WEST - OST: zwei Lebensstile. Was ist Sattva und wie kommt es zur Ausbreitung von Tamas?

Ein kleiner Test: Schau auf diese beiden Bilder - welches zieht mehr deine Blicke an? Bewerte dich nicht, registriere einfach die Faszination oder Abstoßung. Wenn du ganz ehrlich mit dir bist, weißt du jetzt, dass das Kranke seine ganz eigene Macht besitzt. Wäre das nicht so, sähe die Welt nicht so aus, wie sie ist. 

Was ist Sattva und wie kommt es zur Ausbreitung von Tamas? Rudolf Steiner beschreibt in einem seiner Vorträge den Untergang von Atlantis. Das Volk der Atlanter war in sieben Kasten aufgeteilt. Als der Kontinent unterging, retteten sich die Menschen mit Schiffen zunächst auf den afrikanischen Kontinent, dann zogen sie jedoch nach Norden durch ganz Europa hindurch und weiter nach Osten gen Asien. Die drei untersten Kasten, so meinte Steiner, blieben in Europa zurück und die vier oberen Kasten ließen sich zuletzt in Indien nieder. Ich bin mir sicher, dass er dies sehr ironisch sagte und damit die tamasische Lebensweise des Westens im Gegensatz zur Sattva anstrebenden Lebensweise des Ostens karikierte. An dieser Geschichte ist interessant, das die tamasischen Menschen zunächst zurückblieben, weil sie zu träge waren weiterzuziehen, sich später aber fast über den ganzen Globus auszubreiten vermochten. Wie konnte das geschehen?

Wer Sattva anstrebt, wählt den Weg der Kontemplation und Meditation. Beides führt zu Ahimsa, zu Gewaltlosigkeit, zu einer sehr friedvollen und genügsamen Lebensweise. Der sattvige Mensch lebt mehr in der geistigen als in der materiellen Welt. Er fühlt sich auf natürliche Weise eins mit dem sichtbaren und unsichtbaren Universum. Ebenso ist er untrennbar mit seinen Mitmenschen und allen Mitwesen verbunden. Liebe und Fürsorge sind seine selbstverständlichen Eigenschaften. Er neigt nicht zu materieller Expansion, weil er keinerlei Mangel verspürt. Er erfährt die lichtvolle und unendliche Weite der Sternenwelten in sich und ist daher stets erfüllt von göttlicher Wonne. 

Ganz im Gegenteil dazu der tamasische Mensch: Er wählt nicht den geistigen Pfad der Sammlung und Würde. Er folgt dem fehlinterpretierten Satz der Bibel und betrachtet Mutter Erde als seine Untertanin, die er nun im wahrsten Sinne auffrisst und aussaugt. Sein Bewusstsein ist auf dem Stand eines Säuglings verblieben. Bekommt ein Säugling aber einen erwachsenen Körper, muss er zwangsläufig zu einem Schlächter und Mörder mutieren, um seine immer maßloser werdende Gier befriedigen zu können. Später werden seine Werkzeuge die Intrigen und die Korruption. So kann er verfettet und verblödet von seinem Sessel aus die Welt beherrschen.

Sattvige Menschen vermögen den tamasischen Unwesen lange Zeit nichts entgegenzuhalten. Doch sie wissen, dass auch in jenen ein Funke des Göttlichen glimmt. Mit Zeit und Ausdauer und mit unendlichem Mitgefühl versuchen sie die Glut neu zu entfachen. Und es geht tatsächlich eine Faszination vom Osten aus, eine Musik, die selbst den Taubsten im Herzen berührt, ein Licht, welches selbst im Blinden zuerst Sehnsucht und dann immer mehr Wiedersehensfreude erweckt.

Es werden am Ende immer nur wenige sein, die sich total vom Geist berühren lassen. Die Meister sagen, unter Hunderttausend gibt es nur einen der ernsthaft meditiert und unter hunderttausend Meditierenden nur einen, der die Erleuchtung erlangt. Sollten wir deswegen verzweifeln? Ein einziger Erleuchteter macht den Sternenhimmel bereits heller. Und wenn wir aufhören, ihn anzubeten und stattdessen uns selbst auf den steinigen Weg begeben, werden die Sterne zu Sonnen und dieser Planet zu einem alles überstrahlenden Paradies. OM TAT SAT.

 

- Bhajan Noam -

 

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

 

 

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