Der Weg der Dankbarkeit

Es war einmal ein kluger Mann. Der suchte nach einem Weg zu einem glücklichen Leben. Er probierte viele Wege aus, las viele Bücher und entdeckte schließlich das Ziel der Erleuchtung. Erleuchtung bedeutet großes inneres Glück, Frieden, Liebe und Kraft. Erleuchtung bedeutet dauerhaft im inneren Frieden, im Glück und in der Liebe zu leben. Das große innere Glück verwandelt einen Menschen. Er ist dann fähig positiv zu denken und sich auf das Positive in seiner Welt zu konzentrieren. Wer erleuchtet ist, erfährt seine Welt als Paradies. Er erhält ein Paradiesbewusstsein.

Nachdem der Mann das Ziel der Erleuchtung gefunden hatte, brauchte er noch einen Weg dort hin. Es gibt viele Wege zur Erleuchtung. Der Mann probierte viele Techniken aus. Er probierte den Weg der Meditation, der Achtsamkeit auf die Gedanken, die Kundalini-Meditation (Gottheiten-Yoga) und den Weg der umfassenden Liebe (Bodhisattva-Weg). Diese Wege halfen ihm alle etwas. Sie machten sein Leben glücklicher, aber das große Glück der Erleuchtung blieb aus.

Dreizehn Jahre lebte der Mann konsequent nach einem spirituellen Tagesplan. Er verteilte seine Übungen über den ganzen Tag. Seine Energieblockaden lösten sich immer mehr auf. Aber nach vierzehn Jahren hatte er keine Lust mehr zu seinem spirituellen Weg. Er war sehr enttäuscht, dass sein intensives spirituelles Üben ihm nicht mehr Gewinn gebracht hatte. In ihm entstand ein großer Widerwille gegen jede Art von Spiritualität.

Bis dahin hatte er abgeschieden von der Welt gelebt, um viel Zeit und Ruhe für seine spirituelle Praxis zu haben. Jetzt suchte er sich eine schöne Frau und begann mit ihr das Leben zu genießen. Geld besaß er genug, da er früher in seinem Leben viel gearbeitet und einen großen äußeren Reichtum angehäuft hatte. Trotzdem war er mit seinem Leben unzufrieden. Weder befriedigte ihn sein spiritueller Weg und noch sein weltlicher Genussweg.

Da erkannte er plötzlich, dass das Problem in seinem eigenen Geist zu finden war. Sein Geist dachte vorwiegend negativ und konnte sich deshalb an nichts wirklich erfreuen. Er musste seinen Geist verändern, wenn er in seinem Leben glücklich sein wollte. Dazu gibt es verschiedene spirituelle Techniken. Im hinduistischen Yoga übt man die Eigenschaften Zufriedenheit (Samtosa). Im Buddhismus versucht man gelassen mit dem Leben zu fließen. Und im Christentum praktiziert man die Dankbarkeit. Man versucht dankbar zu sein für alles was Gott (das Leben) einem schenkt.

In der modernen Psychologie gilt Dankbarkeit als eine der stärksten Techniken zur Umwandlung des Geistes. Unser Mann machte deshalb die Dankbarkeit zu seiner spirituellen Haupttechnik. Jeden Morgen begann er mit einem positiven Tagesvorsatz. Jeden Abend führte er ein Dankbarkeitstagebuch. Er schrieb dort alle guten Dinge auf, die ihm tagsüber begegnet waren. Immer wieder machte er sich bewusst, wofür er dankbar in seinem Leben war. Diese Übung verwandelte im Laufe der Zeit seinen Geist. Er wurde innerlich immer positiver. Er hatte sein Ziel der Erleuchtung schon völlig aufgegeben. Und gerade dadurch konnte er den letzten großen Schritt tun.

Das Zentrum der Dankbarkeit ist die Möglichkeit der Erleuchtung. Wir können alle sehr dankbar dafür sein, dass die erleuchteten Meister uns ihr Wissen weitergeben haben. Nur so können wir auch den Weg finden und Weisheit erlangen. Wenn Buddha nicht gelehrt hätte, würde es heute nicht den buddhistischen Weg geben. Der Mann bedankte sich bei Buddha. Er visualisierte sich als Buddha und beschloss auf seine Art das spirituelle Wissen weiterzugeben. Er lehrte einfach nur den Weg der Dankbarkeit. So überstieg er sein Ego und gelangte nach fünfzehn Jahren zur Erleuchtung.

Wir können jetzt natürlich fragen, warum es keine kluge Frau war, die diesen Weg gegangen ist. Vielleicht war es ja eine kluge Frau. Ich habe nur eine alte Geschichte nacherzählt. Und alte Geschichten im Yoga und im Buddhismus handeln meistens von Männern. Heutzutage sind es aber überwiegend Frauen, die diesen Weg gehen. Deshalb müsste eine heutige Geschichte sicherlich von einer klugen Frau handeln. Sei du diese kluge Frau. Wofür bist du dankbar?

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Kommentare

  • Ich bin dankbar für deine schönen Geschichten. Ich bin dankbar für das schöne Leben, ich bin dankbar dafür, dass ich den spirituellen Weg für mich gefunden habe.
  • Danke für die schöne Geschichte.
    Ich freue mich immer über deine Geschichten und bin dankbar dafür.

  • Ich danke dir für diesen schönen Beitrag ! Ich danke dir, dass du mich durch deine Geschichten immer wieder aus meinem Alltag zur Spirtualität zurückbringst.

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