Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 4. Vers


„Niscayam srnu me tatra tyage bharata-sattama tyago hi purusa-vyaghra tri-vidhah samprakirtitah.“
Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna, dem Schüler:
„Höre von Mir den Schluss, die letzte Wahrheit über Verzicht, Oh Arjuna. Verzicht wurde wahrlich als dreifach dargestellt.“


Im vorigen Vers hat Krishna gesprochen darüber, dass manche Weise sagen, dass man Karma als ein Übel aufgeben soll, dass man also Tyaga üben soll. Und er hat auch gesagt, dass andere sagen, man sollte aber Yajna, Dana, Tapas nicht aufgeben, also rituelle Handlungen der Gottesverehrung, uneigennütziges Dienen und spirituelle Praktiken. Krishna sagt, verzichten kann man sattvigrajasig und tamasig.

Es ist möglich, auf sattvige Weise zu verzichten, es ist möglich, auf rajasige Weise und tamasige Weise. Sattva, rein, lichtvoll, gut. Rajasig, egoistisch und unruhig. Und tamasig, träge. Was das ist, wird er an späterer Stelle nochmals genauer sagen. Aber man kann es so sagen: Ein tamasiger Verzicht ist etwas, was man macht, einfach aus Bequemlichkeit heraus. Man macht etwas deshalb nicht, weil es einem zu anstrengend ist und tut dann so, als ob man dort besonders spirituell sei. Man kümmert sich also um etwas nicht und sagt: „Ja, ich bin halt ein spiritueller Mensch, ich brauche meine Wohnung nicht so aufzuräumen.“ Oder: „Mich kümmert jetzt nicht, wie es meinen Eltern geht. Ich bin jetzt ein spiritueller Mensch und kümmere mich nicht um meine Familie.“

Das kann ein tamasiger Verzicht sein. Man kümmert sich nicht um seine Aufgaben und spiritualisiert das. Da musst du öfters aufpassen, dass du deine Pflicht nicht deshalb vernachlässigst, weil du tamasig bist und das dann spirituell verbrämst. So was kommt sogar in Ashrams vor. Menschen erledigen ihre Aufgabe nicht und sagen: „Ich bin ja in einem Ashram, da kommt es nicht so sehr auf Leistung an, außerdem werde ich ja nicht so kritisiert, wenn ich meine soundso viel Stunden Verpflichtung absolviert habe, dann ist mir egal, was passiert.“ Und Menschen behaupten dann, das wäre eine sattvige Entsagung, aber das wäre tamasige Entsagung.

Dann gibt es rajasige Entsagung. Rajasige Entsagung, man verzichtet auf etwas, um in der Reputation anderer Menschen größer zu werden. Also, man sagt: „Ich esse das nicht und das nicht und das nicht.“ Oder: „Ich schlafe nur noch auf dem Boden.“ Oder: „Ich verzichte auf warme Bäder oder warme Duschen.“ Solche Praktiken können mal gut sein. Es ist etwas Gutes, auch mal auf ein bequemes Bett zu verzichten, es ist auch mal gut, auf warme Duschen zu verzichten, es stärkt die Willenskraft. Das ist auch eine Form von Tapas. Nur, wenn man alle darüber wissen lässt und dann irgendwo nach Lob strebt und hofft, dadurch Anerkennung zu bekommen, dann ist das rajasig. Wenn du von deinen spirituellen Praktiken sprichst, muss das natürlich nicht nur rajasig sein. Du kannst ja auch über das sprechen, was du tust und was du gelassen hast, um andere zu inspirieren, es auch zu machen.

Aber wenn du etwas machst oder auch auf etwas verzichtest, um Anerkennung zu bekommen, dann ist es rajasiger Verzicht. Schließlich gibt es sattvigen Verzicht und das ist natürlich der Verzicht, den man erstrebt. Man verzichtet auf etwas, um spirituell zu wachsen. Was das ist, spricht Krishna an späterer Stelle genauer an und er definiert auch sattvigen, rajasigen und tamasigen Verzicht noch etwas leicht anders, als ich es eben beschrieben habe. Sei gespannt darauf!

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein