Patanjali hat im vorigen Vers darüber gesprochen, dass man lernen kann, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, einfach, indem man es übt. Ich hatte in den letzten Tagen immer wieder erwähnt, wie wichtig es ist, dass du dich geistig in die Menschen hineinversetzt, mit denen du täglich zu tun hast. Es gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Menschen, andere intuitiv zu begreifen. Und wenn du versuchst, herauszufinden, womit sich der andere beschäftigt, fällt es dir viel leichter, mit diesem Menschen zusammenzuarbeiten und eine befriedigende zwischenmenschliche Beziehung zu ihm aufzubauen. So kannst du anderen Menschen besser helfen und letztlich auch deine eigenen Bedürfnisse besser verstehen.
Dabei gibt es allerdings zwei große Denkfehler. Der erste ist, zu glauben, dass du die Gedanken eines anderen Menschen erraten kannst. Der zweite: zu glauben, du wüsstest, wie er reagieren wird. Wenn du dich in andere intuitiv hinein versetzt, kann dir das sehr wohl bessere Informationen geben, aber du solltest das immer an der Realität überprüfen. Viele zwischenmenschliche Probleme entstehen, weil Menschen meinen, zu wissen, was der andere denkt und was künftig passieren wird. Deshalb ist es wichtig, dass du dein intuitives Gefühl an der Realität überprüfst, dass du nachfragst und offen schaust, was sich tatsächlich entwickelt und dass du immer kritisch hinterfragst, was du intuitiv angenommen hast.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3
Kommentare