Der konzentrierte Geist schenkt ewig Freude

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“. Es hat aufgeschlagen auf dem Kapitel „Konzentration“.
Swami Sivananda schreibt:
„Wenn du die Strahlen der Sonne durch eine Linse bündelst, können sie Wolle oder ein Stück Papier verbrennen. Die zerstreuten Strahlen vermögen dies nicht. Wenn du zu jemanden sprechen willst, der weit entfernt von dir ist, formst du mit den Händen einen Trichter und sprichst dann. Die Klangwellen werden an einem Punkt gesammelt und dann auf den Betreffenden gerichtet. Er kann dich dann sehr deutlich hören. Wasser wird in Dampf umgewandelt und der Dampf wird an einer Stelle konzentriert, so bewegt sich die Lokomotive.“ Heute funktionieren ja die meisten Öl-, Gas-, Kohlekraftwerke und auch Atomkraftwerke auf diesem Prinzip. „Das sind alles Beispiele für konzentrierte Wellen. Genauso wirst du wunderbare Konzentration erlangen, wenn du die zerstreuten Strahlen des Geistes zusammenführst und an einem Punkt sammelst. Der konzentrierte Geist wird wie ein starker Scheinwerfer sein, um die Schätze der Seele zu finden und den höchsten Reichtums Atman, ewige Wonne, Unsterblichkeit und unvergängliche Freude zu erlangen.“
Konzentration ist ein wichtiger Schritt für die Meditation. Konzentration ist auch ein wichtiger Aspekt, um im Alltag letztlich Erfolg zu haben und das zu bekommen, was man braucht und will. Zwar ist die moderne Welt so, dass der Geist typischerweise sehr schnell sehr zerstreut wird. Es gibt so viele Verantwortungen, die man hat, so vieles, was man machen muss, so vieles, was eins hinter dem anderen irgendwo kommt und oft nicht eins nach dem anderen, sondern letztlich alles gleichzeitig. Und man muss so vielem Verschiedenen gerecht werden und ständig gibt es irgendwelche Ablenkung. Ich glaube, die meisten der Anwesenden kennen das, dass so viel Verschiedenes zu tun ist. Nur wenn wir uns dort von allem so ablenken lassen und nur, was von außen auf uns zukommt, eins nach dem anderen machen, dann ist es erstens nichts, was wirklich uns im Herzen berührt, zweitens nicht das, was unsere Kräfte zum Ausdruck bringt und zum dritten werden wir auch nicht wirklich viel bewirken können. Man kann vielen Anforderungen gerecht werden, wenn wir in der Lage sind, uns auf einiges zu konzentrieren. Wir werden natürlich auch einiges halb konzentriert machen müssen, einfach, damit wir allen gerecht werden. Das Leben ist nicht so, dass wir jetzt sagen, wir fokussieren uns nur auf eine einzige Sache und lassen alles andere sein. Aber wenn wir mit großer Intensität uns auf etwas konzentrieren und dort unsere Energie hinschicken, dann werden wir dort Erfolg haben. Und da dürfen wir uns dann auch nicht abhalten lassen von diesem und jenen Hindernis und dieser und jener Ablenkung. Manches muss man einfach nicht tun und anderes muss man mit großer Intensität tun. Aber es ist nicht nur eine Weise, wie wir unser ganzes Leben leben und es ist durchaus eine Sache, wo man überlegt, „wo will ich meine Energie jetzt besonders hinschicken?“, sondern es ist auch eine Frage, wenn wir auch nur ein paar Minuten etwas machen, mit welcher Konzentration machen wir das? Ein Zen-Meister wurde mal gefragt: „Was ist der Unterschied zwischen einem Zen-Meister und einem Übenden, der am Beginn ist?“ Dann sagte er nur: „Wenn der Zen-Meister Tee trinkt, trinkt er Tee. Wenn er isst, dann isst er. Wenn er arbeitet, dann arbeitet er. Und wenn er spazieren geht, dann spaziert er.“ Sagte der Schüler: „Aber das macht doch jeder.“ Sagte der Meister: „Nein. Der Durchschnittsmensch, wenn er isst, denkt er an die Arbeit. Wenn er arbeitet, denkt er ans Teetrinken. Wenn er Tee trinkt, denkt er ans Spazierengehen und wenn er spazieren geht, dann denkt er wieder an etwas anderes.“ Gut, manchmal muss man auch reflektieren und manchmal ist vielleicht Spazierengehen auch eine Zeit, wo man das ein oder andere sich durch den Kopf gehen lässt, aber als Grundanleitung ist das etwas Gutes. Wenn wir etwas tun - selbst wenn es nur ein paar Minuten ist - sollten wir es mit der ganzen Konzentration tun und wirklich mit aller Energie und all dem, was wir so haben. Und dann ist dort eine bestimmte Kraft dahinter. Und das ist die ganze Lehre des Raja Yoga, insbesondere im dritten Kapitel vom Yoga Sutra, da, wo wir unsere Konzentration ganz reinbringen, dort werden wir einiges bewirken können. Wenn wir das, was wir tun, ständig tun im Hintergrund, „das kann schief gehen, das kann schief gehen, das kann schief gehen“ oder vor dem Hintergrund, „das müsste ich noch machen, das müsste ich noch machen, das müsste ich noch machen“, dann sind wir nie dabei, etwas zu machen. Wenn wir Momente haben, wo wir an etwas sind, dann von ganzem Herzen und ganzer Konzentration, dann können wir eine Menge bewirken. Und Swami Sivananda schreibt hier, diese Konzentration ist nicht nur etwas, um etwas zu bewirken, sondern die Konzentration, die wir auch im Alltag haben, hilft dann auch der Meditation. Und wenn wir in der Meditation konzentriert sind, bei der Meditation, bei dem Thema der Meditation, was auch immer das ist, oder der Technik der Meditation, oder sei es nur bei dem Wunsch, zu beobachten oder uns von allen zu lösen, dann wird die Meditation tief. Und dann erfahren wir in der Meditation Freude, wir erfahren in der Meditation Zugang zu unserem eigenen Selbst, wir erfahren in der Meditation Zugang zu einer höheren Wirklichkeit. Und so entsteht so eine Art Engelskreislauf. Durch die Meditation sind wir in der Lage, im Alltag auch konzentrierter zu sein. Und wenn wir im Alltag konzentrierter sind, sind wir in der Meditation wieder konzentrierter. Das hilft uns wieder, dass wir im Alltag konzentrierter sind. Und irgendwo fangen wir an und für viele Menschen heißt es, wir beginnen mit der Meditation und die Meditation hilft zu mehr Konzentration und Achtsamkeit im Alltag. Das wieder hilft der Meditation, so haben wir ein schönes Schwungrad in Bewegung gesetzt, dass wir zu immer mehr Stärke, Kraft, Freude und letztlich Erkenntnis kommen.
Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Kommentare

