Richard Wilhelm, der Übersetzer des Tao Te King, schreibt: "Laotse hat erkannt, dass die Krankheit, an der das Reich litt, keine solche war, der man mit irgendwelchen Medizinen - und wären es die besten - beikommen kann. Denn der Volkskörper war in einem Zustand nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Wohl hatten in früheren Zeiten auch böse Zustände geherrscht, aber damals war das Böse sozusagen verkörpert gewesen in irgendeinem Tyrannen, während der Grimm des Volkes in starker Reaktion sich um einen edlen Neuerer geschart und so mit energischer Tat an Stelle des Alten eine bessere neue Ordnung gesetzt hatte.

 

Anders zur Zeit der elenden Dschoudynastie. Weder starke Laster noch starke Tugenden waren vorhanden gewesen. Das Volk seufzte zwar unter dem Druck seiner Oberen, aber es hatte nicht mehr die Kraft zu einer energischen Willenstat. Die Fehler waren keine Fehler und die Verdienste waren keine Verdienste. Und tiefgreifende innere Unwahrhaftigkeit hatte alle Verhältnisse durchfressen, sodass nach außen hin Menschenliebe, Gerechtigkeit und Moral noch immer verkündet wurden als hohe Ideale, während im Innern Gier und Habsucht alles vergifteten.

 

Bei solchen Zuständen musste jedes Ordnen die Unordnung nur mehren. Solch einer Krankheit ist nicht mit äußeren Mitteln zu helfen. Besser, man lässt den angegriffenen Körper erst einmal zur Ruhe kommen, damit er durch die Genesungskräfte der Natur sich erst wieder einmal erholen kann. - Das ist der Sinn Laotses Vermächtnisses, das Tao Te King, gewesen."

 

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