Die Bedeutung des Mantras Govinda Hare

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich etwas zur Bedeutung des Mantras „Govinda Hare - Gopala Hare - Hey Prabho - Dina Dalaya Hare“.

Govinda und Gopala heißt soviel wie „guter Hirte“. Govinda - Hirte; Gopala - der sich um alle Wesen kümmert. So rufen wir Gott an, im Bewusstsein, dass Gott unser guter Hirte ist. Wir sind nicht allein, wir brauchen uns nicht um alles selbst zu sorgen. Der gute Hirte ist allerdings manchmal unsichtbar, denn er will uns nicht wie Schafe halten, sondern uns auf der Weide helfen, uns zu entwickeln. So wie ein guter Hirte sich darum kümmert, dass die kleinen Babyschafe langsam zu größeren Lämmern und dann zu großen Schafen werden, ist der gute Hirte Gott, nicht nur dazu da, dass wir mit dem Körper größer werden, sondern dass wir auch an spiritueller Weisheit wachsen, dass wir an spiritueller Erfahrung wachsen, dass wir uns spirituell entwickeln. Und so wie ein Schaf dem Hirten vertrauen kann, so können wir darauf vertrauen, dass Gott sich um uns kümmert. Er wird uns nicht immer die Erfahrungen geben, die wir gerne hätten, aber er wird uns die Erfahrungen geben, die wir brauchen. Und das sind manchmal einfache Erfahrungen, manchmal etwas schwierigere, manchmal kleinere Aufgaben, manchmal größere Aufgaben.
Manchmal bringt er uns durch alle möglichen verschiedenen Emotionen. So wachsen wir.

Angenommen, man will die vorwärts beugende Flexibilität erhöhen, dann muss man die Vorwärtsbeuge üben. Am Anfang muss man sie sanft üben, lernen, die Muskeln zu entspannen. Dann, wenn wir weiter kommen wollen, müssen wir ein bisschen kräftiger ziehen und trotzdem entspannen. So ähnlich gibt es manchmal Lektionen, bei denen es wichtig ist zu entspannen und loszulassen und manchmal ist es wichtig, sich ein bisschen intensiver zu engagieren. Manchmal werden wir richtig herausgefordert. Aber selbst dann wissen wir tief im Hintergrund, dass da ein göttlicher Hirte ist, der uns leitet. Geht ein Schaf auf Abwege, dann schickt der Hirte seinen Hütehund dorthin. Der bringt es wieder zurück. Manchmal muss der Hund ein bisschen sanft zuknabbern, um das Schaf wieder auf den richtigen Weg zu bringen. So ähnlich macht es auch Gott mit uns. In Wahrheit können wir gar nicht wirklich auf Abwege kommen. Wir werden immer wieder zurückgeholt. Das meint Govinda Hare Gopala Hare. In „Hare“ steckt aber noch etwas drin. „Hare“ heißt: „Der, der die Herzen anzieht.“ Es ist also nicht nur ein Hirte, der seine Arbeit tut, sondern Gott ist jemand, der unser Herz öffnet. Wir können uns vom Herzen an Gott wenden, dann öffnet sich unser Herz. „Hey Prabho“ heißt: „Oh Gott“. „Hey„ meint so wie im Deutschen: „hey“. Manche der heiligsten Mantras beginnen mit „Hey Gott“. Das drückt eine unglaubliche Vertrautheit aus. So etwas sagt man nur seinem besten Freund: „Hey, komm mal hier her.“ Und selbst das ist in den meisten Kontexten nicht angemessen.
Allerdings ist das Hey im Indischen etwas respektvoller als im Deutschen. Nichtsdestotrotz drückt es Nähe aus. Es geht nicht um einen Gott, der oben im Himmel ist, sondern es heißt: „Hey Prabho, Oh Gott, hier, bitte.“ Dina Dalaya Hare. „Dina - Gib mir; Dalaya - dein Mitleid, Mitgefühl“.

Eigentlich ist es ja paradox, zu sagen: „Oh Gott, gib mir dein Mitgefühl.“, das wäre so ähnlich, wie zu sagen: „Oh Wasser aus der Dusche, mach mich nass.“ Wasser, das einem auf den Kopf fällt, macht einen nass, darum brauchen wir nicht zu bitten. Gott schenkt uns seine Liebe und sein Mitgefühl. Auch darum brauchen wir gar nicht zu bitten. Aber wir können besonders sagen: „Oh Gott, hilf uns, dass wir deine Liebe sehen können.“ Die Liebe ist immer da, aber in dem Moment, wo wir darum bitten, sie wahr zu nehmen, öffnet sich unser Herz und wir können sie spüren.

Hari Om Tat Sa

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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