Gayatri Mantra

„Om Bhur Bhuvah Swah Tat Savitur Varenyam Bhargo Devasya Dhimahi Dhiyo Yo Nah Prachodayat.“ Dieses Mantra ist das Gayatri Mantra. Gyatri gilt als die Essenz der Veden. Veden, die uralten Schriften, Veda heißt auch „die Weisheit“. Nicht umsonst, vom Griechischen das Wort „Gaya“ ist „Mutter Erde“. Gayatri gilt aber auch als die Mutter aller Mantras. Deshalb, weil dort steckt alles drin. Es heißt: „Om Bhur Bhuvah Swah. Oh göttliches Licht, Du hast aus Dir selbst heraus diese physische Welt geschaffen, die Feinstoffwelt, die Kausalwelt und Du hast sie mit Deinem Licht durchdrungen. Bhargo Devasya Dhimahi. Wir meditieren über Dich als dieses Licht hinter allem. Dhiyo Yo Nah Prachodayat. Bitte, erleuchte unser Verständnis, sodass wir zur höchsten Weisheit gelangen.“ Im Gayatri Mantra steckt so drinnen, es gibt eine universelle Wirklichkeit hinter allem. Das Universum der Namen und Formen, das Universum der Wesen und der Galaxien, ist nicht irgendwie zufällig entstanden aus nichts. Das besteht nicht einfach nur aus Elektronen, Neutronen und Protonen, es sind nicht nur Wahrscheinlichkeitswolken von irgendwelchen Energieladungen, sondern das gesamte Universum ist geschaffen worden aus dem Göttlichen heraus. Und das kann man als Licht ansehen, wir können es als Brahman ansehen, wir können es ansehen, wie wir wünschen, denn letztlich verstehen können wir es nicht wirklich. Aber wir können es aus diesem Verständnis heraus erleben und wir können es irgendwo spüren, wir können es erfahren. Und so machen wir uns bewusst, das Universum, das wir sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, über das wir nachdenken auf verschiedene Weisen, über Worte, über Bilder, über Gefühle, dieses Universum ist erfüllt von göttlichem Licht und dieses göttliche Licht offenbart sich in so vielem. Auch wenn es so viel nicht Schönes gibt in diesem Universum, auch das von einer höheren Wirklichkeit, vom Standpunkt der Ewigkeit und der Unendlichkeit, macht irgendwo einen Sinn, auch ohne dass wir das als kleines Menschlein jetzt verstehen können oder verstehen müssen. „Om Bhur Bhuvah Swah“, das wollen wir im Alltag spüren und wir wollen darüber meditieren, wir wollen es im Alltag immer wieder spüren. Man kann sich immer einen Moment lang zurücknehmen, einen Moment lang überlegen: „Möge ich dieses göttliche Licht spüren. Möge ich es erfahren.“ Wir können es immer wieder spüren. Wir müssen nicht warten bis zur vollen Selbstverwirklichung, um irgendwo Gott zu spüren. In jeder Yogastunde können wir es spüren, wenn wir nur konzentriert sind. Wir können es jedes Mal spüren, wenn wir den Himmel anschauen, einen Baum anschauen, einen Menschen anschauen. Dort hinschauen und einen Moment sagen: „Oh göttliches Licht, Du hast diesen Menschen geschaffen, Du hast diesen Baum geschaffen, Du hast egal was geschaffen. Ich meditiere über Dich. Bitte, lass mich Dich spüren dort.“ Und so wie wir das machen, in dem Moment haben wir eine Gotteserfahrung. Manchmal ist es gut, bewusst Pausen zu machen, aber wir brauchen nicht nur bewusst Pausen zu machen, glücklicherweise müssen wir ja manchmal warten. Z.B. der Computer fährt hoch, dann habt ihr dreißig Sekunden Zeit, euch an Gott zu erinnern. Oder ihr telefoniert und ihr hört: „Vielen Dank, dass Sie Yoga Vidya angerufen haben. Leider sind momentan alle Annahmeplätze belegt. Bitte gedulden Sie sich einen Moment, der nächstfreiwerdende Mitarbeiter wird gerne sich um Sie kümmern.“ Sofort Gelegenheit für einen Moment Bewusstheit Gottes. Im Supermarkt warten, eine rote Ampel, ein Stau. Stau finde ich immer die tollste Sache überhaupt. Jede Minute Stau ist eine Minute gewonnen für sich selbst. Keiner kann einen schimpfen, weil man in einen Stau geraten ist. Das Alte ist vorbei, das Neue ist noch nicht. Jede Minute im Stau ist eine gewonnene Minute. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Jede Minute, die euch jemand warten lässt, eine Gelegenheit: „Om Bhur Bhuvah Swah.“ Man muss es nicht mit diesen Worten machen, obgleich die dort irgendwo möglich sind. Einen Moment sich vergegenwärtigen: „Hinter allem ist das göttliche Licht, ich will es gerade in diesem Objekt spüren.“ Einen Moment es spüren und dann die tiefe Sehnsucht haben: „Ja, bitte, lass mich Dich auch dauerhaft so spüren. Erleuchte meinen Intellekt. Erleuchte mein Verständnis. Erleuchte meine Gefühle. Erleuchte meine Emotionen. Erleuchte mich insgesamt, dass ich Dich erfahre als Satchidananda.“ Gayatri Mantra ist wie eine Verbindung von Bhakti, Hingabe, und Jnana, höchstes Wissen. Oder wenn wir es direkt mit Jnana Yoga machen. Da heißt es ja: „Meine wahre Natur ist Satchidananda.“ Auch das ist in jedem Moment erfahrbar, wenn wir wollen. Sat heißt reines Sein. Das heißt, wir dehnen unsere Bewusstheit in alle Richtungen gleichzeitig aus. Dann erfahren wir mehr von Sat. Wir drehen unsere Bewusstheit hoch, Chid. Und mit großer Liebe und Freude, Ananda, erfahren wir das Hier und Jetzt. Das können wir gerade einen Moment lang machen. Bleibt einen Moment lang ruhig sitzen. Dehnt eure Bewusstheit in alle Richtungen aus. Selbst wenn der Geist irgendwo an eine Sache denkt, dehnt eure Bewusstheit weiter aus in alle Richtungen. Dreht eure Bewusstheit hoch. Spürt Liebe und Freude.

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein