Heute ist der 9. Tag von Navaratri, 9tägiges Fest zur Verehrung der göttlichen Mutter. Gefolgt von Vijjaya Dashami, was morgen ist. Heute ist der letzte Tag auch von Saraswati Puja, des dritten Drittels von Navaratri. An Navaratri werden Mantras rezitiert aus dem Devi Mahatmyam und heute Abend ist auch eine Puja, wo die letzten Verse vom 10. und 11. Kapitel dort rezitiert werden. Und dabei wird auch die Geschichte erzählt aus diesem Devi Mahatmyam. Und heute Morgen möchte ich die Abschlussgeschichte aus dem Devi Mahatmyam kurz erzählen.
Es gab dort nämlich einen König, der war aus dem Königreich vertrieben worden von seinen Ministern. Es gab einen Kaufmann, der ist von seinen Kindern praktisch rausgeworfen worden aus dem Geschäft. Und so waren die beiden in einem Ashram, haben sich wieder gefunden, verzweifelt. Und das Komische war, sie waren in einem Ashram, sie waren spirituelle Menschen gewesen, die sich immer danach gesehnt hatten, mehr Zeit für Meditation und die spirituellen Praktiken zu haben. Jetzt hatten sie mehr Zeit und woran haben sie gedacht? Der König hat an sein Königreich gedacht und an seine Lieblingselefanten und auch, ob das Königreich jetzt gut regiert würde oder ob diejenigen, die jetzt das Königreich usurpiert hatten, ob die jetzt wirklich das Königreich auch gut regierten. Und der Kaufmann, der von seinen eigenen Kindern aus der, man kann sagen Familienfirma, rausgeworfen worden war, dachte: „Machen meine Kinder das jetzt richtig? Oder verschwenden sie das Familienvermögen? Wie geht’s ihnen? Sie haben sich zwar schlecht mir gegenüber verhalten“ - waren also voller Ärger, andererseits war aber auch Mitgefühl - „Was, wenn die jetzt alles kaputtmachen? Wie können die weiter leben?“ Und so konnten sie nicht meditieren und so gingen sie zu dem Rishi des Ashrams und fragten: „Wie kommt das? Die ganze Zeit oder das ganze Leben haben wir uns danach gesehnt, mehr meditieren zu können, jetzt können wir das und woran denken wir - an unser früheres Leben.“ Und ich vermute, einige werden diese Fragen nachvollziehen können. Und dann sagte der Rishi: „Das ist alles das Werk der göttlichen Mutter. Denn die göttliche Mutter ist die Energie hinter dem ganzen Universum. Sie ist die Kraft hinter dem ganzen physischen Universum, dem astralen Universum, dem kausalen Universum. Auch die ganzen Herzensimpulse sind nichts anderes als die göttliche Mutter. Die göttliche Mutter in unserem Herzen mag mal als Ärger, als Mitgefühl da sein. Mag als Freude und als Schmerz da sein. Mag als Verhaftung und als Befreiung da sein. Im Grunde genommen ist nichts, was es im Universum gibt, irgendetwas Schlechtes, sondern es ist alles Manifestation dieser göttlichen Mutter. Und wenn man die göttliche Mutter mit tiefem Herzen verehrt, dann wird sie sich manifestieren als Vidya Maya, als letztlich die Kraft des Wissens und uns zum höchsten Wissen führen.“
Dann wollten die beiden, also der König und der Kaufmann, mehr hören über das Wirken der göttlichen Mutter und so erzählte der Rishi den beiden verschiedene mythologische Geschichten über das Wirken der göttlichen Mutter. Nachdem der Rishi so das Wirken der Durga beschrieben hatte, dort verehrten jetzt der König und der Kaufmann von ganzem Herzen die göttliche Mutter. Sie meditierten, sie machten spirituelle Praktiken, sie machten Pujas, Verehrungsrituale und nachdem sie das eine ganze Weile gemacht haben, erschien ihnen Durga, die göttliche Mutter. Und sie sagte ihnen: „Ja, was wollt ihr gerne?“ Und der König sagte: „Ich hätte gerne ein Königreich ohne Gegner.“ Und die Durga sagte: „So sei es.“ Und sie sagte: „Erstens, du wirst jetzt zurückkehren können in dein Königreich und dort wirst du willkommen geheißen werden. Diejenigen, die dich rausgeworfen haben, die werden dich mit offenen Armen willkommen heißen, weil sie merken, dass sie es alleine nicht packen. Und außerdem wirst du in einem künftigen Zeitalter der Manu sein.“ Das ist so eine Art Engelswesen, welcher die Geschicke der ganzen Menschheit regiert, der also keine äußeren Gegner hat, aber der eben eine ganze Menge anderer Sorgen hat, um irgendwo sich um die Welt zu kümmern.
Und, das ist letztlich wie eine Art Warnung. Denn, wir können Gott verehren und wir können auch spirituelle Praktiken machen und irgendwann können wir dann entscheiden, entweder wir streben nach dem Allerhöchsten oder wir wollen doch irgendetwas irgendwie weltliches. Und so hatte der König zwar etwas - er kriegt sein Königreich zurück und nachher großen Ruhm, Ehre, als Manu eines neuen Zeitalters. Aber letztlich hat er damit nur mehr Sorgen. Aber auch danach können wir streben, um auf diese Weise vielleicht auch anderen Besseres tun zu können.
Der Kaufmann wählte klüger. Der hieß ja auch charakteristischerweise Samadhi. Als die göttliche Mutter ihm erschien und fragte: „Was willst du?“ Dort sagte er: „Es gibt nichts, was ich wirklich will, außer deine Gegenwart ständig zu erfahren und Samadhi, nicht nur zu heißen, sondern auch zu erreichen.“ Und so erreichte der Kaufmann Nirvikalpa Samadhi und die Selbstverwirklichung.
Und morgen ist dann ja auch Vijjaya Dashami und dort können wir entweder um Samadhi bitten, oder wir können darum bitten, dass wir Kraft haben für unsere täglichen Pflichten, Aufgaben, unser Dienen. Beides können wir machen. Wir können weltliche Bedürfnisse an Gott oder Göttin richten, aber auch das höchste spirituelles Verlangen nach höchster Verwirklichung.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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