Jetzt will ich sprechen über die Mantras, die wir zu Beginn und am Ende von Yogastunden wiederholen. Bei Yoga Vidya singen wir nämlich zu Anfang und zum Schluss von Yogastunden dreimal Om, die eine oder andere Sanskrit-Shloka, also Anrufungsverse und Om Shanti, Om Frieden. Durch die Mantras wird eine spirituelle Schwingung erzeugt. Der Yogalehrer ruft die göttliche Kraft an und bittet um Führung. Er macht sich frei von allen Alltagsgedanken, stimmt sich auf die Schüler und die Meister ein und wird zum Instrument. Zum Abschluss dankt der Yogalehrer für die göttliche Führung, bringt die Yogastunde ganz Gott dar und bittet um Segen und Heilkraft für alle, die in der Yogastunde waren und alle, die demnächst mit den Teilnehmern in Berührung kommen.

Diese Art der Mantra-Wiederholung zu Anfang und Ende der Yogastunden, ist in Indien weit verbreitet. Bei Yoga Vidya singen wir nach der Anfangsentspannung typischerweise dreimal Om. Es liegt dann im Ermessen und an der Inspiration des Yogalehrers, welches Mantra er dann rezitiert. Swami Vishnu-devananda hat die fünf Strophen der Gajananam Stotra für besonders geeignet gehalten. Man kann aber auch „Asato Ma Sat Gamaya“ wiederholen oder „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“ oder auch das „Sarva Mangala Mangalye“ oder ein anderes Mantra seiner Wahl rezitieren. Das Gajananam, also die Gajananam Strotra selbst, besteht aus fünf Dhyana Shlokas, also fünf Strophen zur Anrufung eines Aspektes Gottes, zu Beginn einer Meditation. Diese fünf Dhyana Shlokas stammen aus verschiedenen Schriften und sind uralte Sanskrit-Verse.

Swami Sivananda hat sie z.B. in seinem Buch „Japa Yoga“ zusammen mit vielen weiteren Dhyana Shlokas aufgeführt. Die spezifische Zusammensetzung dieser fünf Dhyana Shlokas stammt vermutlich von Swami Vishnudevananda selbst. Jedenfalls sagte Swami Vishnudevananda einmal im engeren Kreis, dass seine Energie immer da sein werde, wenn man das volle Gajananam mit Konzentration auf ihn rezitiert. Eine Zusammensetzung von Shlokas wird eben auch Stotra genannt.

So nennen wir bei Yoga Vidya diese fünf Dhyana Shlokas zusammen auch die Gajananam Stotra. Diese Gajananam Stotra folgt einer besonderen Logik. Zuerst wird Ganesha angerufen, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, so dass man anfangen kann. Als nächstes wird Sharavanabhava, also Subramanya, angerufen für Kraft und innere Stärke und für Energie und Konzentration in der Yogastunde. Als drittes folgt dann Saraswati, welche für Intuition, Kreativität und die Entfaltung innerer Fähigkeiten und Erlangung höheren Wissens steht. Dann folgt der Guru in der vierten Shloka, was für die Bitte um Führung steht. Schließlich folgt ein Mangala Mantra, also ein Segens-Mantra, in welcher die göttliche Mutter angerufen wird für Segen und alles Gute für alle Anwesenden. Dreimal „Om Shanti“ schließt das Mantra zu Beginn einer Yogastunde ab. Dann sind Lehrer und Schüler eingestimmt, bereit für eine tiefe Erfahrung.

Wenn man zu Anfang so ein Mantra wiederholt, wird die Erfahrung in der Yogastunde sehr viel tiefer und die Yogastunde wird meditativer, spiritueller, die Wirkung ist sehr viel größer. Dreimal Om und Shanti wird auch am Ende einer Yogastunde gesungen. Zunächst dreimal Om, dann folgt ein Mangala Mantra, also ein Mantra des Wohlwollens. Swami Vishnudevananda hat besonders das Mahamrityunjaya Mantra empfohlen, also das „Om Tryambakam“, aber auch das „Asato Ma“, das „Sarva Mangala Mangalye“, so wie das „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“, kann am Ende rezitiert werden, gefolgt von dreimal Shanti und Frieden. Damit ist dann natürlich auch ein Wunsch verbunden: „Möge die Kraft dieser Yogastunde noch lange nachwirken und bei allen Gesundheit, Wohlergehen, Freude stärken.“ Zum Schluss folgt dann der Dank und die Ehrerbietung an die Meister: „Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki – Jaya.“ Manche wiederholen auch den zweiten Vers: „Om Bolo Shri Guru Swami Vishnudevananda Maharaj Ji Ki – Jaya.“ Manche Yogalehrer bei Yoga Vidya rufen dabei nur Swami Sivananda an, manche auch Swami Vishnudevananda.

Durch das gemeinsame Rezitieren dieser Mantras am Ende der Yogastunde wird eine Schwingung des Friedens, der Verbundenheit erzeugt. Diese Mantras am Ende berühren die Herzen der Teilnehmer oft sehr tief. Es wird eine Friedenskraft erzeugt, die in der feinstofflichen Ebene, in der Akasha-Gedankenwelt, wirkt und, so hoffen wir mindestens, die Kräfte des Friedens und des Wohlergehens in der ganzen Welt stärkt. Und ich möchte auch immer Menschen ermutigen, wann immer man eine spirituelle Praxis macht, ob Meditation oder Asana oder Pranayama, Yogastunde oder auch beim Aufwachen und vor dem Einschlafen, Friedensgedanken in die ganze Welt zu schicken. Es kann auch einfach nur sein, „Om Shanti, Shanti, Shanti“ oder „möge Frieden auf Erden sein“. Oder wie auch immer du es ausdrücken willst, mit einem Mantra, mit einem Segensspruch. Wenn viele Menschen Friedensgedanken in die Welt schicken, kann aus dieser Welt ein friedvollerer Ort werden.

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