Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 45. Vers.
„Sve sve karmany adhiratah samsiddhim labhate narah sva-karma-niratah siddhim yatha vindati tac chrnu.“
„Jeder Mensch, der seine Pflicht erfüllt, erreicht Vollkommenheit. Wie er Vollkommenheit erreicht, wenn er seine Pflicht erfüllt, darüber höre jetzt.“

 

Krishna spricht darüber, wie kann man Vollkommenheit erreichen. Was ist Vollkommenheit? Krishna beschreibt dort Siddhis, Samsiddhim, also Vollkommenheit im Sinne von, höchste Verwirklichung. Man könnte auch sagen, Siddhi in einem anderen Aspekt heißt Erfolg. Man kann erfolgreich sein und die höchste Vollkommenheit, die Erleuchtung erreichen, indem man seine eigene Pflicht erfüllt. Dazu ist es wichtig, herauszufinden: „Was ist meine Aufgabe? Was ist meine Pflicht?“

 

Es nutzt nichts, sich immer wieder zu vergleichen und immer wieder zu überlegen: „Ist der andere vielleicht besser? Hat der andere es einfacher? Warum kann ich nicht so sein wie der andere?“ Es gibt eine schöne Geschichte von einem Rabbi. Ich nenne ihn jetzt mal Rabbi Shlomo. Man findet sie in verschiedenen der Chassidim-Geschichten. Rabbi Shlomo sagte mal: „Wenn ich einst zu meinem Schöpfer gehen werde und mein Schöpfer fragt mich: „Warum warst du nicht wie Moses?“ Dann werde ich antworten, weil ich nicht Moses war, deshalb konnte ich nicht wie Moses sein. Wenn mein Schöpfer mich fragt: „Warum warst du nicht wie Elias?“ Dann werde ich antworten, weil ich nicht Elias war, deshalb konnte ich nicht sein wie Elias. Wenn aber mein Schöpfer mich fragt: „Warum warst du nicht wie Shlomo hätte sein können?“ Dann werde ich nur beschämt mein Haupt senken können.“

 

Die Geschichte soll besagen, für jeden Menschen heißt Vollkommenes etwas anderes. Du wirst sehen, dass jeder spirituelle Lehrer anders ist. Ein Swami Sivananda war großzügig, er war jovial, er konnte auf Menschen zugehen, er strahlte diese Freude aus und gleichzeitig war er auch sehr exakt in Kleinigkeiten. Er hatte einen sehr disziplinierten Tagesablauf. Ein Swami Vishnudevananda war ein hochemotionaler Mensch, einer, der sehr intensiv sein konnte, der große Begeisterung verstrahlen konnte, der aber auch mal seinem Ärger Ausdruck geben konnte. Ein Swami Chidananda war ein sehr gelassener Mensch, wo es fast unmöglich war, ihn aus der Ruhe zu bringen. Ein Swami Krishnananda war manchmal etwas burschikos, er war etwas ruppig, er war sehr authentisch, er hatte genau gesagt, was er gedacht und gefühlt hatte.

 

Er hat Menschen zur Entwicklung gebracht, indem er sie herausgefordert hatte. Bei Swami Krishnananda konnte man nicht einfach halbherzig dabei sein. Er hat einen aufgefordert, wirklich zu denken, wirklich sich zu engagieren. So ist jeder Meister anders. Und es gibt Meister, die die große Weltbühne betreten, wie ein Swami Sivananda, und es gibt andere Meister, wie einige Schüler von Swami Sivananda, die ziemlich im Versteckten wirken und auch die Selbstverwirklichung erreicht haben. So musst du selbst immer überlegen: „Was ist meine eigene Pflicht, im Sinne von, was muss ich tun?“ Und die Pflicht ergibt sich aus deiner Wesensnatur und dem Karma. Es gilt, zu schauen: „In welcher Situation bin ich? Und wie kann ich die Aufgaben, die aus der Situation sich ergeben, erfüllen, indem ich meine eigenen Talente nutze?“ Also, für jeden Menschen ist es etwas anderes. Nutze deine Talente, nutze deine Natur, nutze dein Temperament und erfülle die Aufgaben, die das Leben dir bringt. So erreichst du Vollkommenheit.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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Kommentare

  • Wahre Pflichterfüllung besteht darin, sein ganzes Leben Gott zu weihen, Vollkommenheit ist Einssein mit dem Göttlichen !
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