mein Sohn (13te Klasse) hat in der Schule im Religionsunterricht
das Thema Sterbehilfe.
Darüber hat sicher jeder seine eigene Meinung, aber mich würde
mal die yogische Sichtweise interressieren.
In der Schule bekam mein Sohn u.a. ein Text, der folgende Situation darstellte:
Eine Frau, unheilbar an Krebs erkrankt, hat sich entschieden zu sterben, bevor der
lange Leidensweg mit heftigen Schmerzen usw., beginnt. Sie lud zum Abschied noch
einmal all ihre Verwandten und Freunde ein und gab eine Abschiedsfeier.
Vorher hatte sie mit ihren Angehörigen ihre Beerdigung organisiert, sich Blumen und
ihre Musik ausgesucht usw. Am nächsten Tag fuhr sie mit ihren engsten Angehörigen
in die Schweiz und bekam dort ihre Spritze.
Mein Sohn erzählte mir diese Geschichte und wir diskutierten darüber.
Er fand es gut, daß der Wunsch dieser Frau von den Angehörigen respektiert wurde
und langes Leiden verhindert wurde.
Ich sagte ihm, daß ich trotzdem dagegen wäre. Man könne die Schmerzen so gut es geht
mit Medikamenten verringern. Aber ich finde es nicht richtig, in Gottes Plan einzugreifen.
Vielleicht gehört es zum Karma und man muß das erleben. Wenn man das Leben
vorzeitig beendet, kommt die Situation im nächsten Leben wieder.... Das ist halt
meine Meinung.
Darauf antwortete mein Sohn: Durch die hochentwickelte Medizin werden so viele
Leben künstlich verlängert. Hat die Menschheit da nicht auch in Gottes Plan
eingegriffen?
Mich würde eure Meinung dazu sehr interessieren.
Om shanti und liebe Grüße von Haripriya
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Antworten
Ich habe eine Frau an Krebs sterben sehen, die vor Schmerzen nicht mehr Stehen, Sitzen oder Liegen konnte. Auch hochdosierte Morphine halfen nicht. Sie lag im Bett und schrie. Ihr Mann und ihre Kinder standen neben ihr, doch sie nahm sie gar nicht mehr wahr. Sie hat so sehr gelitten, dass ihr Körper irgendwann keine Kraft mehr hatte.
Bei diesem Thema gibt es kein Dafür oder Dagegen. Es gibt nur den Menschen in seiner Individualität.
Und ist es nicht Gottes einziger Plan, dass der Mensch frei ist?
die Geschichte Deines Sohnes geht leider von der falschen Voraussetzung aus, dass man auch heute noch bei einer Krebserkrankung mit großen Schmerzen sterben muss. Aber hier hat sich in der Medizin sehr viel getan, so gibt es inzwischen den Zweig der Palliativmedizin. Hier wird akzeptiert, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist und das es nur noch um ein würdiges Sterben geht. Durch gutdosierte Schmerzmittel kann die Palliativmedizin eine weitgehende Schmerzfreiheit bei vollem Bewußtsein der Patienen erreichen. Ich finde dieser Weg ist der beste für alle, da er der Frau und der Familie die Möglichkeit einer natürlichen Abschiednahme ermöglicht. Denn bei dem Gedanken an eine Selbsttötung darf man nicht die vergessen, was den Angehörigen zugemutet wird, welche den Weg nur mitgehen, weil er angeblich der beste sei und dann mit ihren Selbstvorwürfen alleine gelassen werden. Was ist nun gottgewollt - ich würde sagen, es ist gewollt, dass alle Möglichkeiten für ein schmerzfreies Sterben genutzt werden, aber nicht, dass der Sterbende vorzeitig getötet wird.
Eine gute Gegenüberstellung der Argumente findet man unter: http://www.cdl-rlp.de/Unsere_Arbeit/Sterbehilfe/Pro-und-Contra.html
Ich habe meinen Vater 4 Monate im Krankenhaus Leiden sehen. 3 Operationen die jedesmal mit einer weiteren Verschlechterung seines Zustandes endeten. Bis auf die 3. da starb er während der OP.
Ich bin jedenfalls der Meinung das jeder Mensch für sich die Verantwortung auch zum Thema Sterbehilfe/Freitod treffen darf.
Ich musste selber jahrelang zuschauen, dass einem krebskranken Angehörigen sein Leiden gegen seinen Willen Monat um Monat verlängert wurde. Er hat immer wieder gesagt: "Wäre ich ein Hund, müsste ich nicht so leiden. Da hätten sie mich schon längst eingeschläfert und ich müsste mich nicht mehr so quälen." Als er es gar nicht mehr aushielt, hat er sich die Pulsadern aufgeschnitten, um endlich aus diesem Leben zu kommen - mit 77 Jahren. Ich finde das keineswegs feige. Wie verzweifelt muss man sein, um so einen Schritt durchzuziehen...
Meine Meinung dazu ist folgende: Auch wenn das Thema "Sterben" immer noch viel zu oft totgeschwiegen wird: an dem Tag, an dem ein Mensch geboren wird, steht auch fest, dass er seinen Körper wieder verlassen wird. Ich bin nicht mein Körper. Und wenn ich mit meinem Körper in diesem Leben nicht mehr leben kann, dann gehe ich voller Freude zurück nach Hause mit meinen neuen Erkenntnissen, lerne weiter und komme in einem anderen Körper zurück, wenn es an der Zeit ist, um neue Erfahrungen zu sammeln, solange, bis ich eines Tages nicht mehr wiederzukommen brauche. Davon bin ich fest überzeugt. Mit dieser Überzeugung kann ich gut leben und irgendwann auch mal gut sterben. Die Ausführungen von Sukadev zu diesem Thema (mp3-Reihe zum Thema Sterbebegleitung und Reinkarnation) haben mich viele Aspekte deutlicher erkennen, verstehen und verinnerlichen lassen und mir die Angst vor dem Sterben genommen.
Om Shanti und liebe Grüße
von Marina
Was ist besser?
Sie macht klammheimlich Selbstmord, mit schlechtem Gewissen...
oder
sie nützte die Möglichkeit in Ehren, in Liebe zu gehen. Und sich vorher nicht vom Krebs komplett auffressen zu lassen.
Ich glaub ja schon, dass diese Frau gottesgläubig war, da gehört schon verdammt viel Mut dazu.
Ich persönlich bin froh, dass es in der Schweiz diese Möglichkeit zum Sterben gibt.
Ausserdem... ein Tier lassen wir doch auch einschläfern, wenn das Leid zu groß wird, oder?
Sabine
Wer schon einmal Angehörige an Krebs leiden und sterben erleben musste, ist dann doch für die Selbstbestimmung!