Das ist eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird. Yoga ist Jahrtausende alt, und heutzutage wird Yoga sehr intensiv im Westen geübt. Etwa 10% der Amerikaner üben Yoga, in Europa sind es etwas weniger als 10%, inzwischen gibt es auch sehr viele Inder die Yoga üben. Man schätzt, dass heute, im Jahr 2017, zwischen 2- und 300 Millionen Menschen Yoga üben. Wer brachte jetzt Yoga in den Westen?
Die einfache Antwort wäre: Swami Vivekananda, der große indische Yogi, ging Ende des 19. Jahrhunderts auf einen Kongress im Rahmen des Weltparlamentes der Religionen, und hielt dort einen enthusiastischen Vortrag über Yoga und Vedanta. Die Zuhörer waren begeistert, er wurde angeheuert von einer amerikanischen Organisationsfirma, und er reiste dann durch Amerika, begeisterte viele Menschen, er gründete danach selbstständig einige Zentren, und auch einen Ashram, oder sogar mehrere Ashrams, und so entstanden die ersten Yoga Zentren. Allerdings: Das war jetzt kein Hatha Yoga. Wenn man also fragt: Wer brachte Yoga in den Westen? Gut, Swami Vivekananda war einer der herausragenden Figuren.
Eine zweite herausragende Figur war Paramahamsa Yogananda, der in den 1920er Jahren auch indische Ashrams gründete in Amerika, und er gründete den Self Realisation Fellowship, der im größeren Stil tätig war. Er hatte auch so einen Selbststudiumskurs, wo Menschen die Übungen zu Hause auch üben konnten, da es noch nicht so viele Zentren gab. Aber es war natürlich auch wieder nicht reiner Hatha Yoga, es war eher Kriya Yoga, auch mit Atemübungen, Bewusstseinslenkung, und Körperhaltung verbunden.
Wer brachte Yoga in den Westen? Man könnte jetzt überlegen – etwas tiefer gehend. Zunächst einmal: Yoga ist in Indien tausende von Jahre alt. Vielleicht sollte ich noch sagen – ich will noch eine weitere Person nennen, die sehr wichtig war: Nämlich Swami V. Er ging 1957 nach Amerika, und er ist vielleicht die entscheidende Gestalt, dass Yoga so populär geworden ist. Swami Vishnudevananda entwickelte das Konzept von Yoga Kursen, von Yoga Zentren, Yoga Anfängerkursen, wie man Yoga letztlich in Erwachsenen-Bildungsstätten unterrichtet, wie man Yoga Kurse aufbaut, wie man Yoga Zentren aufbaut, wie man Yoga Ashrams im westlichen Kontext hat, wie man Yoga Ausbildungen macht. Vermutlich: Wer brachte Yoga in den Westen? Wenn man darunter Hatha Yoga versteht ist Swami V. die wichtigste Person.
Aber: Yoga ist ja schon sehr viel älter. In Indien gibt es Yoga seit Jahrtausenden, und Indien hatte auch rege Beziehungen zu anderen Ländern. Zum Beispiel zur Zeit des Hellenismus, seit Alexander dem Großen, gab es einen regen Handelsaustausch zwischen dem Mittelmeerraum und Indien. Man nimmt zum Beispiel an, dass bestimmte griechische Philosophieschulen, wie die Stoa und die Kyniker, sehr stark beeinflusst wurden von indischen Philosophen, den so genannten Gymnosophoi, was letztlich indische Yogameister waren. Und so könnte man letztlich sagen: Es waren dann die griechischen Philosophen, die Yoga in den Westen brachten.
Dann gab es auch unter den religiösen Traditionen großen Austausch. Letztlich manche sagen, die Lehren von Jesu sind stark beeinflusst von Yoga Gedanken. Ob das einfach ist, weil Jesu Gottes Sohn war, und deshalb das Gute in die Welt brachte, oder ob er tatsächlich in Indien war, wie es Traditionen waren, oder ob er irgendwo gelebt hat, wo Menschen lebten, die von indischer Spiritualität beeinflusst waren. Jedenfalls das Wandermönchtum, das Jesus unterrichtete, und auch dieses bedingungslose Ahimsa, nicht töten, und so weiter – das war, man könnte sagen, stark beeinflusst von indischem Gedankengut. Sei es von Jains, von Buddhisten, oder eben auch von Yogis. Wobei in der damaligen Zeit letztlich die Yogis und die Buddhisten, und die Jains alle zusammengefasst wurden als die so genannten Shramanas Traditionen, also da, wo es um spirituelle Praktiken ging. Zur damaligen Zeit wären die Anhänger des Buddha und des Mahavira auch alle als Yogis bezeichnet worden. Ja, so könnte man sagen: Jesus hat Yoga auch noch in den Westen gebracht. In einem bestimmten Sinn, in einer bestimmten Einstellung, und dieser Entsagung, und dem Loslassen, und der Vergebung, und dem nicht-widerstehen des Übels.
