Denkfehler im Umgang mit anderen

Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute wieder mit der Yoga Sutra, 3.20. Patanjali sagt hier: Man erhält aber kein Wissen über die zugrunde liegenden geistigen Faktoren, die nicht Gegenstand des Samyama sind.

Wenn du deine Intuition im Umgang mit anderen Menschen entwickeln willst, dann ist das etwas Gutes. Es ist aber auch eine Gefahr dabei, nämlich die, dass du glaubst, wirklich zu wissen, was der andere denkt. Vielleicht glaubst du sogar, noch besser zu wissen, was der andere denkt, als er selbst. Vielleicht nimmst du auch an, dass du weißt, was er als nächstes tun wird.
Paul Watzlawick, der große Kommunikationswissenschaftler, hat das bekannte Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ geschrieben. Darin beschreibt er jede Menge Denkfehler, mit denen man sich selbst und andere unglücklich machen kann, indem man seine Kommunikation verschlechtert. Vielleicht kennst du die Geschichte mit dem Hammer:

Ein Mann braucht für irgendwelche handwerklichen Tätigkeiten einen Hammer. Er weiß, dass sein Nachbar einen Hammer hat. Also geht er zu ihm und klingelt. Während er klingelt, fängt er schon an zu überlegen: „Vielleicht mag mir mein Nachbar gar nicht seinen Hammer geben. Vielleicht erinnert er sich daran, dass ich, als ich das letzte Mal um einen Schraubenzieher gebeten hatte, ihn nicht rechtzeitig zurückgebracht habe. Vielleicht wird er mich schräg angucken, wenn ich den Hammer anfordere. Vielleicht wird er nachher eine Gegenleistung fordern. Und wenn er mir den Hammer gibt, muss ich ihm anschließend meinen Parkplatz überlassen. So denkt er weiter: Ja, richtig, schon das letzte Mal, als ich ihn um den Schraubenzieher gebeten hatte, hat er mich schräg angeguckt. Erst recht, als ich dann am nächsten Tag vor seinem Haus geparkt habe. Also, wenn er mich um einen Hammer bitten würde, würde ich den gänzlich ohne Gegenleistung verleihen.“ Und schließlich, als dann der Nachbar tatsächlich die Tür aufmacht, sagt unser Mann nur wütend: „Ach, behalten Sie doch ihren Hammer.“

Solche Geschichten hört man immer wieder. Du hast sicher auch schon erlebt, dass jemand so auf dich reagiert hat. Eigentlich hast du nichts Böses gedacht und andere unterstellen dir irgendwelche niederträchtigen Motive oder nehmen an, dass du komisch reagierst. Vermutlich hast du, vielleicht ohne es zu merken, auch schon mal solche Tendenzen gehabt. Darum sei vorsichtig, wenn du dich in andere hineinversetzt. Ganz besonders, wenn du etwas Negatives von ihnen erwartest.
Menschen reagieren nämlich auf dich, wie du auf sie reagierst. Wenn du Positives von anderen erwartest, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie positiv reagieren. Wenn du Negatives erwartest, ist es wahrscheinlicher, dass sie negativ reagieren. Und selbst wenn sie probieren, gegen deine negativen Erwartungen anzukämpfen, können sie scheitern. Werde dir also dessen bewusst, was du von anderen annimmst. Schaue, ob deine negativen Erwartungen in der Wirklichkeit begründet sind. Sei aufmerksam, aber gehe auch nicht blauäugig an die Dinge heran. Denn das kann manchmal dazu führen, dass du ausgenutzt und enttäuscht wirst. Und Enttäuschungen führen dazu, dass du erst recht negativ reagierst.
Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, entwickle deine Intuition. Nimm grundsätzlich Positives von anderen an, auch wenn du weißt, dass im Hintergrund auch andere Beweggründe stehen können. Mit großem zwischenmenschlichen Verständnis und Einfühlungsvermögen kannst du andere Menschen verstehen und lieben. Sei dir immer dessen bewusst, dass hinter allem das Göttliche steckt.

Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3
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