  • Lieber Nachtschatten,

    danke für Dein Kommentar. Ich fand es nur sehr schön, daß das Üben eines konzentrierten Geistes "Engelskreislauf" genannt wurde - das hat mich an die vorher erwähnten Pädagogik, Psychologie und Philosophie Theorien erinnert. - So könnte man ja nun versuchen, auch den Begriff "Engelskreislauf" als eine eigenständige Theorie der Geistes- und Sozialwissenschaften zu etablieren. Vielleicht finden ja ein paar Pädagogen, Psychologen und Therapeuten gefallen an dem Theorie-Ansatz, den man halt noch ein wenig ausbauen müsste, - z.B. Lern-,Konzentrations-, Gedächtnis-Training-Modell , oder "Peak-Performance" "State-of-the Art" Mental-Training-Modell .... was weiß ich ... bin kein Pädagoge :-)
  • In der Pädagogik wird das gegensätzliche Phänomen ja Teufelskreis genannt (http://de.wikipedia.org/wiki/Teufelskreis) ; in der Psychologie spricht man von der "self fulfilling prophecy" (http://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterf%C3%BCllende_Prophezeiung) ; und in der Philosophie ( Ovid: Metamorphosen) heißt es Pygmalion-Effekt (http://de.wikipedia.org/wiki/Pygmalion ; http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenthal-Effekt)

    Kann mich wohl deshalb daran erinnern, weil ich in der mündlichen Abi-Prüfung im Fach Pädagogik eledig an der Frage gescheitert bin.
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