Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 28. Vers

„Ayuktah prakrtah stabdhah satho naiskrtiko’lasah visadi dirgha-sutri ca karta tamasa ucyate.“
Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna:
„Unbeständig, vulgär, unbeugsam, betrügerisch, hinterlistig, faul, mutlos, zaudernd – wer so handelt, wird tamasig genannt.“

Also, verschiedene Arten von Handlungen werden tamasig genannt. Unbeständigkeit kann es sein. Also, man fängt etwas an und gibt es dann wieder auf. Man fängt wieder was an, und weil es anstrengend wird, gibt man es wieder auf. Man fängt wieder was an und gibt es auf. Das ist unbeständig, das ist tamasig. Vulgär – darüber kannst du dir jetzt vorstellen, was du willst. Vulgär heißt letztlich auch, ohne auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Unbeugsam, letztlich auch der Fanatiker kann tamasig sein. Beständigkeit ist gut, Fanatismus, Unbeugsamkeit, Starrheit ist nicht gut. Du siehst, es gibt verschiedene Weisen, tamasig zu sein. Keiner wird all diese Eigenschaften haben, aber verschiedene dieser Eigenschaften sind möglich. Betrügerisch.

Betrügerisch kann auch mit Rajas vermischt sein, aber jede Art von unethischem Handeln ist auch tamasig. Wenn man etwas tut, ohne Rücksicht zu nehmen auf Ethik, ohne Rücksicht zu nehmen auf Gesetze in einem Rechtsstaat, nur um etwas zu bekommen, dann ist das auch tamasig. Hinterlistig, hinter dem Rücken von anderen intrigieren. Das ist etwas Rajasiges, aber es ist auch unethisch und damit tamasig. Aber auch faul, antriebslos, gar nichts zustande bringen. Mutlos zu sein, aus lauter Angst gar nicht in die Gänge zu kommen. Zaudernd, hunderttausend Mal überlegen und dann doch nichts zu tun. Auch das sind Manifestationen von Tamas.

In diesem Sinne kannst du auch wieder überlegen: Gibt es etwas, wo du tamasig bist und was du vielleicht sattviger machen kannst? Hast du vielleicht zu früh bei etwas aufgegeben oder bist du im Begriff, etwas aufzugeben zu früh, und du müsstest einfach durchhalten. Bist du manchmal rücksichtslos oder beugst du die Ethik und die Gesetze und die Regeln zu sehr und zwar nicht aus Gründen, um anderen zu helfen, sondern egoistisch? Dann mache das nicht. Und bist du manchmal zu träge, zu faul, mutlos, zaudernd? Dann überlege, wie du wieder mit Mut da rangehen kannst. Du wirst nie etwas Hundertprozent sicher tun können. Nie ist vielleicht übertrieben, aber normalerweise wirst du nicht Hundertprozent sicher sein. Es reicht manchmal schon aus, wenn du sechzig Prozent sicher bist. Wenn du irgendwo innerlich spürst, „das ist meine Aufgabe und irgendwo spüre ich, das ist das Richtige“, dann tue es. Bringe es Gott dar. Selbst wenn es zunächst mal noch nicht vollkommen ist. Tue es, bringe es Gott dar und dann wird die göttliche Kraft durch dich hindurchströmen.

Statt Trägheit und Faulheit kannst du natürlich auch mal erschöpft sein. Manchmal braucht man auch mal Ferien, manchmal braucht man einen Urlaub. Manchmal brauchst du vielleicht häufigere Yogastunden, intensivere Meditationen, mehr Pranayama, ein Wochenende oder eine Intensivwoche in einem Ashram. Manchmal, wenn du merkst, du wirst doch etwas träge, dann ist es vielleicht kein Zeichen für Tamas, sondern einfach für Erholungsbedürftigkeit. Und da gilt es, dass du dieses Bedürfnis nicht einfach überspielst oder übergehst oder vielleicht mit Kaffee übergehst, denn das wird sich irgendwann mal rächen. Wenn du müde oder träge bist, vielleicht bist du auch krank, vielleicht solltest du mal zu einem Arzt oder Heilpraktiker gehen, vielleicht musst du mehr Pranayama und mehr AsanasMeditation üben, vielleicht brauchst du einfach mehr spirituelle Kraft.

Yoga ist Geschick im Handeln und Yoga heißt auch geschickter Umgang mit sich selbst.

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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