Beziehung zum Höchsten

Ich will etwas lesen aus der "Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna. Krishna, dem Lehrer, Inkarnation Gottes, Manifestation Gottes, und Arjuna, dem Schüler. Im 12. Kapitel stellt Arjuna eine Frage. Arjuna sprach: "Die Verehrer, die stets dich standhaft verehren, oder auch die, die das Unvergängliche und nicht Manifeste verehren, wer ist erfahrener im Yoga?". Es gibt zwei Weisen, wie wir Gott verehren können. Wir können einen persönlichen Bezug zu Gott haben, oder wir können Gott als unpersönlich ansehen. Vielleicht würden wir noch nicht mal das Wort „Gott“ dafür nehmen, sondern würden sagen, das Unvergängliche, so wie Arjuna hier sagt, das Unvergängliche, das nicht Manifeste, das Ewige. Krishna spricht in späteren Versen auch von: "Das Unveränderliche, das Unerklärbare, das nicht Manifeste, das Allgegenwärtige, das Undenkbare, das Unbewegte, das Ewige". Für viele Menschen heute wie auch zu Arjunas Zeit, ist das vielleicht eher den Zugang Zugang, den sie zu Gott haben. Wenn man die Welt anschaut, die Vorstellung, dass alles nur irgendwie zufällig ist, erklärt nicht, woher überhaupt die Welt kommt und warum es die Welt gibt. Wenn man da tiefer darüber nachdenkt, und schon wenn man eine Biene oder Wespe anschaut, die gerade über meinem Kopf geflogen ist, stellt man fest, dass sie ein Wunderwerk ist. Man kann natürlich sagen: alles ist zufällig entstanden, irgendwie Evolution. Ich hab in letzter Zeit öfters mal Hörsendungen gehört über Evolutionstheorie, Biologie, Insekten, Hirnphysiologie. Und manchmal habe ich das Gefühl, manche Biologen verehren die Evolution, das ist deren neues Gottesbild. Mir persönlich fällt es schwer, und vielen anderen Menschen auch, und manchen dieser Wissenschaftler ebenfalls die Evolution als alleinige Entstehungskraft zu sehen. Evolution kann vieles erklären, aber nicht, was Bewusstsein ist und wie dieses in die Welt gekommen ist. Leben selbst ist nicht erklärbar. Die Welt ist nicht erklärbar. Wissenschaftliche Studien können helfen zur Ehrerbietung der Welt und ihren Lebewesen gegenüber zu kommen, zur Herzensöffnung und hohem Respekt vor allem, vor den Kreaturen, der ganzen Schöpfung, der ganzen Intelligenz. Manche Menschen haben so ein Zwischending von abstrakter Gottesvorstellung. Glauben daran, dass es ein kosmisches Licht und eine göttliche Führung gibt, sie irgendwie geführt werden, und hinter allem eine Intelligenz steht. Sie glauben mit dieser kosmischen Intelligenz Kontakt aufnehmen zu können. Ich erlebe es auch bei Mantraweihen zunehmend mehr, dass Aspiranten sich abstrakte Mantras für die Einweihung wünschen, wie z.B. das Gayatri-Mantra, als Symbol für kosmisches Licht, oder Om, der allumfassende Klang, So ham, das reine Bewusstsein, oder Om Aim Hrim Klim Chamundaye Namah, Shakti, kosmische Energie, oder Om Tryambakam, Wohlwollen, Liebe. Also eine gewisse Neigung gibt es, Gott so zu sehen. Es ist nicht ganz so abstrakt wie das Allumfassende, also manches schon, aber jetzt Gott als Licht ist schon etwas, was konkret auch durch mich hindurch fließt und was ich sehen kann. Oder auch Gott als Liebe, die ich spüren kann und die ich weitergeben kann, vielleicht ohne das Wort Gott zu gebrauchen. Gut, und dann gibt es aber auch Menschen, die Gott persönlich verehren, vielleicht sogar ein Gottesbild haben, und sagen, Gott ist wie die Mutter. Er kümmert sich um mich wie eine Mutter. Gott ist wie der Vater, ich bin Sohn oder die Tochter Gottes, oder Gott ist Jesus, ich verehre Jesus, oder Gott ist die Dreifaltigkeit, in Jesus ist er fassbar, in Gott ist er Person, als Heiliger Geist ist er Inspiration. Oder als Shiva, als Krishna, als Rama, oder als Devi, die Göttin usw. Arjuna möchte jetzt von Krishna wissen, welche Form der Verehrung die bessere ist: Die Abstrakte oder die konkrete Gottesverehrung. Krishna antwortet darauf im 3. und 4. Vers: "Menschen, die das Unveränderliche, Unerklärbare, nicht Manifeste allgegenwärtige, undenkbar und Unbewegt und Ewige verehren, nachdem sie alle Sinne bezähmt haben, in jeder Situation gelassen und auf das Wohl aller Wesen bedacht sind, kommen wahrlich zum höchsten Wesen". Und im 2. Vers sagt er: "Diejenigen, die ihren Geist auf mich richten und mich verehren (das bezieht sich jetzt auf Gott als Person, die also Gott als Person, im Geist) die immer standhaft sind, und höchsten Glauben haben, halte ich für die besten im Yoga". Diese Aussage hört sich leicht parteiisch an, so als würde Krishna die konkrete Gottesverehrung bevorzugen. Er begründet das auch direkt im 5. Vers: "Schwieriger ist es für Menschen, deren Geist auf das nicht Manifeste gerichtet ist, denn das Ziel, das nicht Manifeste, ist für den Verkörperten sehr schwer zu erreichen". Persönliche Gottesverehrung führt dazu, dass letztlich Gott einen Teil der Arbeit für uns macht. Bei der unpersönlichen Gottesverehrung müssen wir alles selber machen. Natürlich, in Wahrheit müssen wir eh alles selbst machen, aber indem wir uns an die höhere Wirklichkeit richten, sie möge uns bitte helfen, ist ja auch ein Teil von uns, und sie manifestiert sich dann als mehr Anstrengung für eine Sache, haben wir vom subjektiven Standpunkt aus das Gefühl, dass Gott uns hilft, wenn wir uns an ihn wenden. Oder wir können sagen: „Oh Gott ich hab wieder Dinge getan, die ich nicht tun wollte, bitte, löse mich davon.“ Wir finden das ja z.B. auch im Christentum, wo man seine Schuld bekennt und Gott um Vergebung bittet. Gott vergibt einem, man hat das Gefühl, sich davon lösen zu können, und dann kann man wieder eine höhere Ebene erreichen. Wir können uns öffnen für Gnade. Wenn Krishna also letztlich sagt, die Menschen, die mehr eine abstrakte Gottesvorstellung haben, die müssen selbst ihre Sinne bezähmen, die müssen selbst in jeder Situation gelassen sein und in jeder Situation auf das Wohl aller Wesen bedacht sein, ist es das, was wir alle erreichen wollen. Dafür müssen wir aber viel mehr tun, als bei einer persönlichen Gottesverehrung. Die Gnadenenergie, die durch die persönliche Gottesbeziehung fließt hilft uns, dass wir uns öffnen können. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. 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