Wirkung der Mantrawiederholung

Om Shri Durgayai Namaha


Eine der besonders machtvollen Techniken im Yoga ist Mantrawiederholung. Mantrawiederholung im Sinne von Singen, wie wir es eben gemacht haben, Mantrarezitation, wie auch geistige Wiederholung des Mantras. Und Mantras spielen in den verschiedenen Aspekten eine Rolle im Yoga und wir können auch die Wirkung der Mantras eben verstärken, indem wir dort diese besonderen Bhavas und die besonderen Konzentrationstechniken hineinbringen. Mantras wirken zum einen allein durch die Kraft des Klanges. Und sie wirken auf unsere Chakras, sie wirken auf unsere Nadis, also Energiezentren, Energiekanäle. Sie wirken einfach dadurch, dass wir uns darauf konzentrieren. So ähnlich wie Musik wirkt.

Angenommen, man hört eine Musik, was muss man vorher gemacht haben, um von der Musik in eine bestimmte Stimmung versetzt zu werden? Nichts. Was hilft dafür? Man kann sich darauf konzentrieren und bewusst darauf eingehen. Also man kann auf diese Klänge sich besonders konzentrieren. Und so ähnlich, wir können beim Mantrasingen und auch bei der Mantrawiederholung in der Meditation besonders uns auf den Klang konzentrieren. Wir können noch zusätzlich einiges machen, denn Mantras haben Wirkung auf unser Prana, auf unsere Energie, und da kann man noch zusätzliche Techniken machen. Also z.B. beim Mantrasingen könnt ihr auch besonders mit dem Bauch atmen. Ihr könnt beim Ausatmen Mula Bandha üben. Ihr könnt euch konzentrieren auf eines der Chakras. Ihr könnt mal spüren beim Mantrasingen: „Spüre ich es besonders im Herzen? Spüre ich es besonders im dritten Auge? Spüre ich es im Sahasrara Chakra, in der Scheitelgegend? Spüre ich es in der Wirbelsäule?

Oder wenn ich das Chakra auf eine bestimmte Weise wiederhole, wo spüre ich es am meisten?“ Und wenn wir das machen, dann spürt man mehr Prana. Und dann lassen wir uns mitgehen von dem Klang und vom Prana und vom Gefühl und dann kann es plötzlich sein, dass wir gar keine Gedanken mehr haben und nur in diesem Zustand von Weite, Offenheit, Verbindung, Ekstase sind. Eine zweite Weise, wie wir Mantras wiederholen können, ist letztlich mit Bhakti. Bhakti heißt Hingabe an Gott oder Göttin. Ab Mittwoch, also übermorgen beginnt ja das Fest der göttlichen Mutter und dann wird eben Gott verehrt in der Form des Weiblichen, die göttliche Mutter, die Shakti, die kosmische Energie, die Devi, die Göttin oder auch das Göttliche.

Letztlich spielt es nicht die allzu große Rolle, denn letztlich ist Gott nicht fassbar durch den Verstand. Wir können ihn als Gott oder als Vater, als Mutter, als was auch immer wir haben wollen. Aber wir können eben sagen, Mantras sind auch eine Anrufung Gottes und eine Verehrung Gottes. Wenn wir sagen: Om Aim Hrim Klim Chamundaye – bis dahin sind das alles Bija Mantras – Vicche auch, und dann sagen wir Namah, Ehrerbietung Dir. Oder Om Namah Shivaya. Wir können Ehrerbietung sagen, wir können aber auch sagen: „Oh Gott, bitte lasse mich Dich doch spüren. Bitte, bitte, bitte. Lasse mich Dich fühlen. Bitte. Lasse mich Deine Gegenwart im Herzen spüren.“ Wir können ein Mantra mit großer Sehnsucht wiederholen. Wir können wirklich sagen: „Ja, es gibt nur etwas, was mir wirklich dauerhaft Befriedigung schenken wird, und das ist Gott“.

