Das vergängliche und das unvergängliche

Ich lese etwas aus der "Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna. Wir sind im 15. Kapitel. Krishna, Inkarnation Gottes, spricht jetzt aus der Warte des höchsten Selbst und sagt "Da ich das Vergängliche und auch das Unvergängliche übersteige, wird von mir in der Welt und im Veda gesagt, ich sei der höchste Purusha". Diese Welt, er sagt hier, besteht aus dem Vergänglichen und dem Unvergänglichen, und dann gibt's noch jenseits davon der höchste Purusha. Das klingt zunächst mal etwas erstaunlich. Hier bezieht er sich so ein bisschen auf die Sankhya Philosophie. Da gibt es die Prakriti, die Natur, und die ist auf eine gewisse Weise auch ewig, aber sie ändert sich dauernd. Und in dieser Prakriti gibt es Teile, und jeder Teil in der Prakriti hat ein Anfang und ein Ende. Also, z.B. der Körper hat ein Anfang und ein Ende. Egal, was wir anstellen, Körper hat einen Anfang und Körper hat auch ein Ende. Wenn jemand sich z.B. vornimmt, der Sinn meines Lebens ist, immer gesund zu sein, dann ist das ein reichlich irrationales Unterfangen. Denn, egal was wir anstellen, irgendwann stirbt der Körper. Es ist ein kluges Unterfangen, sich um den Körper zu kümmern, so dass man vielleicht ein paar mehr gesunde und zufriedene Jahre hat, vielleicht ein paar mehr Jahre hat, wo man gut spirituelle Praktiken üben kann und sein Karma ausarbeiten kann, dienen kann, etwas Gutes bewirken kann. Aber, Gesundheit kann kein Selbstzweck sein, denn die Gesundheit endet spätestens mit dem Tod. Genauso, alles mögliche andere, was wir anstellen, alles Beschränkte hat einen Anfang und ein Ende. Jedoch, die Prakriti an sich, die existiert ewig. Auch wenn sie mal irgendwann beim Unmanifestierten in dem manifesten Zustand ist. Also, es heißt ja, dass die Schöpfung nur dreihundertelf Trillionen Jahre existiert, nicht so ganz kurz. Das bezieht dann aber die subtilen Welten mit ein, hat ja ein paar mehr Nullen, als was die moderne Wissenschaft dem Weltall als Alter zugesteht. Ich glaub, das geht jetzt irgendwo in ein paar zig Milliarden Jahre. So alle paar Jahrzehnte wird die Dauer des Weltalls meistens um den Faktor ein, 2 bis 10 älter geschätzt, und irgendwann wird's vielleicht auch auf diese dreihundertelf Trillionen Jahre hinauslaufen, oder, jedenfalls ne lange Zeit. Aber die Schöpfungsenergie an sich, die Prakriti, die gilt irgendwo als ewig. Aber jenseits von dem, von dem Vergänglichen und diesem Unvergänglichen als Prinzip an sich, gibt es noch das höchste Bewusstsein, der höchste Purusha. "Wer mich frei von Täuschung so als den höchsten Purusha erkennt, der verehrt mich, da er alles kennt, mit seinem ganzen Sein, o Arjuna". Also, hier kommt dann die Konsequenz. Wenn wir das erkennen, daß letztlich ein höchster Purusha hinter allem ist, ein höchstes Bewusstsein hinter allem ist, dass die Essenz hinter allem letztlich das höchste Selbst ist, Krishna, Gott, das höchste Selbst, damit auch das Selbst aller Wesen, damit auch von jedem einzelnen. Dann entsteht daraus eine, so ganz von selbst ein Bhakti. Bhakti Yoga ist nämlich zwei. Es ist ein Mittel, um zur höchsten Erkenntnis zu kommen, es ist aber auch eine Folge, eine Konsequenz der höchsten Erkenntnis. Wenn wir erkennen, hinter allem ist letztlich Gott. Vorher sagte er sogar, Krishna ist auch in dem physischen Universum, auch die Prakriti ist nichts anderes als Gott. Jeder einzelne Teil ist nichts anderes als ein Spiel Gottes. Und letztlich als 3. Aspekt Gottes, Gott ist das Bewusstsein hinter allem. Wenn wir das einmal erkannt haben, dann entsteht eine Bhakti, eine Verehrung in allem. Dann ist ein Blatt nicht einfach nur ein Blatt, sondern eine Manifestation Gottes. Dann ist der Mensch, der vor uns ist, nicht einfach nur jemand, der so ganz beschränkt ist, sondern er ist eine Manifestation Gottes. Dann ist der Regen nicht einfach Wasser, sondern Manifestation Gottes. Dann ist der Dieb, der uns unser liebstes wegnimmt, nicht irgendein böser oder nicht ein blindes Schicksal, sondern eine Manifestation Gottes. Dann sagt er "Verehrt mich in allem, da er alles kennt, mit seinem ganzen Herzen. So habe ich diese höchste geheime Wissenschaft gelehrt. Wenn ein Mensch dies weiß, wird er weise und erfüllt alle seine Aufgaben". Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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