“Durchlässig werden zum Göttlichen”

Om Namah Shivaya. Ja, dann auch noch mal von mir - Herzlichen Glückwunsch denjenigen, die die Kinderyogaübungskursleiter-Ausbildung bestanden haben und ich wünsche euch auch viel Mut, Kinderyoga tatsächlich zu unterrichten. Ihr habt viel darüber gehört, da müsst ihr es tun. Einige von euch haben schon vorher mit Kindern zu tun gehabt, andere, die vielleicht bisher weniger mit Kindern zu tun hatten, vielleicht nur mit ihren eigenen - wird es ein schönes Abenteuer sein. Ihr werdet viel erleben und ihr werdet vielen Menschen sehr viel Gutes mit auf den Weg geben. Ich hatte irgendwann mal mit 12 oder 13 in einem Religionsunterricht einen Lehrer, der zweimal eine Viertelstunde Autogenes Training angesagt hat. Einige von uns Kindern haben bis zur Oberstufe regelmäßig dann vor den Klassenarbeiten so da gesessen: „Der rechte Arm wird ganz schwer und ich werde ganz ruhig.“ Für manche hat diese zweimal Viertelstunde das ganze Leben verändert. Es heißt so schön, die Kinder von heute sind die Zukunft von morgen. Ist logisch. Dazu wünsche ich euch viel Kraft. Gut, wir haben zurzeit auch eine Menge anderer Ausbildungen laufen. Von Yogalehrerausbildung deutsch, über Yogalehrerausbildung englisch. Über Thai-Massage-Ausbildung und Fußreflexzonen-Massage-Ausbildung. Yoga Vidya hat einen großen Schwerpunkt auf Ausbildungen gelegt - aus einem ganz einfachen Grund. Wenn wir wollen, dass aus dieser Welt ein besserer Ort wird, dann ist es wichtig, dass viele Menschen solche Dinge praktizieren, die sie eine lebendige Erfahrung von etwas Höherem, von Licht, von Göttlichem machen lassen; die sie zu Instrumenten machen, damit sie diese Erfahrungen mehr in die Welt hinein bringen. Die reinen Glaubenssysteme, wo man einfach an etwas glaubt, sind etwas im Rückgang begriffen. Erfahrung ist wichtig. Durchaus auch in den christlichen Religionen, in den christlichen Konfessionen, ist man sich dessen bewusst, dass Erfahrung wichtig ist. So gibt es viele Dinge, die einem helfen können, größere Erfahrungen zu machen, tiefere Erfahrungen zu machen, auch um die göttliche Kraft in die Welt hineinkommen zu lassen, mehr in die Welt hineinzubringen. Es heißt so schön, wir sind Instrumente Gottes. Umgekehrt heißt es aber auch, Gott braucht auch menschliche Instrumente. Wir können natürlich auch sagen, Gott könnte auch Wunder bewirken. Aber, gut, Gott bewirkt ständig Wunder, aber im Normalfall braucht Er, Sie, Es - wie immer man es ausdrücken will, menschliche Instrumente. Die menschlichen Instrumente müssen sich dafür bereit machen und dafür auch durchlässig werden. Eine Verehrerin von Krishna hat mal den Krishna etwas Humorvolles gefragt. Sie sagte: „O Krishna, Du scheinst die Flöte mehr zu mögen als mich.“ Eigentlich paradox. Wie kann man eine Flöte mehr mögen als einen Menschen. Aber: „Denn du hast die Flöte ständig an Deinen Lippen und in Deinen Händen und mich schaust Du immer so von einer Distanz an. Du lächelst mir zwar zu, aber die Flöte, die ist ständig in Deinem Kontakt. Warum ist das so?“ Gut, war zwar jetzt keine übermäßig intelligent gestellte Frage, aber Krishna hatte die Eigenschaft auch aus sehr komisch gestellten Fragen heraus eine spirituelle Lektion zu machen. Also, zum einen ist es natürlich so: Menschen sind immer eifersüchtig, sie können auf alles Mögliche eifersüchtig sein. Man kann sogar auf eine Flöte eifersüchtig sein. Gut, das ist eine Ebene der Interpretation. Krishna antwortete: „Die Flöte ist ganz hohl und ich kann auf ihr spielen, jeden Ton, den ich auf ihr spielen will. Du dagegen bist angefüllt mit Ego und mit verschiedensten Vorstellungen und Wünschen. Wenn ich versuche, auf dir zu spielen, dann kommt alles Mögliche Gequietsche dabei heraus.