„Satchidananda, Shivoham, Shivoham. Was auch immer geschieht, meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit. Ich bin Shiva, reines Bewusstsein.“


Das haben wir gerade gesungen. Ich habe darüber gestern Morgen, gestern Abend gesprochen. Wer in dem Jnana YogaVedanta und Schweigen-Seminar ist, hat auch gestern Nachmitttag etwas darüber gehört. Das ist so eine der wichtigen Grundlagen. Letztlich ist es auch wie ein fester Grund, auf dem wir stehen können, inmitten von allen Wechselfällen des Lebens, inmitten von allem Schönen und weniger Schönen, inmitten von den abenteuerhaften Dingen, die wir unternehmen und inmitten von den ruhigen Phasen, inmitten von freundlichen Menschen und unfreundlichen Menschen, wir bleiben stets Satchidananda.

Selbst wenn wir Fehler machen, selbst wenn wir Dummheiten machen, es ändert nichts daran, dass wir Satchidananda sind, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Jnana Yoga führt zu einer gewissen Heiterkeit, man kann auch sagen, zu einer grundentspannten Haltung im Leben. Wir wissen, „egal, was passiert, eigentlich, meine wahre Natur ändert sich nicht.“ Das heißt jetzt nicht, dass wir uns nicht um den Alltag kümmern sollten. Und es gibt ja auch eine berühmte Schrift von Patanjali, das Yoga Sutra, im zweiten Kapitel heißt es dort… Es gibt dort verschiedene Verse über den Sinn des Lebens und da sagt er zum einen, es geht darum, Erfahrungen zu machen. Dafür sind wir hier, dafür hat sich Purusha in die Prakriti begeben, also das Bewusstsein in diese Welt. Zum anderen geht es darum, die Kräfte, die in einem selbst stecken, zur Entfaltung zu bringen, und die Kräfte zu erkennen, die im Universum sind. Und zum dritten sagt er dann auch, die Konsequenzen seiner Handlungen zu erfahren, auch darum geht es. Aber schließlich geht es auch darum, dass wir zur vollen Erfahrung kommen, „wer bin ich“, zur vollen Erfahrung von Satchidananda.

So sagt ja auch Swami Sivananda in dem Buch „Göttliche Erkenntnis“, Vedanta schließt nichts aus, all die Erfahrungen des Alltags sind wichtig. Und es gehört auch dazu, sich im Alltag zu engagieren und Kräfte zu entfalten, seine eigenen Talente und Fähigkeiten zu entfalten. Und wir können auch vieles tun, damit das Ganze schöner ist, indem wir Hatha Yoga üben für bessere Gesundheit, indem wir Energiepraktiken machen, wie es im Yoga ja so viele gibt, um mehr Prana zu haben. Wir können all die Techniken des Raja Yoga nutzen, um Gedankenkraft, positives Denken zu entwickeln. Wir können im Karma Yoga lernen, mehr auf andere einzugehen, liebesfähig zu werden in beide Richtungen, empfangen und zu geben.

All das ist im Alltag etwas Wichtiges. Nur, Jnana Yoga hilft uns, das ohne Leistungsdruck und Leistungszwang zu tun, es mehr spielerisch zu machen, im Sinne von: „Meine wahre Natur bleibt, egal, was da ist.“ Und alles, was wir so im Alltag machen, ist letztlich Lila, Spiel. Wobei dort in dem Ausdruck „Lila“, steckt göttliches Spiel dahinter. Es ist auch irgendwo etwas Heiliges, aber es bleibt eben ein heiliges Spiel. Im Grunde genommen, wir können nichts abgrundtief Falsches machen, wir können auch niemandem etwas abgrundtief Schlimmes zufügen, denn tief innen bleibt auch, egal, was wir machen, der Mensch Satchidananda.

Natürlich soll das jetzt kein Freibrief sein für verbrecherische Handlungen. Es heißt so schön, der Teufel kann die Schriften zitieren und was auch immer in einem Kontext gut ist, kann in einem anderen Kontext unsinnig sein. Natürlich gilt die yogische Ethik von Ahimsa - Nicht-Verletzen, gilt von Satya - Wahrhaftigkeit, Aparigraha – Unbestechlichkeit, Brahmacharya – Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten und Asteya – Nicht-Stehlen.

Das sind Ideale, an die wir uns halten und so gut wie möglich halten. Wenn man in die Ethik genauer hineingeht, weiß man, es ist nicht immer alles so einfach und was in einem Kontext richtig ist, mag im anderen Kontext nicht so richtig sein. So gilt es, auf diesen Ebenen viel zu tun. Aber das Schöne an Vedanta ist, es hilft uns wirklich, grundlegend zu entspannen. Das ist die tiefstgehende Grundlage für Entspannung. Es gibt natürlich noch eine andere Grundlage der Entspannung, das wäre Bhakti Yoga, Hingabe an Gott, wo wir sagen: „Gott ist alles, ich bin nur ein Instrument, ich bin ein Teil, ich bin Diener, deshalb kann ich auch loslassen.“ Ob wir jetzt dieses Loslassen und diese Grundentspannungshaltung bekommen aus der Vedanta, aus Jnana Yoga, auch dem Bewusstsein, „Satchidananda Swarupoham“, oder aus dieser Hingabe zu Gott, im Bewusstsein letztlich, Gott macht alles, ist letztlich nebensächlich. Und beides kann auch gut zusammen gehen.

Nur, das ist eine schöne Grundentspannungslage und daraus können wir dann an allem anderen arbeiten. Wir können uns im Leben einbringen, wir können Erfahrungen machen, wir können unsere Natur leben, wir können unsere Talente zum Vorschein bringen, wir können in Beruf, Familie, Hobby, politischem Engagement, Umweltengagement oder was auch immer, unserer Bestimmung folgen, letztlich auch Boga, das Leben genießen, und die verschiedenen Herausforderungen und Leiden und schlimmen Erfahrungen, die kommen, auch annehmen. Aber es bleibt tief im Inneren: „Satchidananda Swarupoham. Was auch immer geschieht, meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“


Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

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