Göttliche Inkarnation Hanuman

Om Shri Ramaya Namaha
Es gibt viele schöne Geschichten, besonders um Rama und Hanuman. Ich hatte ja gestern die Geschichte der Ramayana in extremer Kurzform beschrieben. Und eine der wichtigen Gestalten der Ramayana war Hanuman. Hanuman gilt als der Sohn des Windes, manche sagen sogar, Inkarnation von Shiva, er wird auch als Affengott bezeichnet. Er hatte die Gestalt eines Affen, aber er war gleichzeitig eine göttliche Inkarnation. Und Hanuman war der Ratgeber eines Königs und dieser König wurde ins Exil geschickt, irgendwo wegen einem Missverständnis mit seinem Bruder. Und sein Bruder war der eigentliche König und der war irgendwie wegen einem Missverständnis irgendwo gefangen gewesen und als er zurückkam hat er gemeint, sein Bruder war unloyal zu ihm und hat ihn dann in den Wald geschickt. Und dieser Sukhriya hatte einen treuen Diener und das war Hanuman. Und so waren Hanuman und Sukhriya draußen im Wald und dort trafen sie dann Rama und Lakshmana. Lakshmana war der Bruder von Rama. Und da gibt es einige Geschichten. Es hieß nämlich, dass Hanuman eigentlich – eben war er göttlicher Abstammung, aber irgendwo als Jugendlicher hat er das Ganze vergessen. Dann hieß es, erst wenn er Gott selbst treffen würde, dann würden wieder seine Kräfte zurückkommen. Und in einer der Versionen der Ramayana, beim ersten Treffen, fragte Rama den Hanuman: „Wer bist du?“ Und Hanuman fiel ins Überbewusstsein hinein. Und dann antwortete er, es war dort ganz spontan: „Auf der physischen Ebene bin ich Dein Diener. Auf der geistigen Ebene bin ich ein Teil von Dir. Auf der höchsten Ebene bin ich Du.“ Plötzlich kam ihm das Wissen zurück. Und das beschreibt so, wie wir als spirituelle Aspiranten sind. Auf der physischen Ebene sind wir Diener Gottes. Auf der geistigen Ebene sind wir Teil von Gott. Und auf der höchsten Ebene, der Ebene des Bewusstseins, sind wir letztlich eins mit Gott. Hanuman wurde so der Diener von Rama. Rama half noch Sukhriya, wieder in sein Königreich zurückkehren zu können und damit konnte auch Hanuman jetzt statt dem Sukhriya dem Rama dienen. Und dem Rama war ja seine Frau, die Sita, abhandengekommen bzw. sie war ihm geraubt worden, entführt war sie geworden. Und Hanuman wurde dann von Rama beauftragt: „Finde Sita!“ Und Hanuman forschte überall und dann hörte er, die Sita ist auf Sri Lanka. Und Sri Lanka ist ja eine große Insel südlich von Indien und dort hat Hanuman überlegt: „Ich kann jetzt nicht einfach zurückkehren zu Rama und ihm einfach nur dieses Gerücht erzählen. Ich muss mich da schon vergewissern.“ Also musste er nach Sri Lanka. Jetzt gab es aber damals keinen regelmäßigen Flughafen. Ich hatte gestern erzählt, es gibt Geschichten der Vimavas, die dann tatsächlich geflogen sind, aber es gab kein regelmäßiges Shuttle, auch kein Boot. Und so setze sich Hanuman hin und betete zu Rama und sagte: „Om Shri Ramaya Namaha. Om Shri Ramaya Namaha. Om Shri Ramaya Namaha.“ Und so wurde Hanuman immer größer. Und dann wiederholte er nochmal „Om Shri Ramaya Namaha“ und dann sprang er in die Luft und machte einen riesen Sprung. Aber er reichte nicht ganz aus bis Sri Lanka und so drohte er, ins Meer zu stürzen. Aber auf dem Weg dort gab es einen Walfisch und auf dessen Rücken landete er. Dann wiederholte er wieder „Om Shri Ramaya Namaha“ und er sprang nochmals. Und wiederum reichte es nicht ganz bis Sri Lanka und diesmal landete er auf einer kleinen Insel. Aber beim dritten Sprung, dort war er angekommen.

