Jeder Morgen ist ein guter Morgen

Om Namah Shivaya, guten Morgen!


Ist heute ein guter Morgen? Ja, ein sehr guter Morgen. Schon dadurch, dass ihr heute Morgen begonnen habt mit Meditation, Mantrasingen, manche schon vorher Pranayama, sei es sitzendes Pranayama, sei es drüben im Saraswati-Raum stehendes Pranayama. Bald werdet ihr Vorträge haben, danach Asanas, Pranayama üben. All das macht aus jedem Morgen einen guten Morgen. Wobei es nochmal Unterschiede gibt zwischen guten Morgen und angenehm-vergnüglichen Morgen. Manche werden vielleicht an ihrem Wochenende andere Vorstellungen haben, was ein angenehm-vergnüglicher Morgen ist. Vielleicht bis 9:00 oder 10:00 Uhr ausschlafen, dann Kaffee am Bett. Es gibt noch verschiedene andere Möglichkeiten. Für manche mag das angenehm-vergnüglich sein, aber nicht unbedingt gut. Die alten Lateiner haben gesagt: „Jucundum non semper bonum est“ und „Bonum non semper jucundum est“. Das Angenehme ist nicht immer gut und das Gute ist nicht immer angenehm. Krishna formuliert es in der Bhagavad Gita nochmal anders.

Es gibt dort so genannte sattvige, rajasige und tamasige Freuden und das sind natürlich jetzt komplexe Ausdrücke, ich glaube, vierzig oder fünfzig der Anwesenden waren vorher noch nie hier im Haus, haben diese Ausdrücke noch nicht gehört. Aber es wird so gesagt, die rajasige Freude ist das, was am Anfang ist wie Nektar und nachher wie Gift. Das ist rajasig, also nicht so gut. Es erscheint zuerst mal ganz schön und danach nicht so schön. Also z.B., eine Tafel Schokolade zu essen, ist zunächst mal sehr angenehm, aber nachher nicht so gut.

Und dann gibt es Sachen, die sind am Anfang wie Gift und nachher wie Nektar. Das ist für manche Menschen morgens früh aufstehen, 06:15 Uhr klingelt der Wecker, Geist sagt „mmm“, ihr steht trotzdem auf. Und nachher ist es wie Nektar, weil wenn ihr meditiert habt, Pranayama geübt habt, wenn ihr Mantras gesungen habt, Asanas geübt habt, nachher fühlt man sich gut. Gut, manchmal werden dabei auch noch Reinigungserfahrungen ausgelöst, manchmal, wenn man so viel Gutes tut, kriegt man am Nachmittag Kopfweh von all dem Guten am ersten Tag.

Und dann am zweiten Tag, dann fühlt man sich leicht und großartig und dann nachher kann man durch die ganze Woche hindurchschweben. Dann gibt es auch noch tamasige Freuden, die sind am Anfang wie Gift und danach auch wie Gift und man kann es trotzdem nicht lassen. Bestimmte Süchte fallen in diese Kategorie. Man weiß vorher, es ist nicht gut, während man es macht fühlt es sich nicht gut an und danach auch nicht. Gut, am klügsten ist, man lässt diese Sachen sein und da hilft natürlich auch Yoga.

Dann gibt es aber noch die sogenannte sattvige Freude höherer Ordnung, die ist am Anfang wie Nektar, während man es macht wie Nektar und nachher auch wie Nektar. Und das ist für die Mehrheit der Menschen, die regelmäßig praktiziert, natürlich die morgendliche Meditation z.B. Man wacht morgens auf und sagt: „Ah, jetzt kann ich gleich meditieren. Toll!“ Man setzt sich hin und denkt: „Ah, jetzt habe ich Zeit für die Meditation. Großartig!” Während der Meditation: „So toll, dass ich meditieren kann.“ Und nachher, der Tag verläuft anders. Und wenn man dann irgendwann die Meditation verkürzen muss, schon die Vorstellung, sie verkürzen zu müssen, ist schmerzhaft. Also verkürzt man sie höchstens nur so, wie absolut nötig und freut sich darauf: „So wie ich meditieren kann, will ich meditieren.“ Und das ist bei so vielem, was wir im Yoga machen. Vieles ist von Anfang an schön und Manches ist aber auch am Anfang eine gewisse Überwindung. Dann macht man es, man spürt, es ist gut, man fühlt sich nachher gut und dann freut man sich darauf. Und so ist die Empfehlung im Yoga, die tamasigen Dinge, also die, wo wir von Anfang an wissen, es tut uns nicht gut, die lassen wir schrittweise und die können wir glücklicherweise ersetzen durch die verschiedenen Yogapraktiken.

Und das Schöne ist eben auch, das Yoga gibt einem überhaupt die Kraft, die Inspiration und den Zugang auch zur inneren Intelligenz, die Dinge zu lassen, von denen wir wissen, die sind nicht so gut. Dann die rajasigen Dingen, die am Anfang schön und nachher nicht so schön sind, vielleicht ein bisschen verkürzen, reduzieren und dafür das wachsen zu lassen und zu wissen, manches von dem, was gut ist, ist am Anfang nicht angenehm.

Dann gilt es, es regelmäßig zu machen und vieles wird dann am Anfang angenehm, in der Mitte angenehm, am Ende angenehm sein und insgesamt gut, manches wird aber für manche Menschen immer wieder eine kleine Überwindung sein, die man aber gerne in Kauf nimmt, weil man weiß, danach ist es wie Nektar und insgesamt ist es gut und langfristig fühlen wir uns sehr viel besser und finden auch Zugang zu etwas Tieferem im Leben.

 

Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

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