Om Namah Shivaya, guten Morgen!
Ich will heute Morgen etwas lesen, das nennt sich „Paradoxe Empfehlungen“, stammt aus einem Buch von Kenth Keith und passt sehr gut zu dem, was ich gestern Abend gesprochen habe über Vertrauen entwickeln. Im Sinne von, es ist unsere Aufgabe, Vertrauen zu entwickeln. Es ist nicht unsere Aufgabe, uns so zu verhalten, dass andere Vertrauen in uns haben. Gut, natürlich, wir sollen uns so verhalten, dass wir vertrauenswürdig sind, aber es ist nicht so, dass wir versuchen sollen, wie Verzweifelte das zu versuchen. Und wichtig ist, dass wir inmitten von Enttäuschungen nicht unser Vertrauen verlieren, denn eines ist sicher, wir werden enttäuscht werden. Wir können eine Enttäuschung dazu führen lassen, dass wir Vertrauen grundsätzlich verlieren oder wir können so umgehen, wie es Kenth Keith hier empfiehlt.
„Menschen erscheinen manchmal unverschämt, unvernünftig und ichbezogen. Liebe sie trotzdem.
Wenn du gütig bist, werden dir manche vorwerfen, du hättest eigennützige Hintergedanken. Sei trotzdem gütig.
Wenn du erfolgreich bist, wirst du scheinbar einige falsche Freunde und einige echte Feinde bekommen. Sei trotzdem erfolgreich.
Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verletzlich. Sei trotzdem ehrlich und offen.
Wer groß denkt, wird manchmal von Kleingeistern behindert. Denke trotzdem groß.
Was du über Jahre aufgebaut hast, kann über Nacht zerstört werden. Baue trotzdem auf.
Wenn du heiter und fröhlich bist, werden Menschen dich beneiden. Sei trotzdem fröhlich.
Was du heute Gutes tust, kann morgen vergessen sein. Tue trotzdem Gutes.
Die Menschen, die Hilfe brauchen, mögen dich angreifen, wenn du ihnen hilfst. Hilf den Menschen trotzdem.
Gib der Welt so viel du kannst, und es wird nie genug sein. Gib der Welt trotzdem so viel du kannst. Letztlich geht es um dich und Gott.“
In ähnlicher Richtung hat Marc Twain mal gesagt: „Der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Hund ist, der Hund beißt nicht denjenigen, der ihm Gutes tut.“ Trotzdem sollten wir Gutes tun. Oder ich war mal in einem Zentrum gewesen, da haben wir so einen geflügelten Ausdruck gehabt, das hieß: „Trotzdem Bhagavan, trotzdem.“ Das heißt, Menschen tun komische Sachen, trotzdem sind sie eine Manifestation Gottes, trotzdem werden wir sie lieben, trotzdem werden wir, mindestens in einem beschränkten Kontext, unser Vertrauen wieder schenken. Irgendwas, was wir tun, geht schief: „Trotzdem Bhagavan, trotzdem.“ Bhagavan heißt wörtlich Göttlicher. Wir können auch sagen zu Gott: „Trotzdem Gott, trotzdem, ich werde mich bemühen.“ Oder auch: „Trotzdem, was dort passiert ist, ich werde mich bemühen.“ Oder: „Trotzdem, in mir wohnt Gott, trotzdem werde ich es tun. Trotzdem Bhagavan, trotzdem.“ Letztlich läuft es auf was Ähnliches hinaus wie die Bergpredigt. Da war auch: „Liebe deine Gegner. Gib denen, die dir schaden. Tue Gutes denen, die schlecht über dich reden. Und wenn dir jemand ein Hemd klaut, dann gib ihm auch noch den Mantel.“
Swami Sivananda schreibt auch viele Geschichten von indischen Weisen, die genau das umgesetzt haben. Es gibt so eine Geschichte, da gab es jemanden, einen Weisen, der hatte gerade Gaben bekommen von seinem Schüler, da bricht ein Dieb ein und klaut. Der Meister rennt dem hinterher und weil er viel Hatha Yoga geübt hat, ist er schneller als der Dieb. Der Dieb hat jetzt Angst. Da sagte der Meister: „Du hast nur das Wertlose genommen aus meiner Hütte. Komm wieder zurück, dass du das mitnehmen kannst, was wertvoll ist.“ Trotzdem Bhagavan, trotzdem. Da kann man manchmal darüber nachdenken. Es ist jetzt keine Dummheit. Es gibt einen Unterschied zwischen Vertrauen und Dummheit. Also z.B. angenommen, ihr habt einen Hund und ihr habt ein Kaninchen und die beiden kennen sich noch nicht.
Jetzt könnt ihr sagen: „Ich habe großes Vertrauen in meinen Hund und deshalb lasse ich ihn jetzt mit dem Kaninchen allein.“ Das nennt sich Dummheit bzw. Himsa gegen das arme Kaninchen. Ihr könnt eben sagen: „Ja, Hund hat bestimmte Eigenschaften instinktiv. Er ist ein guter Hund und als guter Hund wird er Kaninchen erst mal als Opfer ansehen.“ Es gibt Weisen, wie Kaninchen und Hund gut auskommen. Es gibt einige, die mir gesagt haben, die kommen gut aus, insbesondere wenn man den Hund vegetarisch ernährt, was geht, dann werden nämlich diese Instinkte langsam weniger und dann kann er gut auskommen mit anderen Vegetariern, die werden sich sogar zusammen das Fressen teilen. Obgleich ein Hund andere Nährstoffe braucht als ein Kaninchen und deshalb besser das Hundefutter fressen würde. Aber die können sich vertragen. Aber wenn wir irgendwo merken, dass ein Mensch die und die Instinkte oder Eigenschaften hat, werden wir das berücksichtigen. Aber trotzdem Bhagavan, trotzdem. Er ist immer noch göttlich, er ist immer noch tief im Inneren gut und ich werde immer noch Schritte auf ihn zugehen. Letztlich schreibt Kenth Keith, geht es um dich und Gott. Es geht darum, dass wir wachsen und dass wir in allem das Göttliche erkennen wollen.
Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:
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