Eines Tages war es soweit: die Hölle war überfüllt - und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich kam der Satan persönlich heraus, um die Höllenkandidaten wegzuschicken. „Hier ist alles voll. Es ist nur noch ein einziger Platz frei!” Der Teufel überlegte kurz. Dann erklärte er: „Dieser Platz ist für den schlimmsten Sünder unter euch. Sind vielleicht ein paar Mörder da?”
Er fragte einen Bewerber nach dem anderen aus und hörte sich deren Verfehlungen an. Die Sünder berichteten ihm schlimme Taten, doch sie waren nicht schrecklich genug, um dafür den letzten freien Platz in der Hölle zu erhalten. Der Satan schaute sich die Leute in der Schlange genau an. Schließlich entdeckte er jemanden, den er noch nicht gefragt hatte. Der Herr stand allein und etwas abseits. „Was ist eigentlich mit Ihnen? Was haben Sie getan?”
„Nichts!”, erklärte der Mann überrascht. „Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich dachte, die Leute würden hier für Freibier anstehen.” - „Aber Sie müssen doch etwas getan haben!”, entgegnete der Teufel. „Jeder Mensch stellt etwas an!”
Doch der gute Mann blieb dabei: „Ich habe mir das Treiben der Menschen angeschaut, doch ich hielt mich fern davon. Ich sah, wie Unterdrückte verfolgt wurden, aber ich beteiligte mich nicht an solchen Schandtaten. Kinder wurden in die Sklaverei verkauft, Arme und Schwache wurden ausgebeutet. Überall um mich herum geschahen Übeltaten aller Art. Ich jedoch widerstand der Versuchung - ich tat nichts.”
„Absolut nichts?”, fragte der Satan erstaunt: „Sind Sie völlig sicher, dass Sie das alles mitangesehen haben?” - „Ja, vor meiner eigenen Haustür”, bekräftigte der gute Mensch. - Verblüfft wiederholte der Teufel: „Und Sie haben nichts getan?” - „Nein!” - „Komm herein, mein Sohn, der freie Platz gehört Dir!”
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