 

Und diese Geschichte soll so ein bisschen zeigen, wenn wir tiefes Vertrauen in Gott haben, dann ist fast alles möglich. Was unmöglich erscheint, ist mit Vertrauen zu Gott möglich. Aber Gott testet auch unser Vertrauen. Dann scheint es so, als ob es fehlschlägt. Wir sind über unsere Grenzen hinausgewachsen, wir sind über uns selbst hinausgewachsen und haben wirklich, scheint es so, als ob alles großartig ist und sind so dankbar und dann droht es plötzlich, als ob wir ins Meer stürzen, so irgendwo ertrinken im Morast. Aber wenn wir dann weiter beten, dann kommt dann plötzlich so ein Walfisch oder eine Insel, also irgendetwas kommt und hilft uns. Dann können wir den nächsten Satz machen. Aber wir müssen uns dann wieder aufmachen. Hanuman hätte ja auch sagen können: „Oh, Rama ist doch nicht ausreichend, ich bleibe jetzt auf dem Walfisch, schmollend in der Ecke.“ Manche Menschen schmollen gegenüber Gott. Aber dann, nächster Sprung und noch einen Sprung. Dann kam Hanuman eben auf Sri Lanka an und dann hörte er über Sita, die geraubt worden war, entführt worden war, gefangen gehalten war in irgendeinem Garten. Und da hatte sie irgendwelche Wächterinnen. Und der Ravana, der Dämonenkönig, der wollte die Sita zur Frau haben und er sagte ihr: „Entweder du heiratest mich, du hast noch ein paar Tage, oder ich werde dann meinen anderen Frauen erlauben, dich zu fressen.“ Das waren anscheinend Kannibalinnen. Die warteten schon lange darauf, die wollten nicht noch eine Zusatzfrau haben. Und so war gerade Sita in großer Verzweiflung, denn sie wollte selbstverständlich nur mit Rama zusammen sein. Und sie hatte schon beschlossen: „Notfalls werde ich gefressen werden.“ Und in der Situation kam dann Hanuman dorthin und jetzt machte er sich erst mal ganz klein, damit er nicht gesehen wird. Und dann, als kleiner Affe, ging er dann zu Sita und fing an, mit ihr zu sprechen. Er sagte: „Sita, ich bin der Bote von Rama. Rama wird kommen, dich zu retten, oder du kannst auch auf meinen Rücken klettern, ich werde dich zurückbringen nach Indien. Sita schaute ihn ungläubig an, jetzt war er ein kleiner Affe und jetzt soll Sita auf seinen Rücken. Und außerdem sagte Sita: „Ja, ich habe geschworen, ich werde niemals einen Mann berühren.“ Und da sagte Hanuman: „Ich bin doch nur ein Affe.“ Da sagte Sita: „Nein, Rama muss schon selbst kommen.“ Ob man das jetzt als Ausdruck der Freude oder der Dummheit bezeichnet, muss man jetzt überlegen, aber da Sita ja die Inkarnation von Lakshmi ist, wird man eher sagen, da wird eine höhere Intelligenz dort wirksam gewesen sein. Letztlich muss das Drama sich ja auch weiter entfalten. Die Sita sagte dann aber noch weiter: „Ja, woher weiß ich denn, dass du Bote von Rama bist? Vielleicht willst du mir nur falsche Hoffnungen machen und du bist jetzt gesandt worden von Ravana, um mich irgendwo in falsche Hoffnungen zu wiegen, dass ich nachher umso verzweifelter bin.“ Da sagte Hanuman: „Ja, ich habe hier den Siegelring von Rama, den hat er mir extra mitgegeben für dich. Und siehst du, da ist unten dein Name eingeritzt.“ Sagte Sita: „Ja, vielleicht hast du ihn umgebracht. Jetzt ist alles vorbei. Du hast meinen geliebten Rama umgebracht.“ Und dann nahm Rama – wie sagt man bei Affen – Pfoten, Klauen? Sagen wir Hände. Und er ging mit den Händen in den Brustkorb hinein, riss den Brustkorb auf, und da, wo sonst ein Herz war, dort war Rama drin. Und so sah Sita, dass Hanuman nur Rama im Herzen hatte und so war sie sehr glücklich und sagte: „Ja, sage Rama, er muss kommen. Bis dann und dann muss er hier sein, sonst ist es zu spät.“ Gut, und so ging Hanuman zurück und jetzt war sein Vertrauen noch viel stärker, für die Rückreise brauchte er nur einen Satz, um von Sri Lanka zurückzukehren nach Indien. Und später sogar, als Rama dann nach Sri Lanka kam, da gab es nochmal so was, dann ist der Hanuman sogar gesprungen bis zum Himalaya, als Rama ihn auf eine Mission dorthin geschickt hatte.

 

So kann Glauben wachsen und so kann Vertrauen wachsen. Und so können wir mit Vertrauen und Glauben alles möglich machen. Wir können mit dem Wunsch, zu dienen, alles möglich machen. Und das klappt dann, wenn wir wirklich in unserem Herzen Gott haben.
Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

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