Der Vajra (oder tibetisch: Dorje – sprich: Vadschra bzw. Dordsche) ist das älteste bekannte Kultgerät der Menschheit. Es gibt bis zu 12.000 Jahre alte Funde aus verschiedensten Materialien: Messing, Bronze, Silber, Stein, Holz. Die edelsten von ihnen, im Westen noch nicht lange bekannt, sind aus handgeschliffenem Himalaya-Bergkristall. Das Entstehungsgebiet ist Tibet, Nepal und Nordindien. Der Vajra/Dorje ist aufgrund seiner speziellen Form ein Empfänger für die kosmische Energie und ebenso ein Energiesender, der schon immer für Heilzwecke, als Schutz sowie für die Meditation und für Rituale Verwendung fand. Es gibt ihn in allen Größen: von ganz klein als Ohranhänger oder Halsschmuck, über das am meisten verbreitete „handliche“ Format, bis hin zu riesigen Bronze-Vajras, die zum Schutz und zur Energieaufladung ganzer Tempelbezirke dienen.
Neben der dazugehörigen Glocke, gehört der Vajra/Dorje zur Grundausrüstung jedes tibetischen Mönchs. Der „männliche“ Vajra wird während der Meditation oder bei Ritualen in der rechten Hand gehalten, die „weibliche“ Glocke (Gantha), die einen ebenfalls vajraförmigen Griff hat, in der linken Hand. Beide, gemeinsam benutzt, gleichen den Energiefluss aus; der Vajra, alleine verwendet, erhöht das Energiepotential. Durch seine Form symbolisiert der Vajra/Dorje auch das am meisten gesungene tibetische Mantra „Om Mani Padme Hum“. Dessen Wortlaut „Der Diamant ist im Lotus“ besagt, dass das Unzerstörbare im Vergänglichen zu finden ist, dass den vorüberziehenden Körpern eine ewige Seele innewohnt, dass die wahren Ziele unsrer Sehnsucht nicht im Außen zu finden sind, sondern in unserem Innersten, dass dieses unser kurzes Leben genauso zart und verletzbar, aber auch kostbar und wunderschön wie eine Lotusblüte ist und alles, was wirklich von Wert ist, bereits in sich birgt.
Eine Möglichkeit, mit dem Vajra zu arbeiten und vielleicht genau diese Erfahrung zu machen, ist, das man ihn in individuellem Abstand nach einander vertikal vor seine Energiezentren hält und gleichzeitig innerlich den Atem begleitend und unterstützend dort hinsendet. Man sollte dabei selbst spüren, wie lange man bei jedem Chakra verweilen möchte und die Energie des Vajra wirken lässt. Es gibt die Möglichkeit, bei Muladhara (Wurzelchakra) zu beginnen und bei Sahasrara (Kronenchakra) zu enden, oder man verfährt in umgekehrter Reihenfolge. Es genügen zwei bis drei Minuten für jedes Chakra. Nach jedem Chakra sollte man eine kleine Pause als Nachwirk- und Nachspürzeit einlegen. Auch am Ende der Meditation ist es ratsam, im Sitzen oder im Liegen eine Weile nachzuruhen und dabei bewusst auf die innere Wirkung zu achten. Diese Meditation kann im Sitzen oder im Liegen ausgeführt werden, im Sitzen ist man in der Regel präsenter. Um eine ausgleichende statt anregende Wirkung zu erzielen, hält man in der linken Hand die dazugehörige Glocke. Der Glockenstil hat ein Gesicht, das man bei der Meditation sich selbst zugewandt hält. Bei einer Heilbehandlung eines anderen mit Vajra und Glocke hält man das Gesicht der Person zugewandt.
Beim Kauf dieser beiden Kultgeräte sollte man billige Touristenware außer Acht lassen. Die Glocke muss einen reinen Klang haben und einem auch von der Tonhöhe her entsprechen. Beide, Vajra und Glockengriff, sollten aus einem sauberen, glatten Messing-Guss bestehen.
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