Jnani ist ein Wissender, ein Weiser. Letztlich einer, der im Jnana Yoga vorangeschritten ist und der Erkenntnis der höchsten Wirklichkeit hat. Der erfahren ist, wer er wirklich ist. Der sich nicht mehr identifiziert mit seinem Körper, mit seinen Emotionen, mit seinen Gedanken, mit seiner Persönlichkeit, mit seinem Selbstbild. Der sich nicht mehr damit identifiziert mit dem, was andere von ihm denken oder dem, was er selbst denkt, was andere von ihm denken. Oder mit dem, was andere denken, was er denkt, was er von sich denkt, was andere denken. Das ist ja die Großartigkeit des menschlichen Denkens, in allen möglichen Rückkopplungsschleifen zu denken und so unser Leben besonders wunderbar kompliziert und komplex zu machen und uns davon abhält, unsere wahre Natur zu erfahren. Und der Jnani ist derjenige, dem es gelingt, sich davon zu lösen, von all diesem wunderbaren Leid erzeugenden und faszinierenden Gedankenprozess.
Swami Sivananda schreibt:
„Je weniger Gedanken im Geist sind, desto größer ist der Friede.“
Es gibt einen berühmten Vers: „Yogas Chitta Vritti Nirodha - Yoga ist das zur Ruhe kommen des Geistes, Tada drastuh svarupe vasthanam - dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Wenn wir keine Gedanken in unserem Geist haben und dabei voll bewusst sind, dann ruhen wir in unserem wahren Wesen und unser wahres Wesen ist Sat-Chid-Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Und dies ist unser wahres Wesen und je weniger Gedanken wir haben, umso mehr kann dieser Friede und diese Wonne und diese intuitive Weisheit durch uns hindurchwirken. Je mehr Gedanken wir haben, umso weniger erfahren wir unsere wahre Natur, umso weniger Glück erfahren wir, umso weniger Frieden erfahren wir. Also je weniger Gedanken, umso größer der Frieden.
„Je weniger Wünsche vorhanden sind, desto weniger Gedanken sind da.“
Je mehr Wünsche wir haben, umso mehr Gedanken sind da. Je weniger Wünsche wir haben, umso weniger Gedanken und je weniger Gedanken, umso mehr Frieden und Freude.
„Ein wohlhabender Mensch, der in einer großen Stadt beschäftigt ist und sehr viele Gedanken hat, hat einen ruhelosen Geist und Unfrieden, trotz aller Annehmlichkeiten. Ein Sadhu dagegen, ein Mönch, der in einer Höhle im Himalaja lebt, fast keine Annehmlichkeiten hat und Gedankenkontrolle übt, ist sehr glücklich, obwohl er keine äußeren Bequemlichkeiten hat. Jeder Gedanke weniger gibt dem Geist mehr Kraft und mehr Frieden. Wenn du auch nur einen Gedanken reduzierst, hast du mehr geistige Kraft und Frieden. Am Anfang ist man sich dieser Tatsache nicht bewusst, da der Verstand noch nicht so subtil ist. Es gibt aber im Inneren ein spirituelles Barometer, das die Verminderung, auch nur um einen einzigen Gedanken, feststellt.
Wenn man einen einzigen Gedanken weniger hat, wird die geistige Kraft, die man durch diese Verminderung erreicht hat, uns helfen, um den zweiten Gedanken leicht zur Ruhe zu bringen. Durch ständiges und intensives Üben kann man wellenlos und gedankenfrei werden, wann auch immer man es will.“
Natürlich, ein Jnani kann auch denken selbstverständlich und er kann auch nachdenken und er kann auch überlegen, aber wenn er will, kann er eben auch nicht denken. Das ist ein unglaublicher zusätzlicher Freiheitsgrad.
„Der wellenlose Yogi, der also in der Lage ist, seinen Geist ganz zur Ruhe zu bringen, hilft der Welt mehr als der Mensch am Rednerpult. Gewöhnliche Menschen können diesen Punkt kaum verstehen. Wenn du ohne Gedankenwellen bist, durchdringst und erfüllst du tatsächlich jedes Atom des Universums. Mit deinem Bewusstsein reinigst und erhebst du die ganze Welt. Die Kraft von wellenlosen Jnanis, wie Jada Bharata und Vamadeva sind auch heute jetzt noch wirksam. Sie hielten zwar keine Vorträge, sie veröffentlichten keine Bücher, doch welch ungeheuren Einfluss hatten diese wellenlosen Jnanis auf den Geist der Menschen. Gepriesen seien solche wellenlose Jnanis.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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