Das Selbst ist ohne Bindung – BhG XVIII.16

Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 16. Vers

„Tatraivam sati kartaram atmanam kevalam tu yah pasyaty akrta-buddhitvanna sa pasyati durmatih.“
„Da dies nun so ist“, sagt Krishna, „sieht wahrlich der Mensch nicht, der – weil sein Verstehen nicht ausgebildet ist – das isolierte Selbst als Handelnden sieht, und sein Verstand ist irregeführt.“



Ein Anliegen von Krishna ist, uns zu sagen, wir sind nicht als Individuum der Handelnde. Wir sind eingebettet in ein großes Geschehen. Letztlich steckt hinter allem das Wirken Gottes. Letztlich ist alles miteinander verbunden. Letztlich hängt alles von allem ab. Und wir als Individuum tun gar nicht so viel. Sogar wenn wir meinen, wir tun viel, wie tun gar nicht so viel. An einer anderen Stelle hat Krishna das Beispiel gebraucht, irgendwie sind wir wie Puppen, die von einem Puppenspieler bedient werden. An einer anderen Stelle sagt er, wir haben schon einen freien Willen, wir können uns entscheiden. Nur, wir können uns nicht unabhängig und gelöst von allem entscheiden.

Egal, ob wir verhaftet sind oder nicht, identifiziert sind oder nicht, in Wahrheit tun wir nichts als Individuum. Und wir können auch nichts nur tun, was das Individuum betrifft, sondern egal, was wir tun, es betrifft immer unsere Umgebung mit. Selbst wenn wir nichts tun, kann dieses Nichtstun, dieses scheinbare Nichtstun unsere Umgebung betreffen. Sei dir also bewusst, alles hängt irgendwie mit allem zusammen. In Wahrheit bist du wie eine Zelle in einem Körper oder wie ein Organ in einem Körper. In Wahrheit atmest du Luft, die von der Erde kommt, die vorher von Pflanzen mit Sauerstoff angereichert wurde. Luft, die schon in so vielen anderen Menschen gewesen ist, in so vielen anderen Pflanzen. Du stehst auf der Erde, auf der so viele andere Wesen stehen. Du isst Pflanzen, die angebaut wurden. Du wandelst auf der Erde, in der so viele Lebewesen sind. Sogar dieser Körper – in diesem Körper sind so viele Millionen, Abermillionen Kleinstlebewesen, Bakterien und Pilze usw. Und das ist sogar gut so, denn der Körper braucht das.

Also, du bist nicht so getrennt, wie du das vielleicht denkst. Du bist aufgehoben in einem großen Kosmos. Du bist schon aufgehoben mit den Menschen, mit denen du zusammen bist. Du bist getragen von Mutter Erde. Du bist verbunden mit Vater Himmel. Einen Moment lang mache dir das bewusst. Du bist verbunden über den Atem mit der Luft. Du bist verbunden über die Nahrung mit der Erde und auch einfach, weil du auf der Erde stehst. Du bist verbunden mit der Sonne, denn die Sonne brauchst du. Du bist verbunden mit dem Wasserelement über das, was du trinkst. Du bist verbunden mit der Himmelskraft, du kannst dich in diesem Moment dafür öffnen. Spüre die nährende Kraft der Erde. Spüre die inspirierende Kraft des Himmels. Spüre die herzöffnende Energie der Bäume um dich herum oder der Luft um dich herum oder der Menschen und Lebewesen und Pflanzen um dich herum. Du bist verbunden.

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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