Das Selbst und das Nichtselbst

Ich will etwas lesen aus der "Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch von Krishna und Arjuna. Arjuna, der Schüler und Krishna, der Lehrer sprechen im 13. Kapitel miteinander. Krishna sagt: "Menschen, die durch das Auge des Wissens den Unterschied zwischen dem Feld und dem Kenner des Feldes wahrnehmen, und auch die Befreiung von der Natur des Seins, gehen zum Höchsten". Das 13. Kapitel ist ein Jnana-Yoga-Kapitel, das Kapitel der Weisheit und der Erkenntnis, und dort geht es um die Unterscheidung zwischen dem, wer wir wirklich sind und dem, der wir nicht sind. Es geht letztlich um die tiefe Frage: "Wer bin ich?" Und Krishna führt das ganze Kapitel über aus, dass wir verschiedene Instrumente haben, die alle zum Feld gehören. Dazu gehören der Körper, das Denken, die Persönlichkeit, die Emotionen, unser Streben, unsere Herzenswünsche. All das sind nicht wir selbst. Wir selbst sind Bewusstsein, wir sind derjenige, der sich durch all das ausdrückt, in diese Welt hineingeht und über die Welt eine ganze Menge lernt. Deshalb ist es auch ein wunderschöner Ausdruck, "Feld". Feld hat verschiedene Bedeutungen. Ein Feld ist zum Beispiel ein Acker, landwirtschaftliche Nutzung, das heißt, wir pflegen dieses Feld. Dann gibt es sowohl ein inneres Feld als auch ein äußeres Feld. Das innere Feld ist unser Körper, wenn wir ein Feld haben, für das wir besonders verantwortlich sind, dort bestellen wir dieses Feld, so wir kümmern uns um unseren Körper, wir kümmern uns um unser Prana, unsere Lebensenergien, wir kümmern uns um unsere Psyche, und unsere geistigen Fähigkeiten, Charakter usw., wir bestellen diese. Aber wir bestellen auch das Feld um uns herum, soweit wir uns darum kümmern können. Wir wollen anderen helfen, anderen dienen, wir wollen unser Handeln so gestalten, dass es gut ist für das Ökosystem der Erde. Wir wollen verantwortungsbewusst handeln. Manchmal ist ein Feld aber auch, das klingt jetzt nicht gut, ein Schlachtfeld, was nicht heißt, dass wir irgendjemand umbringen sollen, aber es soll heißen, wir müssen auch mal bemühen. Wir müssen auch mal intensiver dabei sein. Und es gilt manchmal z.B. in unserem eigenen Geist mit Unkraut irgendwie umzugehen. Vielleicht kann der eine oder andere sich vorstellen, was vielleicht in seinem Geist Unkraut ist, vielleicht auch nicht, vielleicht habt ihr schon so gute Pflanzen in euch gehegt, das dort Unkraut gar keinen Platz mehr hat. Gut, manchmal kann man auch erkennen, dass, was scheinbar Unkraut ist, auch irgendwelchen Nutzen für uns hat. Wir hegen und pflegen das Feld in uns. Wir sollten aber lernen, wir sind nicht das Feld. Wir sollten lernen, den Kenner des Feldes wahrzunehmen, das Bewusstsein an sich, unsere wahre Natur. Und sowohl, der Kenner des Feldes ist in uns als auch in allem anderen. Und so können wir immer wieder im täglichen Leben bewusst sein. Diese Unterscheidung ist nicht nur etwas, was wir irgendwann mal machen, wenn wir wenn es uns gut geht, wir viel Zeit haben, Ruhe haben, gemächlich sind, vielleicht unseren Urlaub im Haus Yoga Vidya verbringen, oder die Mitarbeiter hier, wenn sie vielleicht ins andere Haus Yoga Vidya in den Westerwald gehen, wo man viel mehr Ruhe hat vielleicht, sondern es ist etwas, was immer wieder hilfreich ist, gerade dann, wenn sehr viel passiert, und sehr viel zu tun ist, wenn wir sehr viele Verantwortungen haben, grade dann einen Moment innehalten, und sich bewusst werden, das ist das Feld, hier ist der Kenner des Feldes, hier ist mein Bewusstsein, wir können es in uns wahrnehmen, oder auch, dieses Bewusstsein durch alles zu uns hindurch sprechen lassen. Wir können, egal was wahrnehmen, in dem Moment, wo wir aufhören, nachzudenken über Vergangenheit und Zukunft, in dem Moment, wo wir aufhören, zu vergleichen, in dem Moment, wo wir einfach sind, in dem Moment ist Bewusstsein, in dem Moment ist das Göttliche, in dem Moment ist Wonne. Natürlich, wir müssen dann auch nachdenken, wir müssen auch mal vergleichen, wir müssen auch mal Entscheidungen treffen, wir müssen analysieren, wir können noch mal schauen, was wir vielleicht bei der Bestellung des Feldes nicht so richtig gemacht haben, wie wir vielleicht künftig unser Feld gut bestellen, im Bewusstsein wie ein Landwirt, nicht alles ist in unserer Hand. Der Landwirt kann alles toll machen, der Biolandwirt kann sehr viel wissen und sehr geschickt umgehen, und dann hagelt es im Spätsommer und die Ernte ist verloren. Es liegt nicht alles in der eigenen Hand. In diesem Bewusstsein können wir unser Feld bestellen, unser inneres und unser äußeres, so gut wie wir können, und dann lassen wir zwischendurch los, wissen, nicht alles hängt an uns, und wir gehen zurück zum Kenner des Feldes, spüren diese Bewusstheit an sich. Gut, und dann geht es wieder weiter. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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