Über wirkliches Wissen (2. Teil)

Bhagavad Gita, Zwiegespräch zwischen Krishna und dem Arjuna, 10. Kap. 2. Vers: „Weder die Heerscharen der Engelswesen noch die großen Weisen, die Maharishis, kennen Meinen Ursprung; denn in jeder Hinsicht bin Ich der Ursprung aller Götter und großen Weisen.“ Krishna sagt hier seinem Schüler, dem Arjurna: „Ich will dir jetzt etwas sagen, das eigentlich niemand weiß.“ Selbst die Maharishis – die Rishis sind die Verkünder der Veden und die großen Heiligen sind die Maharishis – selbst die wissen es nicht wirklich. Das stimmt uns ein bisschen demütig. Wir sehen ein, dass Gott intellektuell nicht erfahrbar und nicht begreifbar ist. Selbst die Schöpfung ist nicht intellektuell begreifbar. Die modernen Mathematiker und Physiker und Chemiker arbeiten weiter an der Weltenformel, und vor über 100 Jahren hatte man schon gedacht, man hätte sie gefunden. Man entdeckte diese komischen Mikropartikel, die sich etwas eigenartig verhalten, und dann hat Einstein daran gearbeitet, aus diesen Erkenntnissen eine Weltenformel zu schaffen. Er konnte die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie postulieren, aber an der wahren großen Weltenformel, an der er einige Jahrzehnte gearbeitet hat, ist er gescheitert. Inzwischen gibt es sogar einige Natur- und Physikphilosophen, die einräumen, dass die physische Welt womöglich nicht intellektuell begreifbar ist. Und selbst wenn sie tatsächlich in mathematische Formeln zu bringen wäre, wer würde die wirklich begreifen? Wenn ihr hört, dass es im Hirn Hundertmilliarden Zellen gibt, sagt euch das was? Es gibt so viele Zellen im Hirn, wie es Sterne im ganzen Universum gibt. Plus-Minus ein paar Milliarden. Es gibt so viele Verbindungen zwischen Hirnzellen, wie es Sandkörner im Universum gibt. Wir wissen das. Aber wirklich verstehen können wir es nicht. Wir denken manchmal: „Ja, ich habe es verstanden. Jetzt habe ich es kapiert.“ Meiner Beobachtung nach denken Menschen nach drei Jahren Praxis, sie hätten Yoga verstanden. Nach zwölf Jahren denkt das keiner mehr. Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die irgendwann das Gefühl haben, Yoga im Wesentlichen verstanden zu haben. Was tut man als nächstes? Gut, man kann sich noch intensiver damit beschäftigen. Als nächstes kommt man vielleicht ins Ayurveda und lernt die drei Doshas, die sieben Dhatus und die zehn Vatas und Vayus kennen. Sofort hat man wieder einiges zu tun. Aber selbst wenn wir uns immer weiter bilden, nur mit dem Intellekt können wir nichts wirklich verstehen, weder die Maharishis, die großen Rishis noch die schwer fassbaren Engelswesen. Krishna bezieht sich hier auch auf einen Vers aus einem Rig Veda, in dem es heißt: „Wer kann es sagen, wer weiß es, wie diese Welt entstanden ist? Selbst die ersten, die etwas wissen, kamen nachher.“

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg.

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