“Gottes-Erfahrung - Bhagavad Gita 10. Kapitel”

Ich will etwas lesen aus dem 10. Kapitel der Bhagavad Gita, dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer und Arjuna, dem Schüler. Das 10. Kapitel hat die Überschrift „Vibhuti Yoga“, der Yoga der göttlichen Herrlichkeiten. Im 33./34. Vers sagt er, sagt Krishna, der Lehrer und Inkarnation Gottes, Manifestation Gottes, zu Arjuna, dem Schüler: „Unter den Buchstaben des Alphabets bin Ich das „A“. Ich bin der Dual unter den Komposita. Ich bin die unerschöpfliche, immerwährende Zeit. Ich bin der Spender der Früchte der Handlung, der Früchte des Karmas. Ich bin der, der nach allen Richtungen hin blickt. Ich bin der Tod, der alles verschlingt und der Reichtum der Menschen. Unter den weiblichen Vorzügen bin ich Ruhm, Sprache, Gedächtnis, Intelligenz, Festigkeit, Verzeihen und Wohlstand.“ Also er macht hier eine kleine Aufzählung. Zunächst, Gott ist alles. Gott ist überall, Gott ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, im Innern aller Wesen wohnt er - Er, Sie, Es. Unbegreifbar, unerfassbar. Gott ist das Bewusstsein aller Wesen. Gott ist Schöpfer, Erhalter, Zerstörer des Universums. Gott ist Intelligenz. Gott ist Wonne, Gott ist reines Sein. Das ist vom Jnana Yoga her. Wir können aber auch sagen, Gott ist derjenige, zu dem ich eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Derjenige, der mich inspiriert. Derjenige, zu dem ich beten kann. Derjenige, dem ich zuhören kann. Derjenige, zu dem ich immer eine Nähe aufbauen kann, der immer da ist. Und hier im 10. Kapitel, wo ich jetzt nur Auszüge daraus gelesen habe, dort spricht Krishna in so einer Weise, wie wir Gott mindestens ab und zu mal erkennen können. Es ist ja auch so zwischen den Menschen. Angenommen, man lernt einen Menschen kennen, man wird nicht sofort den Menschen als Ganzes erfassen, sondern man wird bestimmte Teile des Menschen erfassen. Und wenn man eine Liebesbeziehung zu einem Menschen aufbaut, wird man natürlich zuerst mal die großartigen Dinge erkennen. Man wird das sehen, was man besonders bewundern kann. Das, wo man einen besonders engen Bezug zu hat. Das, wo man Gemeinsamkeiten hat. Und so ähnlich ist es auch im Bhakti Yoga, das heißt, eine Liebesbeziehung zu Gott aufzubauen. Und so können wir erstmal Gott in dem sehen, was für uns besonders großartig erscheint und was uns besonders nahe liegt. Und Krishna hatte jetzt einfach nur ein paar Beispiele gegeben. Wenn man z.B. an Literatur interessiert ist oder an Grammatik, könnte man betrachten, was das Besondere daran ist, eine Ausnahmeregel in der Grammatik. „Das ist irgendwie etwas Großartiges.“ So sagt Krishna von sich: „Ich bin der Dual unter den Komposita.“ Ich muss zugeben, ich weiß auch nicht, was es ist, aber es ist irgendwas Kompliziertes im Sanskrit. Das, was irgendwo für einen am Großartigsten ist, heißt nicht unbedingt „am größten“. Man kann auch fasziniert sein von einer Laus z.B., die ganz klein ist und doch Beine, Nase und alles hat. Dass so ein kleines Lebewesen so existieren kann, kann einen auch faszinieren. Kann man sagen, also, dass es so etwas gibt, da muss irgendwas Göttliches dahinter sein. Oder wenn man Dinosaurier anschaut. Natürlich, die Evolutionsbiologie würde sagen, alles mehr oder weniger zufällig entstanden. Auswahl der Fittesten und dann sind irgendwann die Dinosaurier so groß geworden. Eine Möglichkeit. Aber selbst nach der Evolutionslehre könnte man sagen, dass ein 40 Meter langer Dinosaurier etwas Großartiges ist. So könne wir alles, was großartig ist, als göttlich sehen. Wer das ganze 10. Kapitel durchliest, der findet, Krishna gibt dort eine Menge von Anregungen. Natürlich, das waren die Anregungen, die für die Inder vor ein paar Tausend Jahren interessant waren. Heute kann man schauen, was ist für mich besonders interessant. Man könnte hier sagen: „Ich bin die Externsteine unter den Felsen. Ich bin der Norderteich unter den Seen. Ich bin der Lindenblütenduft, der jetzt gerade so wunderschön duftet, unter allen Gerüchen. Ich bin die Rose unter den Blumen.“ Die blühen ja jetzt gerade besonders schön. „Ich bin die Erdbeere unter den Früchten.“ usw. Und so können wir für all das, was irgendwo großartig ist, dankbar sein und sagen: „Da ist Gott drin.“ Und mit dieser kleinen Übung und Anregung will ich den Satsang schließen und ihr könnt vielleicht an diesem Tag öfters mal überlegen: „Was ist für mich besonders großartig und schön und könnte mich das vielleicht auch an die göttliche Gegenwart erinnern?“ Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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