Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 78. Vers, letzter Vers vor dem Abschlussvers: „Yatra yogesvarah krisno yatra partho dhanur-dharah tatra srir vijayo bhutir dhruva nitir matir mama.“
Sanjaya, der Erzähler der Bhagavad Gita, sagt: „Überall, wo Krishna, der Herr des Yoga ist, überall, wo Arjuna, der Bogenträger, ist, dort sind Wohlstand, Sieg, Glück und feste Grundsätze; davon bin ich überzeugt.“
Dieser Vers heißt Ekasloki Gita, das heißt, die Bhagavad Gita in einem Vers. Wenn du diesen einen Vers mit Konzentration und Hingabe wiederholst, dann – so heißt es – hast du denselben Nutzen, wie wenn du die ganze Schrift liest. Es ist also gut, gerade diesen Vers mit großer Hingabe zu hören, zu lesen, zu rezitieren.
Ich rezitiere ihn daher nochmal, danach ein kleiner Kommentar. Mit großer Hingabe höre ihm zu, mit dem tiefen Wunsch, die Essenz der gesamten Bhagavad Gita zu verstehen.
„Yatra yogesvarah krisno yatra partho dhanur-dharah tatra srir vijayo bhutir dhruva nitir matir mama.“
„Überall, wo Krishna, der Herr des Yoga ist, überall, wo Arjuna, der Bogenträger, ist, dort sind Wohlstand, Sieg, Glück und feste Grundsätze; davon bin ich überzeugt.“
Und wo ist Krishna? Krishna ist überall da, wo Hingabe ist. Krishna ist überall da, wo dein Herz geöffnet ist. Krishna ist überall da, wo Sehnsucht nach Krishna ist und damit nach Gott. Du weißt ja, die Bhagavad Gita kann man weit sehen. Es geht nicht nur um Krishna. Krishna, Gott, Göttin, das Göttliche, wie auch immer du es sehen willst. Wann immer du nach Gott strebst, wann immer du betest zu Gott, da ist Gott auch schon. Gott ist natürlich sowie überall, aber in dem Moment, wo du nach Gott strebst, in dem Moment, wo du Gott wahrzunehmen wünschst, in dem Moment, wo dein Herz von Liebe gefüllt ist, in dem Moment ist Gott spürbar. Und wo ist Arjuna? Arjuna ist immer da, wo auch Krishna ist. Arjuna heißt Hingabe, Arjuna heißt, Wunsch zu wissen, Arjuna heißt, Bereitschaft, zu praktizieren, Arjuna heißt, auch mit Enthusiasmus und Mut das umzusetzen, was du für richtig erkannt hast, Arjuna heißt, spirituelle Praktiken üben.
Im Grunde genommen, wann immer du dich so verhältst wie ein spiritueller Aspirant, bist du Arjuna geworden. Wenn du also heute meditierst, wenn du heute Asanas übst, wenn du heute Pranayama übst, wirst du zu Arjuna. Wenn du heute betest, wenn du heute um Führung bittest, bist du Arjuna geworden. Und wenn dabei Hingabe da ist, und wenn dabei Gebet da ist, wenn dabei bewusste Sehnsucht danach ist, Gott zu erfahren, wenn du vom Herzen her Gott versuchst, zu spüren, dann ist dort Krishna. Und wenn du also Arjuna geworden bist und durch deine Hingabe in der Gegenwart von Gott bist, dann kommt Wohlstand. Wohlstand heißt zunächst spiritueller Wohlstand. Wohlstand heißt Freude, Ananda. Wohlstand heißt, das Gefühl der Gegenwart Gottes. Das kommt dann, wenn du an Gott denkst und wenn du selbst zu Arjuna wirst.
