Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 43. Vers.
„Sauryam tejo dhrtirdaksyam yuddhe capy apalayanam danam isvara-bhavas ca ksatram karma svabhava-jam.“
Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna, dem Schüler:
„Tapferkeit, Größe, Beständigkeit, Gewandtheit und auch das Nicht-Fliehen vor dem Kampf, Großzügigkeit und Herrschaftlichkeit sind die Pflichten der Kshatriyas, die aus ihrer Natur erwachsen.“

 

Vielleicht bist du Kshatriya, mindestens in bestimmten Weisen. Kshatriya klassischerweise sind die Krieger, aber Kshatriya ist mehr als das. Hoffentlich musst du niemals in einen Krieg ziehen, aber als Kshatriya bist du auch Kämpfer für Gerechtigkeit, als Kshatriya bist du jemand, der sich einsetzt für soziale Belange oder der in die Politik geht oder in die Gewerkschaft oder in Bürgerinitiativen, gemeinnützige Vereine usw. Also, du hast dann einen hohen Kshatriya-Anteil, wenn du dich engagieren willst für eine gute Sache, äußerlich etwas bewirken willst, und zwar nicht einfach für dich, sondern zum Wohl von anderen. Wenn dir das wichtig ist, dann brauchst du Tapferkeit. Denke nicht, nur weil du etwas Gutes tun willst, dass das alles einfach sein wird.

 

Jeder, der sich engagiert für eine gute Sache, wird merken, er stößt auf Widerstände. Stelle dich darauf ein, du musst tapfer sein. Größe. Größe heißt hier, du musst auch bereit sein, groß zu erscheinen. Du darfst nicht zu sehr im Stillen wirken, denn wenn du andere mitreißen willst, musst du auch bereit sein, sichtbar zu sein. Leider gibt es heutzutage immer weniger Menschen, die bereit sind, wirklich Verantwortung zu übernehmen, in die Öffentlichkeit zu treten und auch als Führungspersönlichkeit dort in Erscheinung zu treten. Und eben auch dann da sein, das ist das nächste, Beständigkeit, auch wenn es Angriffe gibt.

 

Angenommen, du setzt dich für Tierrechte ein, angenommen, du setzt dich für die Abschaltung von Atomkraftwerken ein, angenommen, du setzt dich für Menschenrechte ein, du wirst ganz natürlich auf Widerstände stoßen. Und auch das erste Mal, wo du etwas machst, da wirst du nicht erfolgreich sein. Du brauchst Beständigkeit. Du brauchst Gewandtheit, du musst geschickt sein. Es reicht nicht aus, nur einfach die gute Sache zu wollen und dann zu hoffen, nur weil du die gute Sache willst, dass dann alles gut geht. Gewandtheit muss manchmal auch heißen, selbst ein bisschen zurückzustehen. Zwar zum einen bereit sein, auch groß in die Öffentlichkeit zu gehen, auch deinen Kopf hinzuhalten, aber um gewandt zu sein, heißt das auch, du musst manchmal Prinzipien ein bisschen mäßigen, damit andere auch mitwirken.

 

Es ist schade, dass sich oft Menschen, die sich für eine gute Sache engagieren, nachher zerstreiten, nur weil kleine Meinungsunterschiede sind. Ich habe es schon erlebt, dass Menschen sich zusammentun wollten, aber nachher fanden sie, der andere ist nicht ausreichend für die hohen Ideale oder sie wurden nicht ausreichend selbst berücksichtigt und haben sich schmollend zurückgezogen. Es ist wichtig, gewandt zu sein, geschickt zu sein. Geschickt zu sein mit deinen Mitstreitern, geschickt zu sein auch mit denen, die vielleicht deine Gegner sind in dem, was du bewirken willst. Du kommst nicht mit dem Kopf durch die Wand, du musst auch geschickt sein. Nicht fliehen vor dem Kampf, für spirituelle Aspiranten nicht immer einfach. Ich erlebe es immer wieder, dass spirituelle Aspiranten, wenn es schwierig wird, sich lieber zurückziehen, verantwortungsvolle Posten abgeben und sagen: „Ich gebe es ab. Ich ziehe mich zurück.“ Krishna sagt hier: „Wenn für dich eine wichtige Rolle ist, anderen etwas Gutes zu tun, Gutes zu bewirken, dann fliehe auch nicht vor dem Kampf.“

 

Sei aber gleichzeitig großzügig, das ist die nächste Eigenschaft der Pflichten der Kshatriyas. Sei großzügig. Also, manchmal musst du auch mal ungerade gerade sein lassen, manchmal musst du auch mal dich mit dem Kleinen zufriedengeben. Sei großzügig und denke auch groß. Kleine Grabenkämpfe bringen selten weiter. So viele Bewegungen, z.B. 68er Generation, konnten sich nicht umsetzen, weil sie sich im Kleinkampf verstrickt haben. Großzügig im Kleinen, aber bereit für den Kampf um das Große. Das ist etwas Gutes, um etwas zu bewirken. Herrschaftlichkeit, sagt er auch noch. Also auch bereit zu sein, eine Führungsposition einzunehmen. Wenn du also eine Kshatriya-Natur hast, du etwas Gutes bewirken willst, dann sei bereit zu Tapferkeit, Größe, Beständigkeit, Gewandtheit, nicht fliehen vor dem Kampf, Großzügigkeit und Herrschaftlichkeit.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

 

 

 

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