Welche Sünde vergibt Gott nicht?

Eine interessante Frage. Was könnte es geben, dass Gott nicht vergeben könnte?
Ich muss zugeben, dass ich weder aus einem christlichen noch aus einem muslimischen Kontext stamme, auch wenn ich im Christentum aufgewachsen bin und weiter regelmäßig in die Kirche gehe. Aber mein stärkeres Zuhause ist Yoga und in diesem spielt der Kontext der Sünde keine so große Rolle. Yoga bezieht sich zum Beispiel auf die Bhagavad Gita und in dieser sagt Krishna, wem es darum geht, gute Handlungen nur zu vollziehen, um sich Verdienste zu erwerben und wer die schlechten Handlungen nur meidet, um für Sünden keine Bestrafung zu bekommen, dessen Handeln ist getrieben von Wunsch und Angst und führt somit nicht zur Erleuchtung. Wenn du zur Erleuchtung kommen willst, dann gehe jenseits der Vorstellung von Verdienst und Sünde. Krishna sagt weiterhin: „Ich bin in allen Wesen, ich manifestiere mich in allen Wesen. In den Guten wie auch in den Schlechten.“ In diesem höheren Sinn muss Gott nichts vergeben, weil es keine wirkliche Sünde gibt. Im yogischen Sinn ist es auch nicht Gott, der Sünden sühnt oder Sünden bestraft, sondern es ist Karma. Für alles, was du tust, wirst du eine karmische Konsequenz ernten. Und das steckt ja letztendlich auch hinter dem Begriff, dass Gott eine Sünde vergibt. Denn wenn Gott eine Sünde nicht vergibt, dann wird irgendeine Konsequenz kommen. Darum kann man sagen, dass die meisten Religionen auf einem Begriff des Karmas basieren. Du tust etwas Gutes, du bekommst etwas Gutes. Du tust etwas Schlechtes, du bekommst etwas Schlechtes. Damit das ganze Prinzip gut funktioniert, geht das natürlich nur über viele Leben. Wenn du einmal stirbst, dann bist du nicht dauerhaft tot. Aus diesem Grund stellt sich die Frage nach Vergebung nicht wirklich, denn du wirst für deine schlechten Taten sühnen.
Die meisten Religionen lehren allerdings, dass man für Vergehen, die normalerweise schlechtes Karma bringen, Buße tun kann. Im alten Indien gab es sogenannte Papas, also Sündenvergehen, für die man sühnen konnte, indem man sich zum Beispiel in Tapas, in Form von bestimmten Askeseübungen oder spirituellen Praktiken, geübt hat. Dazu zählen zum Beispiel Fasten oder auf dem Boden schlafen. Man konnte bestimmte Rituale vollziehen, die Jnaknas, um so für seine Vergehen, seine Sünden Buße zu tun. Oder auch gute Werke tun im Sinne von Spenden, Dana genannt.
Etwas Ähnliches finden wir in verschiedenen Religionen wie zum Beispiel vor der Reformation im Katholizismus. Hier konnte man gegen seine Sünden Askeseübungen oder spirituelle Praktiken ausführen wie Gottesdienste oder Pilgerreisen. Außerdem konnte man auch Spenden geben, insbesondere an die Kirche oder im Sinne der Nächstenliebe.
In den meisten Religionen gibt es aber auch die Vorstellung, dass wenn man sich ganz an Gott wendet, dann wird dieser auch vergeben. Du musst also nicht unbedingt die Konsequenzen jeder Handlung durch Karma zu spüren bekommen. Auch wenn man für eine bestimmte Handlung nicht Buße in Form der genannten Übungen und Praktiken tun kann, bleibt die Möglichkeit, sich direkt an Gott zu wenden. Gottes Gnade kann auch Sünden vergeben. Dies finden wir zum Beispiel im Christentum. Jesus ist für die Vergebung der Sünden gestorben. Und auch zu seinen Lebzeiten hat er immer wieder gesagt: „Deine Sünden seien dir vergeben.“ Außerdem finden wir etwas Vergleichbares auch im Islam, wo es heißt, wenn man sich Gott ganz hingibt, dann ist dieser gnädig. Auch im Judentum und im Hinduismus finden sich solche Aussagen. Krishna sagt beispielsweise im 66. Vers des 18. Kapitels der Bhagavad Gita: „Gib alle Vorstellungen von richtig oder falsch auf. Tue das, was du kannst, so gut wie du es kannst. Bringe alles mir da. Ich werde dich von allen Sünden befreien.“

Also auch hier: Gott vergibt dir alle Sünden. Und welche Sünde vergibt Gott nicht? Gott vergibt alle Sünden. Es gibt keinen Grund, warum Gott irgendeine Sünde nicht vergeben sollte. Aber man könnte sagen, dass Gott einem nicht alles negative Karma nehmen wird, denn es geht darum, dass man lernt und wächst. In diesem Sinne: welche Sünden vergibt dir Gott nicht? Er vergibt dir die Sünde nicht, deren Konsequenz als Karma du brauchst, um spirituell zu wachsen. Du brauchst also kein schlechtes Gewissen oder Angst vor ewiger Verdammnis zu haben. Deine Handlungen werden entweder gesühnt werden können durch deinen Lebensstil, deine Rituale, deine spirituellen Praktiken oder deine Hingabe an Gott oder sie werden Konsequenzen haben, die dir helfen, spirituell zu wachsen. Habe Vertrauen, habe Hingabe zu Gott. Du brauchst keine Angst zu haben. Und was nicht in diesem Leben kommt, kommt im nächsten Leben. Selbst wenn du nicht an Reinkarnation glaubst, gibt es in vielen Religionen die Vorstellung des Jüngsten Gerichts. Dieses muss ja nicht nur Verdammnis sein. In der heutigen Zeit gehen die meisten Gerichtsverfahren mit einer Art Ausgleich oder Deal aus. In diesem Sinne kann es sein, dass das Jüngste Gericht so aussieht, dass du vor Gott trittst und Gott dir zeigt, wo du vielleicht nicht richtig gehandelt hast oder wo in dir das Richtige vielleicht noch nicht ist. Er wird dir vielleicht helfen, darüber hinaus zu wachsen und so zum Heil zu kommen. Die Vorstellung, dass Gott grausam wäre und dich mit ewiger Verdammnis bestrafen würde, kann ich nicht teilen. Ich bin der Meinung, dass Gott dir letztlich helfen wird, alle Fehler zu überwinden und irgendwann eins zu werden mit ihm.

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