Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 17. Vers

„Yasya nahankrto bhavo buddhir yasya na lipyate hatvapi sa imam lokan na hanti na nibadhyate.“
„Wer frei ist von Ichgedanken, und wessen Verstehen nicht von Gut und Böse gefärbt ist, tötet nicht und ist auch nicht durch Handlung gebunden, auch nicht wenn er zum Töten gezwungen ist.“

Hier ist der konkrete Fall von Arjuna das Thema. Arjuna steht vor einer wichtigen Entscheidung, nämlich der Entscheidung, soll er einen menschenverachtenden Tyrannen bekämpfen oder nicht. Und Krishna sagt: „Wenn du frei bist von Ichgedanken, wenn du es nicht tust, um anderen zu schaden, wenn du etwas tust, um Gutes zu bewirken, wenn du es gut abwägst nach ethischen Prinzipien, wenn du dich dabei zum Instrument machst und Gott hingegeben bist, dann bist nicht du es als Individuum.“

Sehr wichtig ist, dass die Ethik dabei auch berücksichtigt wird. Man sollte nicht die Handlungen einfach tun und sagen, „ich überlasse die Handlung Gott und es ist schon alles ok“ und dann unethische und schlechte Handlungen zu machen. Und des Weiteren ist auch wichtig, dass die Handlungen, die man macht, auch nach einer allgemein verbindlichen übergreifenden Ethik sind, denn man kann sich ja als Individuum ethische Vorstellungen dort machen. Glücklicherweise gibt es ethische Vorstellungen, die jetzt übergreifend sind: Menschenrechte, Nicht-Verletzen, Menschenwürde usw. oder das Prinzip des geringsten Mittels oder der Verhältnismäßigkeit der Mittel, das Gewaltmonopol des Staates.

In demokratischen Gesellschaften ist klar, da gilt das Gewaltmonopol des Staates. Nicht du solltest versuchen, Unrechtes irgendwo zu rächen, sondern im Zweifelsfall beim Staatsanwalt oder Polizei anzeigen und dann muss diese Gerechtigkeit ihren Lauf gehen. Es mag aber auch eine Situation geben, auch in unserer Gesellschaft, wo du vor einer wichtigen Entscheidung stehst. Z.B., du siehst einen Menschen mit einem Maschinengewehr, der dabei ist, in eine Schulklasse zu feuern. Du stehst vielleicht über dem Menschen und du hast einen Blumentopf, dem du ihm auf den Kopf werfen könntest, der höchstwahrscheinlich diesen Menschen verletzt – hoffentlich verletzt – aber im schlimmsten Fall ihn auch tötet. Da kann es deine Aufgabe sein, diesen Blumentopf diesem Mörder auf den Kopf zu werfen, um viele Leben zu retten.

Auch in Deutschland wäre das die angemessene Sache, trotz Gewaltmonopol des Staates. Aber diese Situationen sind glücklicherweise in unseren Breiten selten und ich hoffe, dass sie immer seltener werden und ich hoffe auch, dass ich niemals vor eine solche Situation gestellt werde. Wir können es hier in einem anderen Kontext eben sagen: Egal, was zu tun ist, wenn wir nicht die Vorstellung haben, „ich mache das“ und wenn man nicht selbst die Vorstellung hat, „ich bin der tolle Hecht“, dann werden wir durch Karan Karma nicht gebunden, wir schaffen kein neues Karma. Tue das, was zu tun ist, tue es so gut, wie du es kannst, und bringe es Gott dar. Dann schaffst du kein neues Karma, dann bist du nicht verhaftet, dann kannst du in der Meditation frei das Unendliche erfahren.

Jetzt überlege, was du heute zu tun hast oder zu tun hattest. Sei dir bewusst, nicht du hast es getan, nicht du tust es, sondern du willst ein Instrument sein, dass das geschieht, was geschehen soll. Mache es so gut, wie du kannst, fühle dich als Instrument, hänge nicht an der Handlung, hänge nicht an dem Ergebnis, hänge nicht an den Früchten der Handlungen. Bringe die Handlung Gott dar. Bringe das Ergebnis der Handlung Gott dar. Bringe die Früchte der Handlung dar. So öffnest du dich. Und einen Moment fühle dich weit, verbunden, voller Hingabe und entspannt.

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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