Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 2. Vers


„Sri bhagavan uvaca: Kamyanam karmanamnyasam sannyasam kavayo viduh sarva-karma-phala-tyagam prahus tyagam vicaksanah.“
Krishna sprach:
„Gelehrte verstehen unter Sannyasa den Verzicht auf Handlungen, die mit Wünschen verbunden sind; die Weisen nennen den Verzicht auf die Früchte aller Handlungen Tyaga.“

Krishna spricht also zu Arjuna über Sannyasa und Tyaga. Sannyasa ist eigentlich Entsagung, Sannyasa ist sogar der Lebensstand des Entsagten. Wenn man Sannyas nimmt, heißt das eigentlich, man wird zum Mönch, man wird zur Nonne, man trägt ein orangenes Gewand, zum Zeichen, dass das Feuer alle Verhaftungen verbrannt hat und dass man mit großem Enthusiasmus, mit Feuer nach dem Höchsten strebt. Krishna versteht hier unter Sannyas etwas anderes und da ist er gleicher Meinung wie Gelehrte. Sannyasa, also Verzicht auf Handlungen, die mit Wünschen verbunden sind. Es kann eine gute Sache sein, dir ab und zu mal zu überlegen, „was will ich“, um dann ganz bewusst darauf zu verzichten. Natürlich, es gibt sattvige, rajasige, tamasige Wünsche, wie du vielleicht weißt. Sattva, rein, rajas, eher egoistisch und auf Selbstwertgefühlsteigerung aus, und tamasig, irgendwo ungesund, träge und vielleicht sogar unethisch, aber in jedem Fall nichts Gutes.

Normalerweise im ganzheitlichen Yoga, wie wir ihn bei Yoga Vidya lehren, sagen wir, wenn du Wünsche hast, überlege, wie du sie sattvig befriedigen kannst. Du hast den Wunsch nach Essen, also überlegen, wie kannst du sattvig essen. So, dass es für dich gesund ist, dass es ethisch verantwortbar ist und dass es dir schmeckt. Rajasig wäre, etwas zu dir zu nehmen, was nicht so ganz gesund ist, was dich vielleicht unruhig macht und die Meditation erschwert. Und tamasig wäre etwas, was ungesund ist, was unethisch ist, wodurch andere Lebewesen zu Schaden kommen usw. Normalerweise wählst du also das Sattvige.

Es ist aber auch gut, auch auf das Sattvige ab und zu mal zu verzichten. Indem du auf das Sattvige ab und zu mal verzichtest, insbesondere das Sattvige, das mit Wünschen verbunden ist, erlangst du Freiheit. Was nicht heißt, dass du das Rajasige oder Tamasige tun sollst. Du machst natürlich grundsätzlich hauptsächlich das Sattvige. Aber du kannst auch auf das ab und zu mal verzichten, was sattvig ist und was du magst. Einfach, um frei zu sein, um nicht abhängig zu sein von deinen Wünschen, von deinen Vorstellungen. Überlege dir also, gibt es irgendetwas, was du besonders gerne magst und was du aufgeben kannst, mindestens mal für einen Tag. Vorzugsweise beginne mit etwas, was eben nicht so gut ist.

Du kannst überlegen, machst du irgendetwas gerne, was nicht so gut für dich ist. Dann mache es einfach mal einen Tag lang nicht oder mindestens einmal nicht. Wenn du zum Schluss kommst, du machst nur gesunde und gute Sachen, auch dann überlege: „Auf was von denen will ich einmal verzichten?“ Gut, als zweites spricht Krishna von Tyaga und er sagt, Tyaga ist der Verzicht auf die Früchte der Handlungen. Du tust etwas, du tust es so gut, wie du kannst, und dann lässt du los. Das ist Tyaga. Ob du nachher dafür gelobt wirst oder nicht, ob du nachher belohnt wirst dafür oder nicht, das ist unerheblich. Tyaga zu leben heißt, du tust das, was du tun kannst, so gut, wie du kannst, und lässt anschließend los.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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