Die Geschichte beginnt, wie Mythen öfters so sind, etwas eigenartig. Es gab einmal einen König namens Parikshit, der hatte irgendwo gehört, dass demnächst jemand namens Kali kommen würde, ein Dunkler, der die Güte der Menschen mit einer negativen, materialistischen Schwingung vernebeln würde. Und während er so durch die Lande streifte und herausfinden wollte, wo der ist, traf er jemanden, der mit einem Stock auf eine Kuh einschlug. Als er näher kam, sah er, dass die Kuh nur auf einem Bein stand. Und als Parikshit sah, wie dieser Mensch so brutal die arme Kuh misshandelte, ging er hin, nahm sein Schwert und wollte ihm den Kopf abschlagen. Ob das Prinzip der Verhältnismäßigkeit hier gewahrt ist, ist sicherlich zu bezweifeln, aber so sind die Mythen eben.
Jedenfalls, der andere hob kurz den Arm und sagte: „Hör mir erst zu, bevor du mir den Kopf abschlägst. Ich bin Kali, der Geist des neuen Zeitalters.“ Da sagte Parikshit, „Das trifft sich gut. Genau dir will ich den Kopf abschlagen.“ Kali antwortete: „Jetzt hör mir noch mal zu. Ich bin hier als der Geist des neuen Zeitalters. Das ist meine Aufgabe, mein Dharma.“ Parikshit sagte: „Nein, das geht nicht. Ich will nicht, dass du in den Menschen das Negative und das Materialistische und das Ängstliche belebst. In jedem Menschen sind positive wie auch negative Seiten. Wenn du stark wirst, dann weiß ich, dann werden die weniger positiven Seiten aktiv werden.“ Kali sagte daraufhin: „Also gut, machen wir doch ein kleines Geschäft: Ich werde dir versprechen, dass ich nicht überall sein werde, sondern nur an bestimmten Orten.“ Da sagte Parikshit: Okay, du kannst da sein, wo das Glückspiel ist. Wenn die Menschen um Geld spielen und Glückspiele machen, dann ist es ganz okay, wenn du ihren Geist noch weiter verwirrst. Wer sich auf so was Dummes einlässt…“ Da sagte Kali: Nun ja, aber das alleine, das reicht mir nicht aus.“ Parikshit antwortete: „Nun gut, dann geh auch dort, wo Menschen Sex für Geld haben. Da kannst du auch sein.“ Kali: „Gut, das ist schon besser, aber es reicht mir auch nicht.“ Parikshit: Gut, wo Menschen sich betrinken, da kannst du auch sein. Da kannst du den Geist der Menschen verwirren.“ Kali: „Schon besser, das ist auch schon mal ganz gut, aber ich brauche noch ein bisschen mehr.“ Parikshit: „Okay, da, wo es Menschen ums Geld geht, da kannst du auch sein.“ Da war Kali sehr froh und sagte: „Ah, das reicht jetzt voll aus. Überall, wo es Menschen um Geld geht, da werde ich sein, den Geist der Menschen verwirren und ihnen ihre ethische Unterscheidungskraft nehmen. Versprochen?“ Parikshit, der bisher diese Probleme in seinem Königreich nicht kannte, sagte: „Also gut, kein Problem. So machen wir es.“
So kam es, dass überall, wo Menschen Glückspiele machen, wo es ihnen um Geld geht., wo Menschen für Geld Sex haben und wo Menschen sich betrinken, die ethische Unterscheidungskraft der Menschen verwirrt wird. Dort überall ist Kali Yuga, das dunkle Zeitalter, welches die Menschen ins Elend stürzt. Nach ein paar Jahren wurde klar, dass das die Mehrheit der Menschen betrifft. Der Parikshit hatte gedacht, das wären nur ein paar Regionen, aber auf einmal war es die Mehrheit der Menschen.
Da ging Parikshit zu Brahma, dem Schöpfer und sagte: „Oh Brahma, was kann ich machen? Ich habe leichtsinnigerweise diese vier Zusagen gemacht und jetzt wird, wann immer Menschen eines dieser vier Sachen machen, ihr Geist vernebelt. Sie verlieren das ethische Unterscheidungsvermögen, das Mitgefühl, vergessen all ihre guten Vorsätze. Das betrifft inzwischen die Mehrheit der Menschen in der Mehrheit der Zeit.“ Brahma sagte daraufhin: „Es gibt ein Mantra, welches dieses wieder rückgängig machen kann, das ist das Maha Mantra, das großartige Mantra. Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare. Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare.” In diesem Mantra steckt Rama: Freude. Hare ist die Liebe. Und Krishna ist das Geheimnisvolle, das Höhere. Wer eine Liebe entwickelt zu etwas Höherem, wer mit anderen Menschen mit Liebe umgeht, wer mit Freude alles annimmt, was kommt, wer nach dem Höchsten strebt, der ist gefeit vor dem Übel des Kali. Der gleiche Mensch, der vorher ethisch falsch gehandelt hat, seine ethische Unterscheidungskraft verloren hat und ins Leiden gegangen ist, wird von den Übeln des Kali befreit werden. Er wird wieder klare Unterscheidungskraft haben und ein gutes Leben führen. Das Einfachste, um das zu entwickeln, ist das Singen des Mantras „Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare. Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare.”
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
Kommentare
Ich glaube, es könnte viel bewirken.
Eine schöne Geschichte, ich mag sie sehr gerne.
Vielen Dank und ein wunderschönes Wochenende
Haripriya