Wie wir zwei große Dämonen besiegen

Chanda und Mundha sind zwei Dämonen, die es im Leben zu überwinden gilt. Sie sind das Ego der Identifikation und das Ego der Besitzergreifung.


Wenn wir sagen: „Ich bin dieser Körper, ich bin diese Psyche, ich bin diese Persönlichkeit." Oder: "Ich bin dick, dünn, deutsch, italienisch, evangelisch, katholisch, Mann oder Frau“, dann ist das eine Identifikation. Das Gleiche gilt auch, wenn wir sagen: „Ich bin klug, ich bin dumm, ich bin künstlerisch, handwerklich, intellektuell, usw.“ oder „Ich habe dieses oder jenes Problem, diese oder jene Neurose und diese oder jene positive oder weniger positive Eigenschaft.“ Wir identifizieren uns. Patanjali nennt das die Identifikation mit dem Instrument des Wahrnehmens.


In Wahrheit sind wir nicht das, was wir wahrnehmen, sondern das unsterbliche Selbst jenseits von Körper, Psyche und Emotionen. Körper und Geist sind nichts anderes als Instrumente - Karana. Der Körper gilt als Bahirkarana und der Geist als Antarkarana. So ist der Körper unser äußerliches, der Geist unser inneres Instrument. Um in dieser Welt Erfahrungen zu machen und unsere Mission zu erfüllen, brauchen wir beide. Angenommen, wir würden auf den Mars gehen wollen, dann bräuchten wir dafür einen Raumanzug. So ähnlich haben wir zwei Raumanzüge für dieses Leben mitbekommen: den physischen Körper und den Geist oder die Psyche. Eigentlich sind beide nur Instrumente. Aber wir haben uns irgendwann damit identifiziert.


Das ist so ähnlich, als würden wir unser Auto niemals verlassen und irgendwann denken: „Aham Auto Asmi - Ich bin das Auto.“ Wenn die Bremse nicht mehr richtig funktioniert, haben wir vielleicht ein schlechtes Gewissen. Wenn der Rost kommt, dann denken wir: „Oh, ich werde bald sterben.“ In Wirklichkeit wird nur das Auto sterben. Das Selbst stirbt nicht. Auch dein Körper wird irgendwann sterben, aber deshalb stirbst nicht du. Das ist der Dämon der Identifikation. Der zweite Dämon ist der der Besitzergreifung.

Wir sagen: „Das gehört mir. Das ist mein Haus, mein Geld, mein Auto, meine Uhr, meine Familie, mein Mann, meine Frau, mein Kind. Mein Yogacenter, meine Art und Weise zu unterrichten.“ Wir identifizieren uns mit allem Möglichen. Aber wir besitzen diese Dinge nicht wirklich, sondern in Wirklichkeit besitzt unser Eigentum uns. Schon Jesus hat gesagt: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Jemand, der alles Mögliche sein Eigen nennt, der verliert letztlich sich selbst an das Eigentum. Denn was auch immer wir unseren Besitz nennen, kann uns von einem Moment auf den anderen genommen werden. Wir können unser Auto verlieren. Das geht relativ einfach, es braucht nur jemanden, der nachts dagegen fährt. Wir können unser Haus verlieren. Eine kleine Finanzkrise, eine kleine Fehlspekulation und schon gehört es nicht mehr uns. Wir können auch den Job verlieren. Alles kann von uns genommen werden. Deshalb haben wir als Yogi die Einstellung, dass all diese Dinge uns nur für einen beschränkten Zeitraum anvertraut wurden. Wir wissen nicht, für wie lange. Solange sie uns anvertraut sind, können wir dankbar dafür sein. Wir können uns daran erfreuen, wir können die Dinge nützen, um anderen zu helfen und zu dienen. Aber wir sollten uns auch immer wieder bewusst machen, dass die
Dinge nicht uns und wir nicht den Dingen gehören.

Deshalb gilt es, beide Dämonen, Chanda und Mundha, zu überwinden. Vicche Namah: Wir bitten die göttliche Mutter darum, uns dabei zu helfen. Denn aus eigener Kraft ist das letztlich nicht möglich. Swami Vishnu hat dazu oft eine Geschichte erzählt: Irgendjemand hatte einen sehr inspirierenden Vortrag über „Aham Brahmasmi“gehalten: Nichts gehört mir. Währenddessen wurde sein Bettelnapf von einem anderen Mönch geklaut. Der, der den Vortrag gehalten hatte, schimpfte wie ein Rohrspatz und rief, er würde keine Vorträge mehr halten, bis ihm die Schale zurückgegeben worden sei. Er bekam sie dann auch zurück. Die Geschichte zeigt aber, wie schwer es ist, die Identifikationen loszuwerden. Wir brauchen dafür die Gnade Gottes, der Göttin, der kosmischen Energie. Chamundaya Vicche Namah: Oh göttliche Mutter, ich weiß, ich identifiziere mich mit dem Instrument meiner Wahrnehmung und mit den mir anvertrauten Dingen und den Menschen, die ich liebe. Bitte hilf mir, mich davon zu lösen und zu erkennen, dass alles, was kommt, nur deine Manifestation ist. Hilf mir, zu erkennen. Aham Brahmasmi: ich bin das Bewusstsein hinter allem.


Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3


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Kommentare

  • Ein toller Vortrag,danke!!
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