Alles andere ist in Gott eingeschlossen, aber wir wollen Gott erfahren. Wir können ein Mantra mit großer Sehnsucht wiederholen. Wir können auch ein Mantra wiederholen aus großer Dankbarkeit. So viele schöne Dinge sind heute passiert. Wenn wir ein Mantra wiederholen, können wir sagen: „Oh Gott, ich danke Dir. Ehrerbietung Dir.“ Und wir können uns dann bewusst machen: „Ja, Du wohnst in meinem Herzen. Du wohnst oben, Du wohnst unten, Du bist überall. Om Namah Shivaya. Om Shri Durgayai Namaha. Ehrerbietung Dir, der Du und die Du und das Du überall bist und mich immer wieder so segnest.“ So können wir die Mantras rezitieren aus Bhakti heraus. Wir können die Mantras auch wiederholen mit Raja Yoga. Wir können uns den Aspekt Gottes dabei vorstellen, der ja auch in uns ist, denn wie oben, so unten, was im Makrokosmos ist, ist auch im Mikrokosmos. Wenn wir dann sagen, „Jaya Ganesha“, können wir sagen: „Ja, möge ich die Kraft haben, Dinge neu zu beginnen. Sharavanabhava. Möge ich die Kraft haben, durch Schwierigkeiten hindurchzugehen, nicht gleich zu kollabieren, wenn es schwierig wird, sondern wie Sharavanabhava, jugendlicher Enthusiasmus. Sharavanabhava, Sohn von Shiva, der wird nie alt, ist immer auf Dauer jugendlich. Wir brauchen immer wieder diesen neuen jugendlichen Enthusiasmus. Oder Saraswati: „Oh Gott, bitte – oder Göttin – zeige mir, wie kann ich meine Kreativität dort reinbringen. Oh Göttin, irgendwo ist mein Tag träge geworden, langweilig, immer das Gleiche, ich kriege die Sachen nie geschafft. Wo ist dieses Gefühl, das ich mal hatte? Bitte, zeige mir, dass ich wieder diese Schmetterlinge im Bauch oder diese Energie, diese Kreativität habe, lasse sie wieder in mir fließen.“

Jetzt habe ich schon Bhakti verbunden mit Psychologie. Ich muss zugeben, bei mir ist meistens Bhakti vorrangig, wenn ich Mantras singe, Verehrung Gottes. Beides geht auch zusammen und wir können dann sagen, wir können das spüren, wie dann das hochkommt. Und so können wir mit jedem Mantra auch an die Bedeutung der Mantras denken und gerade darauf wird ja besonders hingewiesen, wenn ihr dem deutschen Text folgt, insbesondere auf der Seite 12. Von 12 bis 13 sind ja die einfachen Übersetzungen, aber von 13 bis 15 habt ihr auch die wörtliche Übersetzung. Das müsst ihr jetzt nicht alle aufschlagen, denn das war es schon, was ich darüber so sage. Also, ihr könnt diese Bedeutung, die psychologische Bedeutung, daran denken. Und dann können wir das Ganze aber auch machen mit vedantischer Einstellung. Vedantische Einstellung, Vedanta heißt: „Aham Brahmasmi. Ich bin das unsterbliche Selbst.“ Da können wir sagen: „Ich wiederhole jetzt Mantras, mögen sie meinen Geist ruhig machen. Und mögen sie helfen, dass mein Herz sich öffnet. Mögen sie helfen, dass die Kundalini erwacht und alles andere. Aber letztlich, ich bin jenseits von all dem. Ich benutze die Mantras, ich benutze die Psychologie, ich benutze die Hingabe, ich nutze alle Pranas, die ich bekommen kann, aber Satchidananda Rupa Shivoham Shivoham, meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit und die will ich erfahren. Und die Mantras helfen mir dazu.“ Und manchmal, wenn die Mantras das Prana erhöht haben, manchmal, wenn das Herz so weit geöffnet ist, dass es fast zerspringen will vor Liebe und Freude, in dem Moment können wir alles loslassen und uns in die Unendlichkeit hineinwerfen, springen, ausdehnen, letztlich schwierig auszudrücken. Plötzlich verlassen wir alles Getrennte und sind in diesem Unendlichen.


Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

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