Wo wurde Yoga erfunden? Das gehört zu den Fragen, die mir gestellt wurden, und darauf möchte ich gerne antworten.
Zunächst einmal: Yoga wurde nicht wirklich erfunden. Man kann nicht sagen, dass ein Mensch in einem bestimmten Moment Yoga erfunden hätte. Die Inder würden sagen: Yoga ist offenbart worden, enthüllt worden. Menschen waren in höheren Bewußtseinsebenen, und dort haben sie plötzlich gemerkt, wie ihr Körper sich bewegen sollte. Ich erlebe das auch manchmal in meinen Seminaren wenn man intensive Energiearbeit macht: Menschen kommen in einen veränderten Bewußtseinszustand, und dann entstehen die Yogaübungen in ihnen von selbst.
Ich kannte auch einen Yogalehrer, der bei meiner Yogalehrerausbildung unterrichtete, Yogi Hari, der erzählte er habe ein Yogabuch gehabt mit einfachen Yogastellungen und damit hat er täglich ein bis zweimal geübt, und plötzlich überkam es ihn, und dann entstanden aus ihm Yogastellungen. Er übte die komplexesten Asanas, und war so erstaunt, was sich in ihm manifestierte. Ein paar Jahre später sah er dann das Buch „Das große illustrierte Yogabuch“ von Swami Vishnu-Devananda, und er war total erstaunt, dass all die Asanas, die sich in ihm manifestierten, in diesem Buch standen.
So kann man also sagen: Yoga wurde nicht von einer Person erfunden, sondern es ist die Intelligenz des Körpers, die das Yoga manifestiert. Und so nimmt es auch kein Wunder, dass verschiedene Traditionen sagen, dass Yoga zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten entstanden wäre. Eventuell war es tatsächlich so, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten in diese Körperübungen hineingegangen sind. Auch Atemübungen wie Kapalabhati oder Bhastrika entstehen fast von selbst wenn man fortgeschrittene Energie-Erfahrungen macht. Auch die Bandhas (Verschlüsse) und Mudras (Hand- und Körperhaltungen) - all das entsteht von selbst.
Wo wurde Yoga erfunden – im Menschen. Wo ist Yoga entstanden? Natürlich, Yoga ist ursprünglich in Indien entstanden, vermutlich in Nordindien. Wir wissen nicht genau wann, wir wissen nur: Yoga ist schon sehr alt.
Aber vor allem ist Wichtig: Yoga heißt Einheit und Harmonie. Und es ist nicht nur wichtig, dass Yoga Jahrtausende alt ist, sondern dass es auch in Dir entstehen kann. Dass Du Yoga erfährst, dass Du Einheit erfährst, dass Du Harmonie erfährst. Und letztlich: wenn Du Yoga übst dann wird auch in Dir etwas entstehen. Yoga ist immer etwas Individuelles. Und wenn Du Yoga übst, dann wird es Dir auch passieren, dass Du plötzlich merkst: ah, diese Variation will sich in mir entwickeln, oder diese Atemübung müsste ich ein wenig anders machen, hier müsste ich diese Übungsfolge machen, dann wird Yoga nochmals in Dir neu entstehen, von Dir neu erfunden.
Und das ist eben auch das Wichtige: Yoga wird immer wieder neu erfunden, vielleicht auch von Dir. Natürlich, damit das was Du in Dir entwickelst auch Yoga ist sollte es schon im Wesentlichen dem entsprechen, was in den alten Schriften steht und in den Traditionen weitergegeben wurde. Nicht alles was Dir als Körperübung einfach so einfällt ist deshalb auch Yoga, aber das ist so ein weites Feld... und so ist es durchaus gut, die Schriften zu kennen, zum Beispiel die Hatha Yoga Pradipika, Goraksa Satakam, Gheranda Samhita, Shiva Samhita – so kennst Du die Grundprinzipien des Yoga. Und es ist auch gut, in einer klassischen Yogaschule gelernt zu haben, dann kannst Du einordnen, ob das was in Dir entsteht tatsächlich Yoga ist, und Dir die richtigen Erfahrungen gibt.
Aber Yoga wird immer wieder von neuem erfunden, entsteht in jedem Einzelnen, der praktiziert.
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