Meditieren wenn man müde ist

Sollte man meditieren wenn man müde ist? Ist es okay zu meditieren wenn man müde ist? Wie würde man meditieren wenn man müde ist? Oder wäre es klüger zu schlafen, statt zu meditieren wenn man müde ist? Macht es überhaupt Sinn zu meditieren wenn man müde ist?
Das sind einige Fragen die mir gestellt wurden. Mein Name: Sukadev von www.yoga-vidya.de
Es gibt verschiedene Aspekte dieser Fragen. Und da mir diese Fragen jetzt nicht mündlich gestellt wurden, kann ich auch nicht nachhaken, was damit gemeint wurde, und so will ich das Ganze etwas breiter beantworten.
Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass du täglich meditierst. Und es ist auch wichtig, dass du, nach Möglichkeit, jeden Tag zur selben Zeit meditierst. Aber, wenn es nicht möglich ist zur gleichen Zeit zu meditieren, dann meditiere eben dann, wenn es dir möglich ist. Und es ist wichtig diese Regelmäßigkeit aufrecht zu erhalten. Wenn du also müde bist, und du heute noch nicht meditiert hast, dann meditiere. Meditiere auch, wenn du müde bist. Mache es zur Gewohnheit täglich zu meditieren. Und lass es nicht zu, dass Müdigkeit dich vom Meditieren abhält.

Ein zweiter Aspekt wäre: Angenommen du meditierst sehr viel und eine Weile bist du dort richtig voller Kraft und Energie. Und dann merkst du, dass du müder bist, vielleicht hast du sogar deinen Schlaf reduziert um mehr meditieren zu können. Vielleicht hat es eine Weile sehr gut geklappt. Wenn das so ist, dann würde ich dir empfehlen: Reduziere die Zeit des Meditierens und schlafe wieder mehr. Du kannst deine Zeit der Meditation bis auf 20 Minuten reduzieren, wenn du müde bist, aber reduziere nicht mehr.

Nächster Aspekt ist: Angenommen du machst an einem Meditationsretreat mit. Dann kann es dir passieren, dass du, am ersten, oder zweiten, oder dritten Tag in eine abgrundtiefe Müdigkeit hineingestürzt wirst. Und du fragst dich vielleicht: Sollte ich jetzt abbrechen? Meine Antwort ist: Nein, brich nicht ab, meditiere weiter. Manchmal hast du ja gerade vor dem Meditationsretreat viel erlebt und es war anstrengend und du musstest einiges in die Wege leiten. Und vielleicht war auch die letzten Tage, Wochen, Monate viel los und du verarbeitest das in der Meditation. Manchmal kommt dann irgendwo ein Tamas, eine Müdigkeit, eine Trägheit hoch. Meditiere weiter. Typischerweise wird das am dritten oder vierten Tag überstanden sein und du fühlst dich sehr gut. Mache eventuell Tiefenentspannung zwischendurch in den Pausen zwischen der Meditation, so dass du wieder Kraft hast für die Meditation.

Nächste Frage wäre: Wie kannst du meditieren, wenn du müde bist? Manchmal, wenn du müde bist, ist es hilfreich deine Meditation etwas abzuwandeln. Ich habe ja auch einen längeren Vortrag gegeben über Hindernisse in der Meditation, und eben auch Schläfrigkeit in der Meditation. Du könntest zum Beispiel in der Meditation bestimmte Atemtechniken integrieren wie Kumbhaka oder wie langsameres Atmen. Du könntest auch Ujjayi und Khechari Mudra integrieren, dass kann helfen Prana zu erzeugen, Energie zu erzeugen, dann geht auch die Meditation leichter. Oder du könntest die Meditation etwas mehr ausbauen, anstatt einfach nur das Mantra zu wiederholen kannst du das auch noch verbinden mit einer Visualisierung, oder dir vorstellen das Göttliche der Meister segne dich, gebe dir Energie, und so weiter. Oder statt dich immer nur auf das gleiche Chakra zu konzentrieren kannst du in der Meditation zum Beispiel sieben Atemzüge aufs Muladhara Chakra, sieben Atemzüge auf Swadhisthana, sieben Atemzüge auf Manipura Chakra, und so weiter, dich konzentrieren. Und manchmal hilft es auch, dass du in der Meditation positive Gedanken für alle Wesen schickst. Du kannst ja auch Mantra wiederholen und mit dem Mantra an die Menschen denken denen du Lichtenergie schicken willst. Manchmal hilft diese Liebende-Güte-Meditation dass du wieder wach wirst. In diesem Sinne kannst du auch überlegen: Was könnte dir helfen wacher zu sein, konzentrierter zu sein in der Meditation?

Ein weiterer Aspekt des Meditierens und Müdigkeit ist: Manchmal kann Müdigkeit in der Meditation auch ein Zeichen sein, dass du vielleicht irgendeine Mangelerscheinung hast. Und wenn du, ohne äußere Gründe, in der Meditation müder wirst, dann würde ich dir empfehlen: Geh mal zum Arzt, lass dir ein Blutbild machen, und lass prüfen: Wie ist dein B12, wie ist dein Eisen, und letztlich auch: Hast du vielleicht eine Schilddrüsenunterfunktion, oder hast du Hashimoto, also eine Schilddrüsenentzündung. Und lass eventuell dich etwas gründlicher durchchecken. Manche Menschen, die regelmäßig meditieren, erfahren eben durch eine grundlose Müdigkeit in der Meditation, dass körperlich etwas nicht stimmt. Und indem sie das dann durchchecken lassen, kommt man auf irgendeine körperliche Begründung. Und manche Menschen merken auch an der Müdigkeit in der Meditation, dass vielleicht ihre Psyche erschöpft ist, und dass sie rechtzeitig vielleicht mal Urlaub machen sollten, vielleicht mal wieder eine Woche im Ashram verbringen sollten, dann werden sie nicht in eine Depression oder Burnout geraten. Manchmal kann Müdigkeit in der Meditation auch ein Zeichen sein: Du musst dir wieder eine Auszeit nehmen.

Ja, das sind jetzt verschiedene Aspekte von „Meditieren wenn du Müde bist“, und was Müdigkeit in der Meditation zu bedeuten hat, und ob du meditieren solltest, wenn du müde bist. Was sind deine Erfahrungen mit Müdigkeit in der Meditation? Wie bist du damit umgegangen? Schreibe es doch in die Kommentare. Und wenn du meinst, dass dieser Beitrag auch für andere hilfreich ist, dann verschicke doch den Link zum Beitrag oder teile ihn in deinem Social Media. Danke dir.

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