der Körper. Du beobachtest den Atem und weißt: Ich bin nicht der Atem. Du beobachtest die Gefühle und Gedanken und du weißt: Ich bin nicht die Gefühle und Gedanken. So erfährst du dich selbst als Bewusstsein jenseits von Körper, Energien, Gefühlen, Gedanken. Schon diese einfache Achtsamkeitsmeditation kann dir eine transzendente Erfahrung und Bewusstheit schenken.
Tipp für den Alltag
Meditiere jeden Tag, meditiere im Bewusstsein, es tut dir gut um in Harmonie und Ruhe zu kommen, es hilft dir in deine Kraft zu kommen und es hilft dir das zu erfahren, was du wirklich bist.
___
Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
Kommentare