Von Pema Chödrön*. Wir denken, wenn wir nur genug meditieren oder joggen oder uns perfekt ernähren würden, wäre alles perfekt. Aber aus der Sicht von jemandem, der wach ist, ist das der Tod.
Das Streben nach Sicherheit oder Perfektion, die Freude daran, sich bestätigt und ganz zu fühlen, mit sich selbst zufrieden und bequem, ist eine Art Tod. Darin gibt es keine frische Luft. Wir töten den Moment, indem wir unsere Erfahrung kontrollieren. Auf diese Weise bereiten wir uns auf unser Scheitern vor, denn früher oder später werden wir eine Erfahrung machen, die wir nicht kontrollieren können: Unser Haus wird abbrennen, jemand, den wir lieben, wird sterben, wir werden herausfinden, dass wir Krebs haben, jemand wird Tomatensaft über unser weißes Kleid schütten.
Der Sinn besteht darin, weiter zu forschen und nicht aufzugeben, auch wenn wir feststellen, dass etwas nicht so ist, wie wir dachten. Das ist es, was wir wieder und wieder und wieder entdecken werden: Nichts ist so, wie wir dachten.
Die Dinge sind immer im Wandel, wenn wir das nur erkennen könnten. Nichts ist jemals so, wie wir es uns erträumen. Der Zwischenzustand ist die idealere Situation, in der wir nicht gefangen sind und unser Herz und unseren Geist öffnen können. Es ist ein sehr zärtlicher, nicht-aggressiver, ergebnisoffener Zustand. Bei dieser Erschütterung zu bleiben – bei einem gebrochenen Herzen, einem knurrenden Magen, dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und dem Wunsch nach Rache – das ist der Weg des wahren Erwachens. Diese Unsicherheit auszuhalten, sich inmitten des Chaos zu entspannen und zu lernen, nicht in Panik zu geraten – das ist der spirituelle Weg.
*Pema Chödrön ist wohl die weltweit bekannteste buddhistische Nonne und Schriftstellerin. Sie war langjährige Schülerin von Chögyam Trungpa und wurde von ihm zur Leiterin von Gampo Abbey ernannt. Somit war und ist sie die erste Amerikanerin, die ein buddhistisches Kloster leitet: für mehr über Pema Chödrön hier klicken
Antworten
Hallo Turiya,
gestern erst sagte mir eine Freundin, ich solle meine Unsicherheiten ertragen, mich ihnen stellen und ich sagte ihr, ich hätte eigentlich keinen Bock darauf. Warum sollte ich mich denn unsicher fühlen (wollen)? Aber es ließ mich nicht los, ihre Worte klingen bis heute nach und ich verlor ein wenig vom Unwohlsein der Unsicherheit.
Und heute das... Das Zitat von Pema Chödrön ist eigentlich genau das, was ich sie mir gestern sagte.
Danke dafür!
Ob das wohl ein Zufall ist ? ; )
Pema Chödrön erklärt ja genauer, was damit gemeint ist. Für mich war der Satz wichtig: Diese Unsicherheit auszuhalten, sich inmitten des Chaos zu entspannen und zu lernen, nicht in Panik zu geraten – das ist der spirituelle Weg.
Liebe Turiya,
vielen Dank für diesen Beitrag! Ich habe einige der Bücher von Pema Chödrön gelesen und schätze ihre Bücher sehr.
Om Shanti
Omkara