Ein spirituelles Leben
Wenn du an Spiritualität lediglich interessiert bist, lies spirituelle Bücher. Wenn du aber mutig bist und Spiritualität erfahren willst, suche dir einen Meister. Sich für etwas interessieren und es wirklich erfahren wollen, dazwischen liegen Dimensionen, dazwischen tut sich ein tiefer Abgrund auf, den der Mutige überspringt und der Feige übersieht.
Spiritualität ist nicht etwas, das wir unserem gewöhnlichen Leben einfach hinzufügen können. Wir beten jetzt abends regelmäßig ein Gebet, wir meditieren täglich eine halbe Stunde, wir gehen jeden Shabbat in die Synagoge, jeden Sonntag in die Kirche… das alles macht noch kein spirituelles Leben aus. Es wird es in den meisten Fällen sogar verhindern, denn das alles kommt vom Kopf und nicht aus dem Herzen. Solange ich denke, ich muss dieses oder jenes tun, um spirituell zu sein, gehe ich weit daran vorbei und klebe an den Schaufenstern der Mainstreet.
Spiritualität gibt es nicht im Supermarkt, sie liegt nicht auf den Sonderangebotstischen rum. Du musst nach ihr in den schmalen Nebengassen suchen, auf den kleinen Dörfern oder in den dunklen Wäldern. Du wirst dich anfangs oft verlaufen, es gibt keine Hinweistafeln, vielleicht aber ein gemurmeltes Wort, ein kleiner Sonnenstrahl durch das Dickicht, eine vage Ahnung tief in deiner Seele.
Jetzt kannst du nicht mehr anders als weitergehen, unablässig weitergehen, jetzt hast du einen Duft in der Nase, ein gewisses Aroma, das dich weiterlockt auf verschlungenen Pfaden, dessen Ursprung du um alles in der Welt erfahren willst. Du gibst alles andere auf, schenkst alles weg, was dich belastet, was dich aufhält, was dich schwer macht, denn du willst eilen, willst fliegen. Und du weißt noch nicht, dass du nachhause zurückeilst. Da wartet nicht das Unbekannte auf dich, da wartet seit Ewigkeiten deine Heimat, dein Selbst.
Ein spirituelles Leben bewegt sich mit allen Fasern, mit allen Sinnen und aller Sammlung auf diesem Grat. Es widmet den Tälern dort unten in den Nebeln keine Aufmerksamkeit. Es achtet nicht auf die Rufe der Hirten, die ihre Schafe am Abend einsammeln. Es wird angezogen von der Nacht, es folgt dem fremden Gesang der Sterne. Es flieht einem neuen Morgen entgegen. Und dieser Morgen ist bereits angebrochen, mitten in der Nacht, in tiefster Dunkelheit. Der Bote, der die frohe Botschaft verkünden wird, steht schon vor der Tür.
Äußerlich mag ein spirituelles Leben ganz gewöhnlich aussehen, das Ungewöhnliche, die Revolution geschieht in deinem Inneren. Je spiritueller ein Leben wird, desto gewöhnlicher erscheint es für die anderen. Und am Ende ist es völlig unsichtbar, nicht unterscheidbar für Uneingeweihte. Nur der Eingeweihte, der selbst erkannt hat, kann sehen, was mit dir geschehen ist - und der Meister, der dich sichtbar oder unsichtbar die ganze Zeit geleitet hat.
~ Bhajan Noam ~
Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com
Ausbildungen: www.bhajan-noam.de
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Kommentare
@ miramuun: Sehr schön ... und Danke!
