Die wertvolle Zeit

Zeit – von Swami Sivananda.

„Die Schlange hält den Frosch im Maul. Nur der Kopf des Frosches ragt heraus. In wenigen Minuten wird er verschlungen sein. Der Frosch streckt seine Zunge raus, um eins, zwei Insekten zu erwischen. Ebenso, oh Mensch, bist du bereits im Maul von Kala, der Zeit. In wenigen Minuten wirst du nirgendwo sein. Dabei denkst du immer wieder an die Sinnesobjekte. Erkenne den Wert der Zeit. Wenn ein Mensch im Sterben liegt, fragst du den Arzt: „Lieber Doktor, tun Sie doch etwas für den Kranken. Machen Sie, dass er wenigstens noch ein paar Stunden lebt, denn sein Bruder kommt aus Bombay um den Kranken zu sehen.“ Erkenne den Wert der Zeit. Bitte, dass du später nicht die Tage, Monate und Jahre bedauerst, die du bei müßigem Geschwätz verschwendet hast. Zeit und zeitlose Ewigkeit. Zeit ist das wertvollste Gut. Zeit ist wertvoller als alles andere auf der Welt. Zeit ist dein größter Schatz. Zeit ist die Seele der Welt. Zeit ist das Leben. Daher nutze die Zeit sinnvoll zu spirituellem Streben. Vergeude keine Sekunde. Letztlich ist das Ewige zeitlos. Brahman geht über die Zeit hinaus. Brahman ist ewig. Es ist zeitlose Wirklichkeit.“


Wir können sagen, unser Leben hat zwei Aspekte, zeitlich gebundener Aspekt und ewiger Aspekt. Es ist die Erfahrung in der Meditation der großen Yogameister, wie auch von jedem, der tiefer in die Meditation geht, dass es eine Wirklichkeit gibt, die jenseits ist von allem Vergänglichen, von allem Zeitgebundenen. Wenn diese Ewigkeit aufblitzt in der Meditation, ist das verbunden mit einer unglaublichen Wonne, mit einer Unendlichkeit, mit einer Bewusstheit, das ist die eigentliche Natur. So sind wir letztlich ein zeitloses Wesen in der Unendlichkeit. Und dann kommen wir hier in diese Welt hinein, die zeitgebunden ist, die einen Anfang hat und ein Ende hat. Und alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Und nichts von dem, was wir jetzt sehen, wird dauerhaft sein. Nichts von dem, was wir hören, wird dauerhaft sein. Nichts von dem, was wir jetzt aufbauen, wird dauerhaft sein. Nichts von dem, was wir festhalten, wird dauerhaft sein.

So wird auch gesagt, Shiva hat zwei Aspekte. Zum einen, Shiva als meditierender Shiva, symbolisiert die Verbundenheit mit der Unendlichkeit und der Ewigkeit. Shiva als zweites, als der tanzende Shiva, Nataraja, symbolisiert den ständigen Tanz der Schöpfung. Und so hat diese Schöpfung auch ihren Sinn und es gilt letztlich, den Tanz der Schöpfung mitzutanzen, aber es gilt, nicht fest zu sein. Es gibt bei dem Tanz von Shiva – wer vielleicht mal so ein Bild von Shiva gesehen hat, die meisten kennen das ja, es ist vermutlich das bekannteste Kunstobjekt von Indien, das man auch in so vielen Geschäften sieht, die mit Yoga gar nichts zu tun haben und gar nicht wissen, was es ist – dieser tanzende Shiva, einen Fuß gehoben, der andere unten, er tanzt auf einem Dämonen. Das kann man auf verschiedene Weisen deuten. Eines, wie man es deuten kann, wenn wir irgendwo etwas festhalten, dann trampelt irgendwo letztlich die Zeit auf uns herum, denn alles, was begonnen hat, wird irgendwann aufhören. Wenn wir aber mittanzen mit Shiva, dann ist es der Tanz des Lebens und dann ist es etwas Schönes. Aber Swami Sivananda schreibt auch hier, es geht nicht nur darum, den Tanz des Lebens mitzutanzen, sondern dieses begrenzte Leben ist auch dazu da, in die Unbegrenztheit hineinzugehen, dass wir danach streben, über das hinauszuwachsen, was vergänglich ist. Und umgekehrt, dass wir uns lenken lassen und öffnen für die Führung der höheren, ewigen Wirklichkeit, so dass wir diese in dieser Welt hinein leben, verwirklichen und letztlich überall erkennen.

Hari Om Tat Sat

 

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

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