“ Große Meister können auch manchmal etwas brutal in ihrer Ausdrucksweise sein. Und so dienen die verschiedenen Praktiken dazu, dass wir uns auch öffnen. Dass wir hohl werden. Wenn wir hohl sind, heißt das natürlich nicht, dass wir dann nichts mehr im Hirn haben, sondern, dass wir durchlässig sind. Dass die göttliche Energie durch uns hindurch fließen kann. Einer der großen spirituellen Meister in Deutschland war ja Graf Dürckheim. Viele von euch haben von ihm sicher einmal gehört. In den 60er Jahren war er einer der Wegbereiter gerade des Zen-Buddhismus in Deutschland und dann auch an Zen-Buddhismus angelehnter Initiationstherapie. Er hat ein Seminarhaus gegründet und gerne gesagt: „Spiritualität ist Transparenz zum immanent Transzendenten.“ Also, eigentlich ähnlich, was Krishna vorher gesagt hat. In einer etwas vornehmeren Ausdrucksweise. Aber irgendwie mag ich den Ausdruck. Ich weiß zwar jetzt nicht, wie Mona das übersetzt, aber eigentlich ist es gar nicht so schwer. Wahrscheinlich klingt es im Englischen weniger als Fremdsprache als im Deutschen. Also, Transparenz zum immanent Transzendenten. Also, ich will das alles Mal übersetzen. „Transzendent“ heißt „jenseits gehen von“. Das heißt, man kann das, was wir nicht beschreiben können, ausdrücken als „göttlich“. Wir können es ausdrücken als „höhere Kraft“, „höheres Selbst“, als „kosmisches Licht“ usw. Wir können es ausdrücken als „Transzendenz“. Es geht jenseits. „Transcendere“ auf Latein heißt „gehen jenseits von“. Es geht jenseits unseres Verständnisses. Also nennen wir es, es ist transzendent. Und es ist immanent transzendent. Das heißt, „immanent - innewohnend“. Dieses Transzendente ist nicht irgendwo im Himmel, obgleich es auch im Himmel ist. Es ist nicht irgendwo in der Erde, obgleich es auch in der Erde ist, sondern es wohnt überall. So wie es ja auch heißt: „Gott ist allgegenwärtig.“ Alle Religionen, mindestens die mir bekannt sind, sagen irgendwo: „Gott ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend.“ Wenn er allgegenwärtig ist, dann ist er überall. Und das heißt, es ist innewohnend, überall innewohnend. Diese innewohnende höchste Wirklichkeit können wir überall erfahren. Damit wir sie erfahren können, müssen wir transparent werden und „transparent“ heißt „durchlässig“. Und zwar durchlässig in verschiedenen Richtungen. Zum einen, die höhere Wirklichkeit kann sich durch alles ausdrücken. Wir können z.B. einen Baum anschauen und ihn ganz auf uns wirken lassen. In dem Moment, wo es uns gelingt, unseren Geist ruhig zu machen und in der Gegenwart zu sein, kann sich dieses höhere Wirkliche ausdrücken und spürbar werden. Vorgestern war ich auf einer Fahrradtour. Eigentlich wollte ich bis zur Ostsee, aber ich habe es nur bis Lüneburg geschafft. Unterwegs, irgendwann wenn man dann so eine gewisse Kraftanstrengung gemacht hat, nach einigen Stunden Fahrradfahren, irgendwann hört der Geist auf, irgendetwas zu machen. Nach einer Weile wieder kommt das Mantra, erst kann man nachdenken, danach kann man Mantras wiederholen, dann kommt man in einen meditativen Zustand. Eigentlich, dauert es länger als wenn man ruhig sitzt und meditiert. Aber funktioniert