Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Die beiden Kirtans Nirvana Shatakam und Hey Prabhu zusammen symbolisieren zwei Flügel, die uns zeigen, wie wir zur Verwirklichung kommen können. Durch Jnana und Bhakti.
Jnana ist das Wissen und die Weisheit, Bhakti ist die Liebe, die Liebe zu Gott, die Liebe zu den Menschen. Das wird noch ergänzt durch Raja Yoga, das wie der Kopf des Vogels ist, und Karma Yoga, das vielleicht wie die Füße des Vogels ist, und vielleicht noch durch Kundalini und Hatha Yoga, die beide wie der Treibstoff sind, die den Vogel fliegen lassen. Aber insbesondere die beiden Flügel Jnana und Bhakti gehören gut zusammen.
Jnana wird ausgedrückt durch das Mantra Nirvana Shatakam. Nirvana ist dasselbe wie Samadhi, dasselbe wie Erleuchtung, wie höchste Verwirklichung. Ashta Shatakam, das sind die sechs Strophen zur Befreiung. Und die Essenz ist jeweils der Refrain „Chidananda Rupa Shivoham Shivoham. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Das ist schon jetzt meine wahre Natur.
Wir mögen durch verschiedene geistige Zustände gehen, ausgedrückt durch Mano, Budhya, Ahankara, Chithaa Ninaham. Wir mögen mal einen klareren Geist haben, mal einen unklareren, wie mögen durch Höhen und Tiefen gehen, all das mag immer wieder kommen. Aber es geht auch wieder. Etwas bleibt gleich, und das ist unsere wahre Natur, das Bewusstsein an sich. Die wahre Natur des Bewusstseins ist Satchidananda Rupa Shivoham Shivoham. „Ich bin Shiva, reines Bewusstsein. Ich bin Satchidananda.“
Wir können das im Jnana Yoga logisch ergründen, es ist durchaus etwas, was philosophisch nachvollziehbar ist. Das machen wir nicht jetzt, dazu haben wir ja die verschiedenen Jnana-Yoga- und Vedanta-Seminare. Man kann darüber meditieren, das machen wir z.B. jetzt in der Meditation-intensiv-Schweige-Woche. Aber wir können jederzeit darüber nachdenken, darüber meditieren und dieses Wissen dann irgendwann verwirklichen. Auch von den Identifikationen, die so schnell kommen, müssen wir uns immer wieder lösen. Wir identifizieren uns, wie in der zweiten Strophe gesagt, mit unserem Prana, mit unseren Lebensenergien. Wir identifizieren uns damit: „Oh, ich habe jetzt viel Energie, wenig Energie, ich habe gerade alles Mögliche, was toll oder weniger toll ist“. Wir identifizieren uns mit den Dhatus, den verschiedenen Aspekten unseres Körpers. Unser Skelettsystem mag mal gesünder sein, mal kranker. Unser Muskelsystem mag mal gesünder, mal kranker sein. Die Organe mögen mal gesünder und mal kranker sein. Wir mögen uns damit identifizieren, aber die Wahrheit hinter allem lautet: „Chidananda Rupa Shivoham Shivoham“.
Wir identifizieren uns mit unseren Werken, ausgedrückt durch Pani Pada. Wir identifizieren uns damit, was wir für tolle Sachen gemacht haben. Wir identifizieren uns damit, was wir für tolle Worte gesagt haben. Wir identifizieren uns damit, was wir jetzt endlich alles beseitigt haben usw. Aber wir sind nicht unsere Werke, die Werke verschwinden. Wir sind: „Chidananda Rupa Shivoham Shivoham, Sein, Wissen und Glückseligkeit“.
Wir identifizieren uns mit unseren Emotionen, das wird in der dritten Strophe etwas beschrieben. Wir identifizieren uns mit unserem Raga und Dwesha: „Ich mag das und ich mag das nicht. Und wehe, wenn etwas kommt, was ich nicht mag, dann bin ich enttäuscht. Wehe, etwas kommt nicht, was ich mag und was ich erwartet habe.“ Wir haben also diese emotionale Natur, die aus Mögen und Nicht-Mögen besteht. Dann geht sie weiter mit Lobha und Moha, Täuschung, Irrtümern, Verblendung. Das Wort Moha drückt eine ganze Menge aus. Emotionale Verblendung ist Moha. Und Lobha ist letztlich auch Verhaftung, Gier und Sucht. Emotionen stürzen sich auch noch auf „Das bin ich“ und „Das gehört mir. Das ist mein.“
Wir identifizieren uns mit dem, was wir denken, mit unseren Wünschen. Wir identifizieren uns mit dem, was wir denken, was wir zum Leben brauchen. Wir identifizieren uns damit, was wir denken, was uns zusteht. Gerechtigkeit ist etwas Wichtiges, aber wenn wir uns zu sehr damit identifizieren, dann kommen wir in alle möglichen Probleme.
Also fragen wir uns: „Wo sind meine Identifikationen? Woran hänge ich? Was ist die Ursache von allen Höhen und Tiefen?“ Wir erkennen das, wir lösen uns davon, wir lächeln vielleicht darüber, wir nehmen es vielleicht amüsiert zur Kenntnis und kommen dann zu „Chidananda Rupa Shivoham Shivoham: Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit“.
Und wenn es nicht gelingt, dann beten wir und sagen: „Oh Gott, Hey Prabhu, bitte hilf mir.“
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortragesvon Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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