Bindung und Befreiung BhG XIV 5

Ich wollte etwas lesen aus der "Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer, und Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 14. Kapitel und Krishna sagt im 5. Vers: "Sattwa, Rajas und Tamas, diese Eigenschaften, Oh Arjuna, die aus der Natur stammen, binden das verkörperte Unzerstörbare fest im Körper". Die wichtigste Erkenntnis, über die Krishna in den vorigen Kapiteln immer wieder gesprochen hat, vor allem im 13. Kapitel ist: Das Selbst ist unsterblich. Wir sind reines Bewusstsein, Sat-Chit-Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Und was auch immer mit unserem Körper, mit unseren Emotionen, mit unserem Prana, mit unserem Intellekt, mit geistiger Verwirrung oder Erhöhung passiert - das Selbst bleibt stets gleich. Und dieses höchste Selbst, sagt Krishna jetzt, wird gebunden an den Körper und über Sattwa, Rajas und Tamas. Sattwa, Rajas und Tamas sind bestimmte Eigenschaften der Natur. Sattwa heißt Reinheit, Erhabenheit, heißt Glück, Freude, Licht, Erkenntnis. Rajas ist Unruhe, Aktivität im Sinne von getriebener Aktivität. Tamas ist Trägheit, Traurigkeit, Müdigkeit. Und über diese 3 verankern wir uns mit diesem Körper. Es fällt leichter, das höchste Selbst wahrzunehmen, wenn Sattwa in uns aktiv ist, also wenn dort Freude ist, Licht ist, Erkenntnis, Ruhe, Erhabenheit. Es fällt etwas schwerer, wenn wir getrieben sind durch Rajas, Aktivität, also getriebene Aktivität, Unruhe, Gier und noch schwerer, wenn wir in Tamas sind. Tamas, Trägheit, Antriebslosigkeit, Demotivation, Depression. Schon allein, wenn man das alles benennt oder hier aufschreibt/liest, hat das alles schon einen gewissen Einfluss auf uns. Wenn wir zum Höchsten kommen wollen, können wir auch erstmal überlegen: „In welchem Zustand ist mein Geist?“ Das hilft uns, uns davon zu lösen. Wir können entweder sagen "Ich bin so deprimiert, mir geht's so schlecht heute, es ist nicht so schön." Oder wir können sagen: „Mein Geist ist heute im Tamas.“ Das ist dann zwar immer noch nicht gut, klingt aber weniger bedrohlich. Und man kann auch schneller etwas dagegen tun. Man kann sich selbst fragen: „Wie bekomme ich meinen Geist aus dem Tamaszustand heraus?“ Man kann z.B. überlegen: „Vielleicht mache ich ein bisschen mehr Pranayama. Vielleicht kann ich mal prüfen, ob ich irgendwelche Dinge machen, die meinen Geist im Tamas halten. Oder geht mein Geist durch bestimmte Rhythmen, die ich wenig beeinflussen kann und es wird jetzt erfahrungsgemäß ein paar Tage dauern oder ein paar Wochen dauern, aber mein Selbst ist unsterblich?“ Aber schon allein die Einteilung in Sattwa, Rajas und Tamas hilft einem, sich etwas weniger zu identifizieren. Yogis empfehlen insgesamt, das Leben sattwiger zu machen. Also sattwig sich zu ernähren. Weniger Zucker, Weißmehlprodukte und Süßigkeiten, nicht zu sprechen von den ganz tamassigen Sachen wie Alkohol, Tabak, Fisch, Drogen und Fleisch usw. Wenn man diese Dinge zu sich nimmt, dann macht das den Geist träge und schwer und führt dazu, dass man öfters im Tamas versinkt. Über Ernährung kann man einiges machen. Auch, es gibt verschiedene Arten von Körperübungen – Asanas. Die Asanas sind nicht nur gesund, wie vielleicht auch andere Körperübungen, sondern sie erheben auch unser Prana ins Sattwige. Und, so wenn wir Asanas regelmäßig machen, wird unser Prana, unsere Lebensenergie sattwig und damit auch unser Geist sattwig. Die Schwierigkeit ist, wenn man da mal eine Weile Asanas geübt hat und an Sattwa gewöhnt ist, kommt vielleicht irgendwas dazwischen, was einen darin hindert, ein oder zwei Tage Asanas zu praktizieren und dann versinkt der Geist wieder in Tamas und es verschwindet die Motivation, etwas zu machen, weil man ja so träge ist und in Selbstmitleid versinkt. Glücklicherweise hat der Mensch die Fähigkeit, seine Buddhi zu nutzen, seinen Verstand, und auch mal was zu tun, wozu er eigentlich keine Lust hat. Er hat die Fähigkeit mit Unterscheidungskraft, Viveka, zu arbeiten und zu sagen "Gut ich übe jetzt trotzdem." Und dann übt man ein paar Tage, oder wenn man es allein nicht hinkriegt, geht man ins Haus Yoga Vidya, oder wenn man schon im Haus Yoga Vidya ist, nimmt man eine Yogastunde. Wenn man das ein paar Tage hintereinander, macht steigt das Prana, Tamas wird weniger, Sattwa wird mehr und dann sind wir stärker im Sattwa verankert. Krishna sagt allerdings auch, wir können uns selbst an Sattwa verhaften, und es gilt selbst, uns nicht mit dem Sattwa zu identifizieren, denn letztlich, egal, ob wir in Sattwa, Rajas oder Tamas sind, wir bleiben stets das unsterbliche Selbst. Und wir sollten uns auch nicht ans Sattwa binden, wie Krishna relativ am Anfang im 1. Kapitel, empfiehlt: "Erhöhe dein Sattwa, überwinde Rajas und Tamas durch Sattwa, aber hänge auch nicht am Sattwa". Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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