ähnlich. Man kann dann meditativ sein, muss aber die Augen aufhaben. Das ist schon wichtig. Gut, und dann kann der Wald zu einem sprechen, die Weser kann zu einem sprechen, die Wolken können zu einem sprechen, der blaue Himmel kann zu einem sprechen. Die innewohnende Wirklichkeit kann zu einem sprechen, wenn der Geist ruhig wird. Diese Transparenz können wir entwickeln. Das ist auch das, was wir ja immer wieder sagen. Wir sollen im Hier und Jetzt leben. Es ist natürlich nicht so, dass wir immer nur im Hier und Jetzt leben sollen. Natürlich, wir leben sowieso nur im Hier und Jetzt. Aber manchmal muss man auch an die Vergangenheit denken, manchmal muss man in die Zukunft denken. Aber es ist hier in der Gegenwart, dass uns das immanent Transzendente sich uns enthüllt. Das ist das eine. Wir werden so transparent, dass wir diese Sprache des Transzendenten verstehen, dass wir uns dieser Gegenwart bewusst werden, diesem Jetzt. Umgekehrt gilt aber auch, nicht nur offenbart sich das Göttliche im Äußeren zu uns, es offenbart sich auch in uns. Wir können in uns selbst dieses Göttliche sprechen hören. Wir können dafür transparent werden wollen. Wir können es durch uns hindurch wirken lassen. So wie diese Flöte. Umgekehrt, wir können es in uns hinein, durch uns hindurchfließen lassen. Wir können es durch jeden Menschen zu uns sprechen lassen. Wir können zu den Menschen hin sprechen. Damit wir diese Transparenz erreichen, dazu gibt es die verschiedenen Praktiken. Also, es reicht nicht einfach nur aus, „Ich mache mich jetzt zum Instrument.“ Gut, für manche reicht das aus. Manche Menschen haben diese natürliche Fähigkeit. Vielleicht angeboren, vielleicht als Gnade, vielleicht in früheren Leben erreicht, oder wie auch immer. Die Mehrheit der Menschen macht Praktiken, um sich transparent zu machen. Gut, und da ist eben Yoga, Mantrasingen, Thai-Massage, Klangtherapie, ayurvedische Massagen, ayurvedische Reinigungstechniken - all das hat zusätzlich zu dem gesundheitlichen und psychologischen Effekt, eben auch den Effekt, durchlässig zu machen. Es gibt auch das Seminar „Yoga Nidra“. Eben, je entspannter wir sind, umso mehr werden wir durchlässig. Selbstreflexion, psychologische Arbeit. Wenn es uns gelingt, die inneren Blockaden loszulassen, dann kann auch das Göttliche durch uns hindurch sprechen. Je mehr Menschen so durchlässig werden, umso mehr kann dieses Göttliche in die Welt hineinkommen. Und so machen wir eben viele Ausbildungen, dass viele Menschen lernen, solche Techniken anderen anzubieten, um viele Menschen dazu zu bringen, selbst zu praktizieren und so zu einem Instrument zu werden. Natürlich, all diese Techniken haben nicht nur diese Wirkung sondern parallel auch Gesundheit, Wohlbefinden, mehr Energie, mehr Kraft usw. - was ja auch ganz schön ist. Aber wir müssen wissen, ursprünglich sind all diese Techniken entstanden, dass wir durchlässig sind, um zu einer solchen höheren Erfahrung zu kommen. Dann möchte ich jetzt Swami Atma bitten, auf die Bühne zu kommen und ein paar Worte zu uns zu sprechen. Swami Atma ist ein direkter Schüler von Swami Vishnudevananda. Ich kenne ihn seit 20 Jahren. Er ist Swami, das heißt einer, der das Gelübde der Entsagung gegeben hat um sein Leben ganz der Erfahrung der höheren Wirklichkeit zu widmen und anderen zu helfen, diese auch zu erfahren. Gyanaroopa wird ihn übersetzen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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