Sattwa Reinheit

Ich lese etwas aus der "Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer, Inkarnation Gottes, und Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 14. Kapitel und im 10. Vers sagt Krishna: "Sattwa herrscht vor, Oh Arjuna, wenn Rajas und Tamas in den Hintergrund gekommen sind. Rajas, wenn Sattwa und Tamas in den Hintergrund gekommen sind, und Tamas, wenn Sattwa und Rajas in den Hintergrund gekommen sind". Jeder Mensch trägt alle drei Gunas in sich: Sattwa, das Reine, das Erhebende. Rajas, die Unruhe und die Gier. Und Tamas, die Trägheit, Unwissen, Faulheit und Dunkelheit. Mal überwiegt das eine, mal überwiegt das andere. Und wenn wir uns in einem sattwigen Gemütszustand fühlen, dann kann es so erscheinen als wären Rajas und Tamas weit weg. Wenn wir uns in einem rajassigen Gemütszustand befinden, wo wir das oder das unbedingt noch brauchen, und etwas ganz besonders dringend noch geschehen muss, dann sind die Momente, wo wir so sattwig, liebevoll, freudevoll und so erwartungslos waren, irgendwie wie weggeblasen. Wenn wir dann in einem tamassigen Gemütszustand sind, dann haben wir längst vergessen, dass wir vielleicht noch vor ein paar Stunden, haben wir so eine innere Ruhe gespürt haben, so eine freudevolle Herzensöffnung hatten. Es gilt da kein „spirituelles Ego“ zu haben. In dem Moment, wo wir in einem sattwigen Gemütszustand sind, und glauben: „Ah, ich bin längst über diese rajassigen und tamassigen Niederungen erhaben“, denn es kann sich sehr schnell sich wieder ändern. Und wenn wir im rajassigen oder tamassigen Gemütszustand uns befinden, dann gilt nicht zu glauben, „jetzt ist das Ende von allem gekommen, und meine ganze Spiritualität ist verschwunden.“ Jedes Guna kann jederzeit wieder in uns aktiv werden bis wir Nirvikalpa Samadhi erreicht haben. Wir können das Spiel unseres Geistes beobachten, sehen wie er durch die verschiedenen Gemütszustände geht, uns aber gleichzeitig bewusst sein, dass jenseits aller Gemütszustände das wahre Selbst ist. Wir können uns bewusst werden: „Meine wahre Natur ist Brahman, das Absolute.“ Was wir auch noch machen können ist, uns zum einen zu sagen: "Ich bin das nicht, meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit". Und zum anderen können wir uns natürlich auch bewusst werden: „Dinge verändern sich.“ Diese Einstellung hilft, Dinge mit mehr Gleichmut besser zu tragen. Und noch etwas: Bis zu einem gewissen Grad können wir natürlich auch Einfluss nehmen auf Sattwa, Rajas und Tamas. Wir können auch dafür sorgen, dass insgesamt der Sattwa-Anteil größer wird. Im Grunde genommen, alles was wir im Yoga machen, ist dazu da, Sattwa-Anteil größer werden zu lassen. Je höher der Sattwa-Anteil grundsätzlich in unserem Prana, in unseren Emotionen, in unserem Unterbewusstsein ist, umso mehr Perioden haben wir mit Sattwa in unserem Geist. Also in dem erlebbaren, bewussten Geist. Und so machen wir ne ganze Menge, um Sattwa zu erhöhen. Wenn wir Pranayama üben, dann erhöhen wir Sattwa in unserem Geist, in unserem Prana, in unseren Chakras, in unserem Unterbewusstsein. Wenn wir sattwige Musik hören, erhören wir Sattwa im Geist. Es gibt auch sehr tamassige Musik und es gibt auch sehr rajassige Musik. Die erhöht dann entsprechend Tamas und Rajas und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein tamassiger und rajassiger Gemütszustand öfters mal auftaucht. Es gibt sattwige, rajassige und tamassige Nahrung. Wenn wir sattwige Nahrung zu uns nehmen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass unser Gemütszustand öfter und länger sattwig ist. Es gibt auch sattwige, rajassige und tamassige Sprache. Manche Menschen lieben in tamassiger Fäkalien-Sprache zu schwelgen. Das hat einen Einfluss darauf wie unser Gemütszustand ist. Andere haben eine sehr rajassige Sprache, andere wiederum eine sattwige Sprache. Wir können das bewusst beeinflussen. Auch die Art und Weise, wie wir unsere Wohnung, Zimmer einrichten, hat auch einen Einfluss. Man kann es in sehr tamassigen, melancholischen Farben halten. Man kann es sehr rajassig, unruhig machen oder man kann es sattwig machen. Und so kann man, wenn man das Gefühl hat, irgendwo ist der Geist zu viel in einem tamassigen Gemütszustand, schauen, welche momentan tamassigen Bereiche im Leben, man sattwiger gestalten kann. Oder wenn der Geist in einem rajassigen Zustand ist – wenn man ihn zu lange darin festhält, werden die Energien aufgebraucht und man wird wieder tamassige – kann man schauen, wie man wieder sattwiger werden kann. Selbst unsere Denkgewohnheiten, selbst unser innerer Dialog können auch sattwig, rajassig und tamassig sein. Wie sprechen wir mit uns? Ist es eher tamassiger, zerstörerischer, wo wir uns ständig schimpfen und uns selbst niedermachen und wir uns sagen "Du bist nicht gut genug", "Was du machst ist nicht ausreichend", so verhindern wir Sattwa und erhöhen Tamas in uns. Oder sprechen wir ständig über Rajas, wo uns ständig etwas Neues einfällt, was wir noch unbedingt machen müssen, oder sprechen wir mehr sattwig, liebevoll, freundlich, verständlich mit uns? Auf diesen inneren Dialog haben wir einen gewissen Einfluss. Und, auch wenn wir keinen vollständigen Einfluss darauf haben, können wir doch schauen, einen gewissen sattwigen Einfluss auch auf unsere Gedanken auszuüben. Noch der 11. Vers: "Wenn durch jedes Tor, jeden Sinn in diesem Körper das Licht der Weisheit scheint, kann erkannt werden, dass Sattwa vorherrscht". Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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