Wann ist die Wiederkunft Gottes? Diese Frage kann von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet werden. Sie kann aus einer philosophischen, einer theologischen und auch einer individuell, spirituellen Perspektive gesehen werden.
Die philosophisch-metaphysische Sichtweise
Philosophisch und metaphysisch gesehen stellt sich die Frage nicht, denn Gott ist immer da. Gott ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend – warum soll er wiederkommen müssen? Gott muss nicht wiederkommen, Gott ist immer da. Gott ist transzendent und somit jenseits von allem, aber dort auch erfahrbar. Gott ist immanent, innewohnend in allem. Gott ist der Schöpfer aller Dinge und sorgt dafür, dass alles geschieht. Somit ist Gott überall. Gott manifestiert sich als die Schöpfung und Gott manifestiert sich als die Gesetze der Schöpfung. Gott manifestiert sich in jedem Individuum und Gott steuert die Schöpfung. Nichts in dieser Schöpfung könnte geschehen ohne Gott. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage „Wann kommt Gott wieder?“ nicht, denn Gott ist immer da.
Die theologische Sichtweise
Wann kommt Gott wieder – theologisch gesehen im relativen Sinn. Viele Religionen sagen dass Gott irgendwann einmal in besonderem Maß auf der Erde gewirkt hat. Im Christentum wird zum Beispiel gesagt, dass Gott sich als Jesus manifestiert und vor 2.000 Jahren auf dieser Welt gewirkt hat. Es gibt die Aussagen, dass Gott wieder kommen wird und den Himmel auf Erden schaffen wird und der jüngste Tag anbrechen wird.
Gott als Avatar im Hinduismus
Im Hinduismus wird davon gesprochen, dass Gott sich in jedem Zeitalter von neuem inkarniert. Es wird gesagt, dass wenn immer Dharma (die rechtschaffende Ordnung) abnimmt und das Adharma (das „nicht so gute“, das „Böse“) zunimmt, sich Gott von neuem inkarniert. Gott inkarniert sich also in jedem Zeitalter – und damit in jeder neuen Kultur – um das Zeitalter und die Kultur voran zu bringen und immer dann, wenn die Menschen mit ihrem freien Willen etwas machen, was nicht so gut ist. Gott kommt also immer dann wieder, wenn es erforderlich ist und auch nicht nur auf der Erde, sondern überall. Du kannst Vertrauen haben und dich zwar einsetzen für das Gute in der Welt, aber sei dir bewusst, dass Gott immer dann kommen wird, wenn es nötig ist. Gott wird das Werk seiner Hände nicht preisgeben. Der Regenbogen wurde im Zusammenhang mit der Geschichte über die Arche Noah von Gott als Zeichen gesetzt, dass Gott diese Welt nicht vernichten will und immer wieder eingreifen wird.
Wann kommt Gott wieder aus der individuell-spirituellen Perspektive
Vielleicht hast du einmal erfahren, vom Herzen spirituell tief berührt zu sein. Vielleicht hast du einmal erfahren, wie es ist, Gottes Gegenwart zu spüren, oder intensive Gotteserlebnisse gehabt. Und vielleicht überlegst du jetzt „Wann kommt Gott wieder, wann werde ich Gott in meinem Leben wieder erfahren?“ Das kannst du nicht genau wissen, denn Gotteserfahrung ist eine Frage der Gnade, die kommt dann, wenn es sein soll. Trotzdem kannst du etwas dafür tun, denn es heißt, spirituelles Wachstum (und letztendlich Gotteserfahrung und wann Gott wieder in dein Leben kommt) ist ein Zusammenspiel von drei Faktoren. Dazu gehören erstens das eigene Bemühen, zweitens die Gnade Gottes und drittens die Gnade des Meisters. Die Gnade Gottes liegt nicht in deiner Hand und die Gnade des Meisters nur beschränkt, indem du dem Werk des Meisters dienst. Und selbst wenn du keinen Meister hast, kannst du dennoch das andere tun, das eigene Bemühen.
Das eigene Bemühen
Zu dem eigenen Bemühen gehört, ein ethisches und reines Leben zu führen. Das bedeutet nicht zu töten, nicht zu verletzen, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten und auch die Abwesenheit von Gier. Im Yoga gibt es zusätzlich die Sattwa Regeln, nach denen Alkohol, Tabak, Fleisch, Fisch und Drogen untersagt sind. Und je nachdem welcher religiösen Überzeugung ein Mensch folgt, gibt es darin eventuell noch weitere Regeln, hinsichtlich einer reinen Lebensführung. Was du auch machen kannst, sind spirituelle Praktiken wie Meditation, Gebet, das Lesen spiritueller Schriften, Asanas, Pranayama, religiöse Lieder und religiöse Musik.
In der Gemeinschaft
Auf dem spirituellen Weg hilft auch die Gemeinschaft mit anderen sowie das Praktizieren in der Gemeinschaft. Das kann zum Beispiel der gemeinsame Gottesdienst sein, Satsang und gemeinsame Meditation, Mantra singen mit anderen, Ashram Besuche mit anderen und Pilgerreisen. Auch uneigennütziges Dienen hilft dir, denn der Dienst an deinem Nächsten ist Gottesdienst. Wenn du all dieses praktizierst, bist du auf einem guten Weg. Und letztlich ist es die Sehnsucht nach Gott und wenn du von ganzem Herzen zu Gott betest. Swami Sivananda soll einmal humorvoll gesagt haben, „Gott ist eine Angelegenheit von Angebot und Nachfrage. Wenn du von Herzen nach Gott nachfragst, wird Gott kommen.“ Wann kommt Gott wieder in dein Leben? Wenn du dafür bereit bist. Wann bist du dafür bereit? Wenn du zum einen praktizierst, zum anderen Sehnsucht hast und drittens, wenn Gott meint, jetzt ist der richtige Moment.
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