Man kann sagen, dass Patanjali hier zusammenfasst, worum es im 3. Kapitel geht. Letztlich geht es darum, die eigene Intuition zu entwickeln. Intuition entsteht durch Samyama, durch tiefe Konzentration auf etwas, durch Absorption und letztlich durch Verschmelzung. Es gibt verschiedene Arten von Intuition, und jeder Mensch hat seine ganz eigene. Es gibt die instinktive Intuition. Das heißt, du spürst einfach aus der Intelligenz des Körpers oder aus der Intelligenz der Instinkte. Das kann man auch die unbewusste Intuition nennen. Daneben gibt es auch eine bewusste Intuition. Dabei nimmst du etwas bewusst wahr und spürst vielleicht auch etwas anhand von Erfahrungen, die du schon gemacht hast. Diese bewusste Intuition entsteht einfach aus der Erfahrung. Man kann sagen, das ist wie das Erfahrungswissen, welches sich über diese Erfahrungsintuition äußert.
Neben diesen beiden gibt es aber auch die überbewusste Intuition. Die instinktive Intuition und die bewusste Intuition, als die Erfahrungswissensintuition, stammen aus der Vergangenheit. Diese Arten von Intuition stellt dir dein Wissen aus der Vergangenheit zur Verfügung. Es kann auch dem Wissen entstammen, das andere lebende Organismen im Laufe der Evolution angesammelt haben, oder es entstammt deiner eigenen Vergangenheit in früheren Leben.
Die Erfahrungsintuition ist einfach das Aktivieren von Erfahrungswissen. In dem Zusammenhang gibt es natürlich auch das sinnliche intuitive Wissen. Wenn du irgendetwas siehst, nimmst du sehr viel mehr wahr, als dir bewusst wird. Und dieses Mehr gehört auch zu deinem unterbewussten intuitiven Wissen. Deine Wahrnehmung entsteht aus dem, was du erlebst. Jedes neue Ereignis vergleichst du mit deinem früheren Erfahrungswissen. Du kannst in einen Raum gehen und spüren, dass etwas nicht stimmt. Es kann sein, dass tatsächlich etwas in der Luft liegt. Vielleicht ist es aber auch nur deine Wahrnehmung und eine Erinnerung an ein vergangenes Erlebnis. All das läuft auf einer unbewussten Ebene ab, aber es ist in diesem Moment da.
Im 3. Kapitel spricht Patanjali über einen Zugang zu neuem Wissen, zu einem Wissen, dass bisher noch nicht in dir existiert hat. Dieses Wissen ist ein Resultat von Samyama. Auch die anderen Intuitionen kannst du kultivieren und auch sie werden automatisch besser, wenn du regelmäßig Yoga und Meditation und Viveka, also Unterscheidungsvermögen, praktizierst. Denn die Intuition kann natürlich auch irren. Die höhere Intuition dagegen ist etwas anderes. Patanjali nennt es hier Pratibha, an anderer Stelle auch Prajna. Die höhere Intuition kommt, wenn du tief absorbiert bist, wenn dein Intellekt aufhört zu funktionieren, wenn in dir ein Gefühl von Freude und Ausdehnung entsteht. Dann bekommst du automatisch auch ein intuitives, höheres Wissen. Dieses direkte, intuitive Wissen kommt direkt aus Samadhi, einem überbewussten Zustand, in dem das Wissen von allem enthalten ist.
Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag! Om Shanti
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3
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