Aber da steckt auch noch eine andere Weisheit dahinter. Jesus sagt es ja auch: „Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird dir alles andere von selbst zufallen.“ In diesem Sinne musst du es anders machen, als es viele Menschen machen. Viele Menschen sagen: „Ich erledige erst alles, was zu erledigen ist in meinem Alltag. Ich sorge dafür, dass ich habe, was ich brauche. Und wenn ich dann noch Zeit habe, dann werde ich mal etwas Spirituelles lesen, ein paar Praktiken üben, und schauen, Gott zu erfahren. Und wenn ich weniger Zeit habe, gut, dann verschiebe ich meine spirituellen Praktiken und spirituelle Sehnsucht.“ Mache es anders herum. Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird dir alles andere zufallen. In diesem Sinne, strebe zuerst nach Gott und dann kommt auch Wohlstand. Du wirst vielleicht nicht so reich werden wie Milliardäre, du wirst aber alles haben, was du brauchst, und du wirst das Gefühl haben, Wohlstand zu haben. Das besagen viele Schriften, das ist auch das Geheimnis der Entsagung. Solange du Reichtum hinterher rennst, hast du immer das Gefühl, arm zu sein. Wenn du dem Reichtum aber nicht mehr hinterher rennst, sondern stattdessen nach Gott strebst, dann wird dir alles hinterherlaufen, was du brauchst.
Daher, strebe zuerst danach, zu Arjuna zu werden und Krishna zu erfahren. Er sagt dann, es ist dann Sieg. Sieg heißt auch spirituelles Wachstum. Sieg heißt auch, Sieg über deine eigenen Verhaftungen. Er sagt, dort ist Glück. Wenn du spirituell strebst, dort ist wirklich Ananda zu erfahren. Wenn du nach anderem strebst, dann magst du mal Freude und mal Leid erfahren, aber nicht wirklich tiefe innere Befriedigung. Daher, strebe nach dem Göttlichen, strebe danach, wie Arjuna zu sein, strebe danach, Krishna zu erfahren. Darin allein ist tiefes Glück zu erfahren. Und damit es auch praktisch wird, sagt Sanjaya, da sind feste Grundsätze. Es reicht auch nicht einfach nur aus, dass du einfach ab und zu mal an Gott denkst, sondern auch feste Grundsätze. Es gilt auch, einiges in die Praxis umzusetzen. Nicht nur Grundsätze oder Vorsätze, sondern feste Grundsätze. Fester Grundsatz z.B., täglich zu meditieren. Fester Grundsatz, täglich andere spirituelle Praktiken zu machen. Fester Grundsatz, jeden Tag etwas aus einem spirituellen Buch zu lesen oder einem spirituellen Podcast zu lauschen. Fester Grundsatz, ethisch zu handeln. Fester Grundsatz, in Ahimsa, Nicht-Verletzen, verwurzelt zu sein, in Satya, in Wahrhaftigkeit, in Asteya, niemandem etwas wegzunehmen, Aparigraha, Unbestechlichkeit usw. Das sind feste Grundsätze. Fester Grundsatz, jeden Morgen an Gott zu denken. Fester Grundsatz, jeden Abend an Gott zu denken. Fester Grundsatz, am Tag immer wieder an Gott zu denken. Diese festen Grundsätze gepaart mit Hingabe fühlen zu Wohlstand in jeglicher Hinsicht, dem Gefühl von Freude und schließlich zum höchsten Vijaya. Höchstes Vijaya, Sieg, heißt höchste Verwirklichung, Nirvikalpa Samadhi, heißt Erleuchtung, heißt Nirwana, heißt Gottverwirklichung. Dahin will dich die Bhagavad Gita führen.
Dies war jetzt der letzte eigentliche Vers der Bhagavad Gita. Beim nächsten Mal werde ich noch den Abschlussvers der Bhagavad Gita rezitieren, man kann auch sagen der Nachvers, und vielleicht noch ein oder zwei Inspirationen lang über die Bhagavad Gita selbst etwas sagen. Mein Name, Sukadev, von www.yoga-vidya.de.
Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:
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