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© 2015 Text und Foto: Bhajan Noam 

Wenn die dunkelsten Stunden es zu bewirken vermögen, dass wir bewusst werden... oder ein wenig bewusster, dass wir achtsamer, sensibler, liebevoller werden, dann sind sie in Wahrheit die kostbarsten Stunden! Bewusstwerdung sollte jedoch kein passives Erleben bleiben. Sie ist ein durchaus aktiv förderbarer Prozess. Und dann spielen alle Stunden unseres irdischen Daseins – gerade auch die vielleicht selteneren goldenen Stunden – die gleiche bedeutende und alles mittragende Rolle. Sie alle dürfen genutzt werden: Lachen und Weinen, beides sind Tore. Sogar die Langeweile!

 

Viele Prägungen, die allermeisten, sitzen sehr tief. Sie wurden uns in frühester Kindheit, im Mutterleib und vielleicht früher schon als Erbe vermacht. Nach ihnen zu graben, ist nur eine Sache. Wenn wir dabei hängenbleiben, wird es eine Paternosterfahrt in die Hölle ohne Ende. Ich erlebte eines Tages sehr plastisch in mir selbst, dass es nicht nur mein eigenes Unterbewusstsein gibt, sondern darüber hinaus auch ein kollektives und sogar ein kosmisches Unterbewusstsein, in dem die Ereignisse und die Erfahrungen jedes Planeten, jedes Sterns und dieses ganzen Universums gespeichert sind. – So gilt es vielleicht viel wesentlicher, das eine Strickmuster aller Prägungen zu durchschauen. Selbst der allerbunteste Schal besteht auch nur aus vielen tausend gleichen Maschen. Löst du eine, löst du sie alle auf.

 

Unser Verstand aber ist sehr trickreich. Und das ist auch seine natürliche Aufgabe. Damit bewahrt er uns in der äußeren Welt vor vielen Schwierigkeiten. Doch in der inneren Welt beginnt er sich gegen uns zu richten. Aus purer Langeweile oder Übereifer. Denn hier brauchen wir ihn nicht. Der Verstand kann aber nicht stillstehen, sowenig wie das Herz. Was ist zu tun? Lösungen für unsere sogenannten Probleme finden wir nur an jenem Ort in uns, wo absolute Stille herrscht, wo kein Problem Bestand hat. Wir finden die Erlösung dort, wo der Verstand sich nicht einmischen kann. Deshalb müssen wir die Substanz des Verstandes erkennen! Oder besser: wir müssen erkennen, dass er gar keine Substanz besitzt... und somit auch keinerlei Macht hat. Wir können ihm Macht verleihen, indem wir unsere Macht aufgeben und ihn regieren lassen. Der Gast wird so zum Hausherrn durch unser eigenes größtes Missverständnis.

 

Haben wir das einmal verstanden, kehren wir bald wieder in unser eigentliches Zuhause zurück. Und dieses Zuhause ist das unendliche kosmische Bewusstsein. Danach machen wir uns nie wieder klein. Wir beschränken unser Sein nicht länger auf Körper und Verstand. Wir erkennen, dass wir selbst unendlich und ewig sind. Dann sehen wir auf einmal, dass die Prägungen lediglich der Körper/Verstand-Welt angehören. Dass sie eine vorübergehende Erfahrung waren. Dass sie sogar dazu gedient haben, uns aufzuwecken.

 

Spiel und Tanz, Lachen und Singen, Freude! Das sind WIR. Und auch der tiefe Brunnen. Von den Tränen ist es der Glanz, den wir mitnehmen. Vom Zorn ist es das Feuer, das die Wärme des Lebens und des Liebens ausmacht. Vom Zweifel ist es die Vielfalt und Buntheit, die uns in diesem Dasein erfreut.

 

Probleme, bedingt aus Prägungen, sind nur der Motor zur Weiterentwicklung. Doch Motoren stinken und machen Krach. – Bis wir erkennen, dass wir uns in der falschen Dimension aufhalten, vergehen manchmal einige Ewigkeiten.

 

Das war für manche vielleicht ein kleiner Höhenflug. Zurück zur Erde also: Was mich betrifft, muss ich heute sagen, dass ich seit längerem in einem Zustand bin, in dem ich nichts mehr mit Bestimmtheit weiß. Und ich habe nicht das Gefühl, dass es sich ändern wird und dass daran etwas verkehrt ist. Ich sitze zum Beispiel gerne im Café und rede über nichts Besonderes. Und dann blickt man sich in die Augen und versteht. ES kennt keine Worte und keine Zahlen. ES sagt JA. Oder ist still. Einfach schön. Om Shanti.

- Bhajan Noam -

Foto: Bhajan Noam, Marienhöhe auf Norderney, der Platz,
wo sich Heinrich Heine mit Vorliebe aufhielt.

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

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