Dann könnte man sagen, das Christentum hat bestimmte Yoga Gedankengänge in den Westen gebracht, die Stoiker haben bestimmte Gedankengänge in den Westen gebracht. Und gerade dann im mittelalterlichen Christentum hat sich ja die Stoa mit dem Christentum stark vermischt, auch im Sinne von Selbstbeherrschung, und so weiter, und auch im Sinne von Entsagung. Also: Alles wahrscheinlich irgendwo auch beeinflusst durch die Yogis. Wahrscheinlich, vielleicht sage ich auch eher: Vielleicht.
Wer hat Yoga in den Westen gebracht? Wer brachte Yoga in den Westen? Die nächste Welle war im 18. Jahrhundert. Es war eine Phase wo viele Menschen in Indien waren, wo Indien letztlich englische Kolonie, zumindest schon teilweise, war. Wo auch Intellektuelle nach Indien gegangen sind, um etwas zu lernen. Es gab ja die Aussage „ex oriente lux“: Aus dem Orient kommt das Licht.
Dann gab es die Bewegung der Romantik, von der deutschen Romantik. Die haben einen neuen Weg gesucht. Sie wollten diesen reinen Rationalismus der Aufklärung, und den reinen Materialismus, der entstand mit dem beginnenden Liberalismus, nicht, sie wollten aber auch nicht die Traditionen haben. Sie wollten zurück zur Natur, sie wollten intensives Erleben, und sie wollten Spiritualität erfahren, und nicht einfach nur als Glaubenssystem akzeptieren. Und so sind sie auf die Inder gekommen, und so ist im 18. Jahrhundert, bis Anfang des 19. Jahrhundert, die klassischen Yogaschriften übersetzt worden, wie die Upanishaden, die Bhagavad Gita, und auch das Yoga Sutra. Und das hat dann sehr stark die deutschen Romantiker beeinflusst. Goethe kannte die Upanishaden und die Bhagavad Gita, und auch Hegel und Schopenhauer, und Schlegel, und Nietzsche später. Im Grunde genommen der ganze deutsche Existentialismus, die deutsche Romantik, und später die beginnende deutsche Psychologie, und die amerikanische Psychologie – alles stark beeinflusst durch Yoga.
Dann gab es im 19. Jahrhundert eine Bewegung, die nannte sich die Theosophen, die lernten tatsächlich bei indischen Meistern, und lehrten die Techniken dann in Europa und Amerika. Sie waren also auch entscheidend.
Dann gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Neugeist-Bewegung, die Lebensreform-Bewegung, wo auch die Naturheilkunde entstand, Reformhäuser, Vegetarismus-Bewegung, FKK-Bewegung, Wandervogel-Bewegung, Schrebergarten-Bewegung, Reformpädagogik, und noch eine ganze Menge mehr. Und auf dieser Basis wurde dann auch Yoga praktiziert. Es war eine ganze Bewegung in Amerika, in Europa, Deutschland, Frankreich, England – also eine sehr breite Bewegung. In diesem Sinne wird manchmal auch gesagt, dass eben Swami Vivekananda und Paramahamsa Yogananda eben in diese Neugeist-Bewegung und Lebensreform-Bewegung hineingepasst haben. Sie haben ja auch deshalb sich verbunden mit anderen westlichen Gesundheitstechniken, auch mit diesem positiven Denken und Entfalten geistiger Kräfte, und haben so das klassische Yoga angereichert mit dem Gedankengut, das sie im Westen vorfanden.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen dann noch mehr indische Yogis in den Westen, und dort gibt es jetzt eine ganze Bewegung, und es gab immer mehr Westler, die nach Indien gingen. Und so hat sich jetzt Yoga zu einer breiten, weltweiten, übergreifenden Bewegung entwickelt.
Aber vielleicht willst auch du etwas tun, um Yoga im Westen weiter zu verbreiten. Nicht nur ist wichtig „wer brachte Yoga in den Westen in der Vergangenheit?“, sondern „wer wird Yoga weiterbringen?“. Und das kannst du sein. Vielleicht mit einer Yogalehrer Ausbildung, vielleicht auch bei Yoga Vidya. Informationen darüber findest du auf unseren Internetseiten. Wenn dich mehr interessiert „Yoga in Deutschland“, oder „Geschichte des Yoga“, dann gehe auf unsere Internetseite, und gib dort ins Suchfeld ein „Yoga Geschichte“, „Yoga im Westen“, „Yoga in Deutschland“. Da findest du mehr Informationen darüber. Die Seite: www.yoga-vidya.de
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