Das Nichtselbst

Ich will etwas lesen aus der "Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna, und Arjuna, aus dem 13. Kapitel, Verse 5 und 6. Krishna spricht: "Die großen Elemente, das Ich-Bewusstsein, der Verstand, auch die nicht manifeste Natur, die 10 Sinne, der Geist, wie auch die 5 Sinnesobjekte, Wunsch, Hass, Vergnügen, Schmerz, die Gesamtheit aller 5 Körper oder der 3 Körper und 5 Hüllen, Intelligenz, Unerschütterlichkeit, so ist das Feld kurz mit seinen Erscheinungsformen beschrieben worden". Ich hatte gestern Morgen die ersten beiden Verse des 13. Kapitels gelesen, dort hat Krishna gesagt: "Es gibt das Feld, und den Kenner des Feldes, das Selbst und das was man beobachtet, der Wahrnehmende und das Wahrnehmbare". Zum einen ist es wichtig, dass wir uns bewusst werden: Ich bin das reine Bewusstsein. Zum anderen sollten wir unterscheiden lernen, was wir nicht sind. Dann gibt es verschiedene Unterscheidungsformen. Eine Möglichkeit, die sich hilft von dem zu lösen, womit man sich normalerweise identifiziert ist das „klassifizieren“. Klassifizieren ist eine Technik aus dem Sankhya. Auf diese bezieht sich Krishna hier. Im Buddhismus wird diese Technik als „Etikettieren“ bezeichnet. Dies hilft uns von Dingen zu lösen. Es ist ein Unterschied, ob wir zum Beispiel sagen: „Oh, mir geht es so schlecht.“ Oder wenn wir sagen: „Die Emotionshülle in mir ist momentan in einem tamassigen Zustand.“ Es ist ein Unterschied, ob wir sagen: „Oh, mein Auto ist ganz ruiniert“, oder ob wir sagen: „Das Auto auf dem Hof, von dem irgendein Besitzerbrief auf den Namen lautet, hat einen Kratzer, außerdem scheint der Auspuff kaputt zu sein.“ Oder es ist ein Unterschied, ob wir sagen: „Ja mir geht es so schlecht“, oder ob wir sagen: „Irgendwo in meiner Anamaya Kosha, meinem physischen Körper, juckt es in meinem rechten Unterarm.“ Oder, wenn wir sagen: „Ich stehe kurz vorm Sterben“, oder ob wir sagen: „Irgendwo die Arterien dieses Körpers haben Arteriosklerose.“ Oder ob wir in Weltschmerz versinken und sagen: „Ich weiß nicht, ob ich diese Krankheit überleben werde.“ Oder ob wir sagen: „Es könnte sein, dass ich demnächst einen neuen Körper brauche.“ Das letzte klingt vielleicht fast unrealistisch, aber ich kannte Menschen, für die war das so. Die waren zum Teil 70, 80 Jahre, haben Yoga praktiziert, haben Scherze gemacht über ihren Körper und sagen, „Ja, die Ärzte sagen, dass ich dieses Haus nur noch ein halbes Jahr bewohnen werde.“ Bzw. sie sagen: „Ich würde sterben und selbst sagen, und ich weiß, das Haus ist hier beschränkt.“ Das waren jetzt viele Beispiele für Dinge im Alltag, wie wir etwas umformulieren können, um und von Dingen zu lösen. Krishna mischt hier Aufzählungsweisen aus dem Vedanta und aus dem Sankhya-System, und damit zeigt er letztlich auch auf, dass es gar nicht erheblich ist, welches System wir nutzen: Es ist nur wichtig zu lernen: „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Emotion, ich bin nicht die Gefühle usw.“ Krishna hat an einer anderen Stelle gesagt, es ist sehr wohl wichtig, dass wir uns um unsere Körper kümmern, dass wir uns um den physischen Körper kümmern, um unseren geistig emotionalen Körper usw. So ähnlich, wie wir uns all das kümmern sollten, was uns anvertraut worden ist. Wir haben bestimmte Verantwortung. Nur: Wir sind das nicht. Gehe jetzt einen Moment lang in die Stille und werde dir einen Moment lang der Bewusstheit an sich bewusst, dessen, was stets gleich ist, in das, in was du dich immer wieder zurückziehen kannst, egal, was auf der körperlichen, emotionellen, geistigen Ebene passiert, stets bleibt etwas gleich, und das ist unser Selbst, das Bewusstsein, verbunden und eins mit dem Göttlichen. Om, Om, Om Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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