Für alle Nicht-Insider gibt es zur Erklärung der "43" eine schöne Seite:
www.anhalter-lexikon.de/lexikon/special/42/index.php
Ich hatte es schon einmal irgendwo geschrieben: Es wird eine lustige Zeit, wenn eines Tages nur noch Lehrer Lehrer belehren... Liebe Miramuun, woher weißt Du, was ich tue und nicht tue? Und lasse Dir etwas Zeit, reagiere doch nicht auf rote Tücher, die gar nicht für Dich hingehalten wurden. Oder? Wer weiß... Lese etwas mehr als nur einen Satz, einen Absatz oder Artikel. Versuche aus den Zusammenhängen zu verstehen. Ich schreibe keine BILD-Zeitungsüberschriften, ich denke und schreibe sehr differenziert und individuell eingestimmt. Und ich verstehe mich nicht als Händchenhalter, wirklich nicht - ich bin vielleicht ein Impulsgeber oder eher ein Stolperstein. Jeder Mensch ist eigenverantwortlich und selbständig. Eigentlich bin ich nur ein exotischer Vogel, der in der falschen Landschaft seine schrägen Lieder trällert. Nur Gott weiß, warum ich das tue...
Probiere alles aus! ;-)
Du kreist noch innerhalb... spring raus! ;-)
http://www.wat.tv/video/zaz-long-route-2010-38epj_2ipxv_.html
Nein. Es geht um ein Verrücktsein mit Verstand. Das ist etwas ganz anderes als das "normale" Verrücktsein! Man kann verrückt sein und unter den Verstand fallen, man kann aber auch verrückt werden und über den Verstand hinaussteigen. Dann kann man den Verstand beherrschen und einsetzen, wenn man ihn braucht. Die übrige Zeit genießt man die Stille. ***
Yo, so isses, der Meinung bin ich auch :-)))
Verrückt sein ist ganz wichtig!!! ;-))) Sonst hätte es die Erde vor lauter Gleichschritt schon in die Tiefen des Universums geschleudert. Es ist wirklich nur den wenigen Verrückten zu verdanken, dass das noch nicht passiert ist!!! ***
Lieber Bhajan, danke für deinen Kommentar. Ich finde es immer wieder superschön, was du schreibst. Dieses Video war auch nicht wirklich mein Geschmack; zumindest nicht die Bilder. Fand nur den Text ganz schön und auch das Mantra. Aber das ist ja auch Geschmacksache. Das was du zum Schluss schreibst - wirklich sehr interessant. Ich werde es öfter mal beherzigen. Habe auch manchmal so ein bischen den Drang danach. Bin sowieso in mancherlei Hinsicht etwas "verrückt ". Ich finde, ein bischen Verrücktheit ist wichtig in dieser Welt, sonst trifft uns die Normalität mit voller Wucht.
Danke nochmal für all deine wundervollen Beiträge,
Om Shanti und lichtvolle Grüsse von Haripriya-Ramani
Liebe Haripriya, Dein Video ist ganz sicher superlieb gemeint, aber solche Engel sind nicht meine Welt. Das ist Disney-Spiritualität und lenkt vom eigenen Weg und den eigenen Erfahrungen ab. Es ist nicht so, dass ich keine Engel sehe, ich kann die Existenz bestätigen, aber ich lasse sie ihr Ding machen, was auch immer ihr Job sein mag, und ich tue meinen. Und es sind ganz gewiss nicht diese süßlichen Dreamworld-Produkte, sondern ganz "handfeste" Kerle und Kerlinnen. Und so Honig-Mantragesänge machen mich leider auch schrecklich nervös. ;-) Aber dafür gibts auf facebook ganz viel Platz. ;-) Meditiere, das ist genug. Und nicht zu viel. Auch mit Meditation kann mans übertreiben. Wir leben, um alle Facetten zu leben. Und deshalb: Mache mal einfach ganz willkürlich etwas "Verbotenes" oder vollkommen "Unanständiges". Damit der Teufel nicht auf die Idee kommt, Dir nachzustellen. Dann glaubt er nämlich, er hat Dich schon. ;-))) Jaja... Sattva ist gefährlicher als der Satan! Das gilt in der Schule der Wilden Meister als eine höchsten Einsichten.